Hochwasser in Tschechien: Dramatische Bilder aus Mähren, Südböhmen stehen Überschwemmungen bevor

Opava - Kateřinky

Die Hochwasserlage in Tschechien ist derzeit dramatisch. Einige Ortschaften sind von der Außenwelt abgeschnitten, über 12.000 Menschen mussten evakuiert werden. Mehrere Städte sind ohne Strom oder Warmwasser. Am Montagmorgen meldeten die Behörden zudem ein erstes Todesopfer in Zusammenhang mit den Überschwemmungen. Mehrere Menschen würden außerdem weiterhin vermisst, hieß es.

Am schlimmsten betroffen von den Fluten waren am Wochenende vor allem Orte im Nordosten Mährens. So stehen Opava / Troppau und Ostrava / Ostrau teilweise unter Wasser, ebenso wie mehrere Gemeinden im Altvatergebirge. Nun sinken an vielen Orten die Pegel wieder. Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten) sagte am Montag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Litovel | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Den Menschen, bei denen gerade das Wasser steht, kann man das natürlich schwerlich als gute Nachricht verkaufen. Aber im Odertal, das heißt unter anderem an den Flüssen Opava, Opavice, Oder und Ostravice, wurde der Scheitelpegel bereits erreicht. Das Wasser geht dort also zurück. Sollte es weiter regnen, kann der Wasserstand gleichbleiben, er wird aber nicht mehr ansteigen. Am schwierigsten wird es heute und morgen stattdessen in Südböhmen, also an den Flüssen Lainsitz, Nežárka, Nová řeka, Maltsch, Blanice und Otava. Hier können Pegelstände erreicht werden, die es dort seit 50 Jahren nicht mehr gegeben hat.“

Tschechiens Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) wandte sich am Sonntag im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen an die Bevölkerung und appellierte:

„Ich möchte alle bitten, den Aufforderungen der Bürgermeister, denen sämtliche Informationen vorliegen, und der Rettungskräfte, also vor allem der Feuerwehrleute, Folge zu leisten. Manche Leute wollen sich nicht selbst evakuieren. Das ist später nicht nur für sie selbst gefährlich, sondern auch für diejenigen, die sie retten müssen, wenn sich die Situation zuspitzt.“

Für Kopfschütteln sorgten bei vielen Beobachtern die Aufnahmen einiger Hochwassertouristen, die in den Wassermassen Kanu fuhren, schwimmen gingen oder sich auf das Paddleboard schwangen. Auf einen solchen Fall ging Innenminister Vít Rakušan (Stan) auch bei der Pressekonferenz am Sonntag ein:

Opava - Kateřinky | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Diesem ‚mutigen‘ Mann, der halbnackt mit Badehose in Otrokovice in den wilden Fluss gesprungen ist, möchte ich hier ausrichten, dass seine Tat kein beeindruckendes Abenteuer war, sondern allenfalls eine Dummheit.“

Am Montag musste in mehreren Orten der Schulunterricht abgesagt oder auf Online-Kanäle verlegt werden. Auch zahlreiche Verkehrsadern sind derzeit nicht nutzbar. So sind aktuell rund 80 Streckenabschnitte bei der Eisenbahn lahmgelegt, Grund dafür sind Überspülungen, umgestürzte Bäume oder präventive Sicherheitsvorkehrungen. Nach Ostrava werde man wohl auch in den kommenden Tagen nicht mit dem Zug reisen können, sagte Verkehrsminister Martin Kupka (Bürgerdemokraten) am Sonntag nach der Sitzung des Zentralen Krisenstabes. Auch die Straßen hätten Schäden davongetragen, so der Minister:

„In den am meisten betroffenen Gebieten im Altvatergebirge sind die Landstraßen stark zerstört. Sie wieder befahrbar zu machen, wird sehr aufwendig werden. Das gleiche gilt für die Verkehrswege in der Region um Opava und Ostrava.“

Jeseník | Foto: Jana Karasová,  Tschechischer Rundfunk

Am Montagabend kommt die Regierung zu einer Sondersitzung zusammen. Beschlossen werden sollen dann auch staatliche Hilfsgelder für die betroffenen Regionen. Schnelle Unterstützung für Einzelpersonen könne zudem bereits jetzt ausgezahlt werden, wie Kabinettschef Fiala am Sonntag dem Privatsender CNN Prima News sagte. Möglich sei eine einmalige Sonderhilfe von bis zu 72.900 Kronen (2900 Euro); die Arbeitsämter seien auf die entsprechenden Anträge vorbereitet, so der Regierungschef.

Nach der Kabinettssitzung am Montagabend soll es auch mehr Klarheit darüber geben, ob und wie das Hochwasser die Wahlen beeinflussen wird, die am Freitag und Samstag abgehalten werden. Gewählt werden dann die Abgeordneten der Kreisparlamente, zudem wird ein Drittel des Senats neu besetzt. Innenminister Vít Rakušan sagte am Samstag zu einer möglichen Verschiebung:

Vít Rakušan | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

„Unsere Rechtsprechung ist diesbezüglich sehr konservativ. Die Wahlen sollen nicht ohne Weiteres abgesagt werden können, es gibt dafür also wenige Möglichkeiten. Man müsste im Parlament ein Gesetz verabschieden.“

Umweltminister Hladík zufolge sei dies aber zeitlich kaum noch zu schaffen. Am Montagvormittag kündigte er deswegen an, dass die Wahlen stattfinden sollen. Dort, wo keine Wahllokale eingerichtet werden können, solle die Feuerwehr bei der Durchführung der Abstimmung behilflich sein.

Lužec pod Smrkem | Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz
Autoren: Ferdinand Hauser , Jan Pokorný , Marie Veselá
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