Auffanglager Balková: Zellen werden bald reduziert - Essen wird kritisiert

Balkova detention centre for refugees

Zu einer alltäglichen Erscheinung ist auch in Tschechien in den zurückliegenden Jahren das Flüchtlingsproblem geworden, das immer wieder nach neuen Lösungen verlangt. Eine Konsequenz dessen, dass ständig neue Flüchtlinge aus zumeist asiatischen Ländern nach Tschechien gelangen, ist der Auf- und Ausbau von so genannten Auffanglagern, von denen hierzulande inzwischen fünf errichtet wurden. Zum "Tag der offenen Tür" konnten die Medien das größte und älteste von ihnen - das westböhmische Auffanglager Balková besuchen. Lothar Martin war für Radio Prag vor Ort.

Das Auffanglager in Balková, das in einem völlig abgelegenen Waldstück unweit von Karlovy Vary/Karlsbad angesiedelt ist, wurde am 5. November 1998 mit der damaligen Kapazität von 120 Plätzen in Betrieb genommen. Inzwischen ist es auf 312 Plätze aufgestockt worden, womit es den führenden Platz unter den fünf tschechischen Auffanglagern einnimmt, was uns der stellvertretende Leiter der Einrichtung, Major Miroslav Piskule, wie folgt erklärt:

Miroslav Piskule
"Diese Einrichtung ist gegenwärtig die größte von denen, die in der Tschechischen Republik von der hiesigen Ausländerpolizei betrieben werden. Sie wissen sicher, dass sich die weiteren Einrichtungen in Velké Prílepy, Postorná, Frýdek-Místek und Belá Jezová befinden."

Von Major Piskule erfahren wir des Weiteren, dass die Insassen des Auffanglagers Balková in zwei Regimegruppen aufgeteilt sind, und zwar in das gemäßigte und in das strengere Regime. Derzeit ist das Verhältnis der Flüchtlinge, die in einem der beiden Regimes unterbracht sind, ungefähr fifty-fifty, erklärt Piskule, um später anzufügen, dass sich dies mit Beginn des neuen Jahres ändern werde. Denn dann entfällt aufgrund einer ab dem 1. Januar 2004 in Kraft tretenden Gesetzesnovelle ein gewichtiger Grund, weshalb Flüchtlinge bisher dem "strengeren Vollzug" zugeführt werden. Nämlich der, dass in diesem auch Flüchtlinge einsitzen müssen, die ihre Identität nicht nachweisen können, sprich: die ohne Papiere illegal in Tschechien eingereist sind und hier aufgriffen wurden. Daher werde sich die Kapazität der buchstäblichen Zellen ab kommendem Jahr auf 36 Plätze reduzieren, ergänzte Piskule.

Wenn illegal nach Tschechien eingereiste Ausländer aufgegriffen werden, können sie bis zu 180 Tage in den so genannten Auffanglagern festgehalten werden, wo die meisten von ihnen - laut Piskule 60 Prozent - einen Asylantrag stellen. Während dieser Zeit wird für sie im jeweiligen Auffanglager neben der Unterbringung auch für Verpflegung und medizinische Betreuung gesorgt, was polizeilichen Angaben nach in guter Qualität geschehe. Doch das Urteil der Flüchtlinge fällt da weit differenzierter aus. So sagte der aus Bangladesh stammende Fonon Kabir exklusiv für Radio Prag:

"Ich bin aus Bangladesh, und zwar der einzige hier. Ich bin bereits über drei Monate hier, ich kann nicht zurück, da ich zu Hause politische Probleme habe. Ich weiß nicht, was aus mir wird. Die Unterkunft ist o. k., aber manchmal kann ich nichts essen, weil es Schweinefleisch gibt, ich aber Muslime bin. Das Essen ist zu wenig, ich habe Hunger, ich bin geschwächt. Gern würde ich hier bleiben und arbeiten. Ich würde auch Tschechisch lernen, aber ich erhalte dazu keine Chance, denn ich bin hier eingesperrt und hier passiert auch nichts."