Olympische Spiele: Tschechiens Sportler blieben hinter den Erwartungen

Die XXVIII. Olympischen Sommerspiele von Athen sind zu Ende gegangen... (Foto: CTK)

Mit der Übergabe der Olympiaflagge an den nächsten Ausrichter Peking und mit einem abschließenden Feuerwerk sind am Sonntagabend die XXVIII. Olympischen Sommerspiele von Athen zu Ende gegangen. Am Feuerwerk der absoluten Topleistungen, sprich: an der Medaillenvergabe, waren 75 der gestarteten 202 Teilnehmerländer beteiligt, darunter mit den Gewinn von einmal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze auch die Tschechische Republik. Der daraus resultierende 42. Rang in der Medaillenwertung allerdings ist die schlechteste Platzierung einer tschechischen Equipe in der seit 1948 begonnenen olympischen Nachkriegsära. Lothar Martin zieht eine erste Bilanz.

Die XXVIII. Olympischen Sommerspiele von Athen sind zu Ende gegangen...  (Foto: CTK)
Am Samstagabend, zum Abschluss des vorletzten Wettkampftages, waren nahezu alle Blicke der tschechischen Sportöffentlichkeit nur auf eine olympische Konkurrenz gerichtet: das Speerwerfen der Männer. Denn in dieser Disziplin war kein Geringerer als der Nestor und zugleich erfolgreichste Aktive des tschechischen Olympiateams am Start - der 38-jährige Jan Zelezný. Wie kein Zweiter hatte Zelezný in den zurückliegenden Jahren unter den Speerwerfern dominiert und nach Silber 1988 in Seoul gleich dreimal hintereinander die olympische Goldmedaille gewonnen. Die Einzigartigkeit von vier Olympiasiegen in ein- und derselben Disziplin hatten vor Zeleznýs Olympiastart Nummer fünf lediglich die beiden US-Amerikaner Al Oerter und Carl Lewis vorzuweisen. Dabei blieb es am Ende auch, denn der fünfte Anlauf des Modellathleten aus Mladá Boleslav schlug diesmal fehl. Mit 80,59 m verpasste Zelezný den Endkampf der besten Acht und kam diesmal nur auf dem neunten Platz ein. Wie für ihn typisch, suchte Zelezný die Ursachen für seinen Misserfolg zuerst bei sich selbst:

Jan Zelezný  (Foto: CTK)
"Ich habe einfach nicht so weit geworfen, wie ich in der Lage gewesen wäre. Das ist für mich eine riesige Enttäuschung. Vor allem deshalb, weil ich hier nicht nur für mich allein geworfen habe, sondern für viele Leute, die mir nahe stehen. Das tut mir dann auch am meisten leid, denn ich wollte mehreren Leuten, die mir das ganze Jahr über in irgendeiner Weise geholfen haben, eine Freude machen. Das es nicht klappte, tut mir wirklich leid. Das ist traurig."

Jan Zelezný ist jedoch der letzte Athlet, der traurig sein müsste. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen in der Vergangenheit und seines guten Standings ist er in Athen von den Sportlern aus aller Welt in die IOC-Athletenkommission gewählt worden und somit zum zweiten Male Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees geworden. Was etwas verdrießlich stimmt, ist die tschechische Medaillenbilanz. Denn nur einen Olympiasieg, so wenig hatte eine tschechische Vertretung zuletzt bei den Olympischen Sommerspielen 1956 in Melbourne vorzuweisen. Damals war es noch die Mannschaft der ehemaligen Tschechoslowakei. Die mittlerweile selbstständigen Slowaken hingegen konnten in Athen gleich zweimal triumphieren. Dennoch will der Präsident des Tschechischen Olympischen Komitees, Milan Jirásek, diese Bilanz nicht zu schwarz malen.

"Ich habe vor den Spielen verkündet, dass ich sehr zufrieden und glücklich sein werde, wenn wir uns den Ergebnissen annähern würden, die wir in Sydney erzielt haben. Also eine ähnliche Medaillenausbeute, auch wenn ich sagen muss, dass sich unsere Teilnahme nicht nur an den Medaillen festmachen lässt. Diesbezüglich fällt nämlich auf, dass wir eine gehörige Anzahl an vierten, fünften und sechsten Plätzen vorzuweisen haben, ebenso wertvolle Teilnahmen in so manchem Finallauf, was bei den vorangegangenen Spielen nicht so der Fall war. Es fehlt uns in der Endabrechnung natürlich eine zweite Goldmedaille, aber alle, die die Spiele verfolgt haben, wissen auch, dass wir einige Male nur um Zentimeter bzw. Millimeter an weiteren Medaillen vorbeigeschrammt sind. Unsere Sportler haben uns ganz sicher keine Schande gemacht, mir tun vielmehr einzelne Athleten leid, die den maximalen Erfolg in Reichweite hatten. Aber, es tue mir leid, dass ich nicht mit den Medaillen nur so klimpern kann, das ganz sicher nicht."

Eine ausführliche Nachbetrachtung aus tschechischer Sicht zu den Olympischen Spielen in Athen können Sie noch am Mittwoch in unserem Sportreport vernehmen.