"Big-Nudes"-Fotograf Helmut Newton stellt erstmals auf der Prager Burg aus

Helmut Newton: American Vogue, Monaco (1996)

Seine kühl kalkulierten Foto-Inszenierungen weiblicher Akte haben gleichermaßen Empörung wie Bewunderung hervorgerufen. Zurzeit können sich auch die Bewohner und Besucher Prags ihre Meinung über das Werk von Helmut Newton machen. Denn die Galerie Leica auf der Prager Burg hat für die letzten drei Monate dieses Kalenderjahres unter dem Titel "Helmut Newton. Work." die retrospektive Ausstellung des umstrittenen Künstlers installiert. Mehr dazu hören Sie im folgenden Beitrag von unserer freien Mitarbeiterin Lucie Drahonovska.

Die Attribute der Reichen - Luxus, Extravaganz und Macht - stehen seit mehr als fünfzig Jahren im Mittelpunkt seines Interesses. Als der weltberühmte und einflussreiche Foto-Magier Helmut Newton im Jahre 2000 seinen 80. Geburtstag feierte, hat ihn die Neue Berliner Nationalgalerie mit einer umfangreichen Ausstellung geehrt. Nach ihrer dreijährigen Weltreise ist diese breite und umfassende Auswahl aus Newtons Arbeiten nun in Prag angetroffen, wo sie gleichzeitig ihre letzte Station macht. Damit ist der Direktorin der Leica-Galerie Jana Bömerova ein wahrhaftiges Husarenstück gelungen: Denn die umfangreiche Ausstellung Newtons stellt mit ihren Mietkosten von 47 Tausend Euro gleichzeitig die teuerste Kunstpräsentation innerhalb Tschechiens dar.

Weitere Einzelheiten über die Ausstellung ergaben sich aus dem Gespräch mit Jana Bömerova:

"Wir haben immer sehr gehofft, dass wir irgendwann Helmut Newton ausstellen werden. Trotzdem haben wir nie daran gedacht, dass wir eine Retrospektive seines Werkes zeigen werden. Es war ein schöner Zufall. Und diese Ausstellung ist für Tschechien sehr wertvoll, weil solche Retrospektiven hier nur selten stattfinden. Dementsprechend hat man die Möglichkeit, vom Autor einen großen Teil seiner wichtigen Arbeiten zu sehen, die er in seinem Leben gemacht hat."

"Wie ist die Ausstellung entstanden und hat sie Newton irgendwie persönlich beeinflusst?"

"Ja, sicherlich. Es ist seine Retrospektive, er hat sie zusammengestellt. Und die Kuratorin der Ausstellung ist seine Frau June Newton. Sie ist auch die Autorin des Buches "Helmut Newton. Work." Sie ist zwischen dem Aussteller und dem Autor ein Puffer gewesen. Denn es ist immer schwierig, eine Ausstellung direkt mit dem Fotografen auf die Beine zu stellen. Außerdem ist sie mit Helmut Newton ihr ganzes Leben lang zusammen. Die Ausstellung ist zu seinem 80. Geburtstag von der Stadt Berlin zusammengestellt worden. Und soweit ich weiß, ist es auch der einzige Ort gewesen, wo alle dreihundert Bilder ausgestellt wurden."

Nun zur Prager Ausstellung selbst. Sie findet gleich an zwei Orten statt - in der Galerie Leica und im Kaiserlichen Stall der Prager Burg. In welchen Räumlichkeiten konkret und welche Fotografien stellt die Ausstellung vor?

"In Prag hatten wir Schwierigkeiten mit den Räumlichkeiten. Wir haben dann von der Prager Burg den Kaiserlichen Stall zur Verfügung gestellt bekommen. Es hat trotzdem nicht ausgereicht. Unsere Galerie beherbergt etwa hundert Bilder, während hundert großformatige Fotografien und Originale im Kaiserstall präsentiert werden. Dort sind auch sehr gute Lichtverhältnisse, die wir in der Leica-Galerie nicht haben. Deswegen sind auf der Prager Burg zweihundert der dreihundert Bilder ausgestellt. Die gesamte Ausstellung ist in Kategorien eingeteilt. Es gibt die Portraits, die Serie "Dummies", Akte, "Die Nudes", "We are comming" - es ist fast alles vertreten, was Newton gemacht hat. Seine wichtigsten Arbeiten sind hier. Es lag an der Kuratorin, hier vor Ort solche Fotografien auszustellen, die für uns am wichtigsten waren",

ergänzt die Direktorin der Leica-Galerie, Jana Bömerova.

Im Rahmen der Ausstellung wird auch eine Auktion verlaufen, in der man eines von tausend signierten Exemplaren des unikaten "Sumo-Buches" ersteigern kann. Diese Monografie wiegt unglaubliche dreißig Kilogramm, ist etwa 70 Zentimeter groß und trägt die Nummer 237. Der festgesetzte Einstiegsbetrag liegt bei 50.000 Kronen.

Und wenn Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, an der Auktion teilnehmen oder Newtons Ausstellung auf der Prager Burg besuchen möchten, dann haben Sie dazu bis Jahresende die Gelegenheit.