Christen und Juden demonstrierten gegen Antisemitismus und Rassenhass

Marsch des guten Willens (Foto: Benjamín Železník, ICEJ)

Vor Antisemitismus und Rassenhass zu warnen, das war das Ziel einer Veranstaltung, die am vergangenen Sonntag in Prag stattfand. Rund 800 Menschen nahmen am so genannten „Marsch des guten Willens“ teil, der auf dem Franz-Kafka-Platz in Prag begann.

Marsch des guten Willens  (Foto: Benjamín Železník,  ICEJ)
Die Demonstration zog durch die ehemalige Prager jüdische Stadt Josefov / Josefstadt in Richtung Kleinseite. Viele trugen israelische Flaggen, Palmenzweige und Transparente. An der Kundgebung nahmen sowohl Christen verschiedener Glaubensbekenntnisse, als auch Juden teil. Das Ziel des Marsches war der Wallensteingarten.

Kantor Michal Foršt eröffnete die Veranstaltung, an der auch mehrere Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilnahmen. Der Vizevorsitzende des Senats, Přemysl Sobotka, war nicht zum ersten Mal mit dabei:

Přemysl Sobotka  (Foto: Martina Schneibergová)
„Ich bin stolz darauf, dass ich auch in diesem Jahr die Schirmherrschaft über diese Versammlung im Wallensteingarten übernehmen durfte. Weniger erfreut bin ich aber über die Tatsache, dass wir jedes Jahr erneut Grund zur Empörung über Fälle von religiöser Intoleranz und terroristischem Fanatismus haben. Das demokratische System bietet auch denjenigen Freiraum, die die Demokratie gern missbrauchen. Dazu gehört beispielsweise auch der Fall von schändlichen Verleumdungen, die vor kurzem in der Brünner Moschee erklangen. Das brutale Wüten des Fanatikers Mohammed Merah in Frankreich zeigt klar, dass Toleranz gegenüber derartigen Erscheinungen sinnlos ist. In Tschechien kennen wir antisemitische Äußerungen bislang meist von Stammtischreden ungebildeter Skinheads. In letzter Zeit aber werden wir aber Zeugen, dass auch hierzulande Fanatiker leben, die die Religionsfreiheit in unserem Land zum Import militanter Ideologien missbrauchen wollen, die mit den gesetzlichen Normen eines demokratischen Staats unvereinbar sind.“

Mojmír Kallus  (Foto: Martina Schneibergová)
Ähnlich äußerten sich auch weitere Redner. Mojmír Kallus leitet die tschechische Zweigstelle der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ), die die Versammlung gegen Antisemitismus jedes Jahr organisiert.

„Bei diesem Treffen ziehen wir immer eine Bilanz über den Zustand unserer Gesellschaft. Im vergangenen Jahr tauchten in einigen Artikeln sozusagen klassische antisemitische Äußerungen auf, in denen die Juden als die Ursache von allem Bösen bezeichnet werden. Es scheint, dass derartige Meinungen, die früher nur am Rande der Gesellschaft von den Neonazis verbreitet wurden, näher an den Mainstream gerückt sind. Dort sollen sie den Anschein von Annehmbarkeit erwecken.“

Kallus forderte, Angesichts solcher Äußerungen nicht gleichgültig zu bleiben. Auf der Versammlung wurde eine Petition gegen Rassenhass und Intoleranz vorgestellt, die bislang rund 5000 Menschen unterzeichnet haben.