Banküberfall mit Geiselnahme in Prag endet unblutig

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Am Mittwoch erlebten die Mitarbeiter einer kleinen Bankfiliale im vierten Prager Stadtbezirk den blanken Horror. Ein Bankräuber betrat am Vormittag die Geschäftsräume und nahm zwei Bankangestellte als Geiseln. Nach etwa vier Stunden war der Spuk aber bereits vorbei, auch Dank der guten Arbeit der Polizei.

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Das Drama in der Filiale der Kommerzbank begann gegen halb elf Uhr vormittags. Ein maskierter Mann kam herein, forderte mit vorgehaltener Schusswaffe mehrere Millionen Kronen und nahm die Filialleiterin der Bank sowie eine Angestellte als Geiseln. Innerhalb kürzester Zeit trafen Sondereinsatzkräfte der Polizei ein.

Alles sei ruhig gewesen und plötzlich war alles voller Polizisten, berichtet eine Anwohnerin. Die Polizei sicherte die Umgebung, postierte Scharfschützen und sperrte die belebte Straße. Der Leiter der schnellen Eingreiftruppe der Polizei, Libor Lochman, beschrieb später die Dramatik der Situation:

„Gegenüber den Geiseln hat sich der Mann zwar nicht aggressiv verhalten, aber natürlich bestand die Gefahr, dass er von seiner Schusswaffe Gebrauch macht. Zeitweise befand er sich in einem depressiven Zustand, und wir wussten nicht genau, wozu er fähig ist.“

Verhandlungsteams der Polizei nahmen Kontakt mit dem Geiselnehmer auf. Der forderte Geld und freies Geleit. Die Polizeipsychologin Ludmila Čírtková:

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„In einer ersten Phase geht es darum, beruhigend auf den Geiselnehmer einzuwirken und ihn davon zu überzeugen, dass sich die Polizisten ihm gegenüber fair verhalten.“

Kurz nach 12 Uhr dann der erste Erfolg: Der Kriminelle lässt eine Geisel, die völlig traumatisierte Bankfilialleiterin, laufen. Weitere zwei Stunden später gelang es den Polizeibeamten, den 51-jährigen Bankräuber zu überlisten. Eine Polizistin in Zivil – sie war Mitglied des Verhandlungsteams – bot sich im Austausch für die zweite Geisel an. Die Eingreiftruppe der Polizei überraschte den Bankräuber mit einer Blendgranate und machte ihn dingfest.

Der Zugriff sei so schnell erfolgt, dass der Mann kaum eine Chance hatte, sagte Einsatzleiter Lochman. Er lobte die gute Arbeit seiner Kollegen:

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„Jeder Fall ist anders, aber diesmal war das Vorgehen der Beamten mustergültig. Die Arbeit des Verhandlungsteams war exzellent, es hat ausgezeichnete Bedingungen für den Zugriff geschaffen.“

Laut Lochman werden die Polizeibeamten regelmäßig für solche Ernstfälle geschult, obwohl sie hierzulande eher ungewöhnlich sind. Bis Mittwoch kam es in der Geschichte der Tschechischen Republik erst vier Mal zu Geiselnahmen, alle erfolgten bei Banküberfällen, und alle endeten unblutig. Allerdings: die Zahl der Banküberfälle als solche steigt. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres gab es allein in der Hauptstadt Prag schon 52 Fälle, im gesamten Vorjahr waren es nur 36.