Roman Sebrle - Trumpf der tschechischen Leichtathletik
Im heutigen Sportreport stellt Ihnen Lothar Martin den tschechischen Athleten vor, der in der Gegenwart nach wie vor als der erfolgreichste und populärste Sommersportler des Landes gilt.
Aber warum ist er, der schon als Schüler sehr sportbegeistert war, aber nun ausgerechnet bei der Leichtathletik gelandet?
"Also, die Leichtathletik hat mir schon immer gefallen. Wie ich bereits gesagt habe, wurde ich schon frühzeitig für die leichtathletischen Wettkämpfe nominiert, die meine Grundschule in Rychnov nad Kneznou gegen die umliegenden Grundschulen austrug, obwohl ich die Disziplinen nicht eigens dafür trainiert habe. Denn ich spielte zu jener Zeit aktiv Fußball, aber letztlich hat mich dann doch die Leichtathletik gepackt. Und warum bin ich gerade Zehnkämpfer geworden? Nun, ganz sicher wegen der Vielfalt der Disziplinen, die es da zu meistern gilt. Das ist schon etwas anderes, als wenn ich immer nur Weitsprung machen oder die 400-Meter-Strecke laufen würde. Da herrscht wirklich Abwechslung, und diese Abwechslung hat mir auch schon im Training am meisten zugesagt."
Von Roman Sebrle erfahren wir, dass das Schwerste im Zehnkampf der eigentliche Wettkampf sei. Denn dieser geht über zwei Tage, und an diesen beiden Tagen müsse man seine Spannung und Konzentration maximal aufrechterhalten, was eine große psychische Belastung darstelle. Man dürfe sich keine großen Fehler erlauben, wenn man erfolgreich sein will, und daher sei er auch beim olympischen Wettstreit in Athen an beiden Tagen ziemlich nervös gewesen, sagte Sebrle. Auf die Frage, ob er etwas am olympischen Reglement seiner Konkurrenz ändern würde, wenn er es könnte, antwortete Sebrle:"Also, ich würde die Auslosung bei den Laufdisziplinen ändern. Ich weiß nicht, unter welchen Gesichtspunkten man die Auslosung in Athen vorgenommen hat, aber sie war nicht gut gemacht. Meine Hauptkonkurrenten liefen zum Beispiel in ganz anderen Läufen als ich. Wenn man dann in einem solchen Lauf mehr bzw. weniger Wind von vorn oder hinten als der Gegner hat, dann kann einem das gleich einige Zehntel kosten. Zum Glück habe ich mich deswegen nicht aus dem Konzept bringen lassen, denn ich wusste, dass ich in einer guten Form bin. Solche Dinge dürfen einem auch nicht aus der Bahn werfen, aber ich würde das ganz bestimmt ändern."
Auch zum Thema Doping, dem größten Feind des Spitzensports der Gegenwart, hat Roman Sebrle eine klare Meinung. Denn auf unsere Frage, ob man mit Aufputschmitteln im Zehnkampf noch bessere Resultate erzielen könne, reagierte der Modellathlet von Dukla Prag wie folgt:
"Nun, ich kann nicht einschätzen, wie das funktionieren soll, denn ich habe das nie probiert. Aber da der Zehnkampf eine sehr spezifische Angelegenheit ist, glaube ich auch meinen Kontrahenten, dass sie keine Aufputschmittel nehmen. Denn wir haben in unserem Wettkampf eine wirklich breit gefächerte Skala an Disziplinen zu absolvieren. Wenn jemand zum Beispiel mit Doping die Schnellkraft in den Lauf- oder Sprungdisziplinen beeinflussen will, dann fehlt ihm die Kraft bei den technischen Disziplinen und umgekehrt. Also, eine gute Ausgewogenheit in den Muskelpartien ist sehr wichtig, und ich denke auch, dass in keiner unserer zehn Disziplinen schon wirkliche Superleistungen erzielt wurden. Daher sehe ich auch keinen Grund für Doping."Roman Sebrle holt sich seine Kraft und Kondition seit Jahr und Tag durch eisernes und wissenschaftlich optimiertes Training bei Dukla Prag, dem größten und populärsten Armeesportclub des Landes. Wie ist er seinerzeit eigentlich Berufssoldat geworden?
"Nun, das war eigentlich ganz einfach. Als ich meinen einjährigen Grundwehrdienst geleistet habe, durfte ich bei Dukla mittrainieren, und nach einigen guten Ergebnissen wurde mir angeboten, Berufssoldat werden und damit die Trainingsbedingungen bei Dukla weiter nutzen zu können. Das hatte schon gewisse Vorteile, so dass ich das Angebot ohne zu zögern angenommen habe."
Findet man bei Dukla wirklich die besten Bedingungen vor?
"Nun, ganz eindeutig Ja. Bei Dukla hat man die besten Bedingungen hier bei uns in der Tschechischen Republik. Das bedeutet, wer erfolgreich Spitzensport betreiben will, muss zu Dukla gehen, darüber braucht man nicht zu diskutieren. Von allem hat man die besten Voraussetzungen: ein tolles Stadion, eine ebenso moderne Sporthalle, einen Kraftraum sowie gute Ärzte und Physiotherapeuten. Sehr wichtig sind auch das Essen und dann natürlich die Bezahlung. Man bekommt jeden Monat pünktlich sein Geld, was wohl der größte Vorteil gegenüber anderen Sportvereinen ist. Denn Sie können die Leichtathletik noch so gern betreiben, wenn Sie keine Perspektive haben, weil Sie monatlich quasi um ihr finanzielles Überleben kämpfen müssen, dann werden Sie über kurz oder lang nicht die Ergebnisse bringen, die Sie gerne hätten. Also, bei Dukla sind alle Hauptvoraussetzungen erfüllt, deshalb ist es hier am besten."Im weiteren Gespräch erfuhren wir von und über Roman Sebrle noch, dass er selbst bei einem sehr guten finanziellen Angebot wohl keine Reklame für Tabakerzeugnisse machen würde, und dass er sich in politischer Hinsicht nicht vor den Wahlwerbekarren einer Partei spannen lassen würde, so wie es zum Beispiel Eishockey-Superstar Jaromir Jagr getan hat. Zurzeit genüge es ihm voll und ganz, so Sebrle, ein guter Ehemann und Familienvater sowie der internationale "König der Athleten" zu sein.