Aufregende Räume und verwegene Künstler

Liebe Hörerinnen und Hörer des Kulturspiegels von Radio Prag, in unserer heutigen Sendung widmen wir uns einer österreichisch-schweizerischen künstlerischen Intervention, die in Südböhmen stattgefunden hat. Zu einem Galeriebesuch lädt Sie in den folgenden paar Minuten, Marcela Pozarek ein.

Auf dem wunderschönen riesigen Hauptplatz der südböhmischen Stadt Ceské Budejovice/ Budweis, steht fast unscheinbar das Haus der Kunst. Wer in den nächsten Sommerwochen vielleicht als Tourist die südböhmische Teichlandschaft genießt, der muss unbedingt Budweis besuchen, den dort erwartet ihn eine hervorragende Galerie. Der pompöse Name "Haus der Kunst" hielt während der kommunistischen Ära nicht, was er versprach. Mittelmäßige Ausstellungen von mittelmäßigen Staatskünstlern waren die Regel und so war es kein allzu schwieriges Unterfangen für den Galeristen und Künstler Michal Skoda Ende 90-er Jahre ein spannendes Konzept zu entwickeln:

"Es war kein Problem dieses Konzept zu erfüllen, weil das Haus hier hatte keine große und gute Vergangenheit. Hier gab´s Ende der 60-er Jahre ein paar gute Ausstellungen und dann war alles im Großen und Ganzen fast tot. Auch die Ausstellungen gleich nach der Wende hatten eher regionalen Charakter. Ich wollte Künstler präsentieren, die noch nie da gewesen sind und weil noch überhaupt niemand hier war, kann ich wirklich gute Sachen zeigen."

Eine solche gute Sache ist die Hommage a H.C.Artmann "Fleiß und Industrie". Der österreichische Künstler Peter Kogler hat die Räume des Budweiser Hauses der Kunst mit einem üppigen schlangenartigen Schlauchmotiv austapezieren lassen, die den Raum völlig verändern und auf diesem riesenhaften Motiv hängen die fast filigranen und akribisch gefertigten Zeichnungen des Schweizers Johannes Gachnang. Dabei ist ein raffinierter Dialog entstanden, der nicht nur auf den Besucher eine Sogwirkung ausübt, sondern auch für die Künstler zu einem spannenden Erkenntnisprozess führte, wie im Gespräch Peter Kogler meinte.

Mit dem Künstler und Kurator Johannes Gachnang sprach ich anlässlich der Vernissage in Budweis u.a. über die europäische Obsession der rechten Winkel, die in seinen Zeichnungen vorkommen, aber natürlich auch zu einer sozio-kulturellen Konstante gehören.

Liebe Hörerinnen und Hörer, es gilt also eine kleine Reise nach Mitteleuropa zu machen.

Die Budweiser Ausstellung der Herren Kogel und Gachnang können Sie noch bis 12. 8. besuchen, oder aber Sie können sich einige Bilder von den Räumen auf der Website von Radio Prag www.radio.cz ansehen .

Mit einem kleinen Textzitat von H.C. Artmann verabschieden wir uns nun von Ihnen:

"Die raummänner habe dienstfrei, sie gehen down-town, essen eis, besuchen museen. Im schönen planetarium des abends trinken sie gekühltes real gusto-bier und sprechen leise vom raum."

Autor: Marcela Pozarek
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