Hilfe für Madlenka: In Tschechien lassen sich zahlreiche neue Knochenmarkspender registrieren

Die zweijährige Madlenka, für die ein Knochenmarkspender gesucht wird
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Dieser Tage gibt es in Tschechien lange Warteschlangen vor den Registrierstationen für Knochenmarkspenden. Tausende von Menschen im Land wollen Madlenka helfen – einem nicht einmal zweijährigen Mädchen, das dringend eine Transplantation braucht.

„Man muss im Leben helfen. Also habe ich meinen Mut zusammengenommen und bin hergekommen.“

Dieser junge Mann war am Mittwoch zum Dienstleistungszentrum im schlesischen Bohumín gekommen, um sich in das Register für Knochenmarkspender eintragen zu lassen. Schon die ganze Woche über werden überall in Tschechien überdurchschnittlich viele Neuanmeldungen verzeichnet. Vergangenes Wochenende hatten etwa Hunderte von Menschen einen halben Tag lang in der Warteschlange vor dem Prager Institut für klinische und experimentelle Medizin (IKEM) verbracht. Die Institutssprecherin Martina Kolačná äußerte dort gegenüber den Reportern des Tschechischen Rundfunks:

Foto: Daniel Zach,  Tschechischer Rundfunk

„Wir waren zwar auf fast alles vorbereitet, aber das hier haben wir wirklich nicht erwartet. Wir haben weitere Mitarbeiter von der Transfusionsstation hier im IKEM angefordert, damit sie uns zumindest bei der Koordination helfen.“

Zudem hätten zügig Hunderte neuer Testsets zusammengestellt werden müssen, hieß es weiter.

Allein am Freitag und Samstag ließen sich in Prag über 730 neue potentielle Knochenmarkspender registrieren. Und die Einschreibungen gehen weiter: Am Dienstag wurden die Anträge in Jihlava entgegengenommen, am Donnerstag gibt es diese Möglichkeit in Olomouc / Olmütz, am Samstag in Brno / Brünn. Die Leiterin des Registers für Blutzellenspender, Marie Kuříková, sagte bereits am Montag:

„Im gesamten letzten Jahr haben wir 2353 neue Spender aufgenommen. Auf diese Zahl kommen wir jetzt in dieser einen Woche.“

Die neuen Freiwilligen wollen einem blonden, nicht einmal zwei Jahre alten Mädchen helfen: Madlen – oder auch Madlenka, wie sie verniedlichend genannt wird. Bei ihr wurde Anfang des Monats Aplastische Anämie diagnostiziert. Diese seltene Krankheit verhindert die Blutbildung und erfordert eine schnelle Knochenmarkstransplantation. Leider kommt keines von Madlenkas drei Geschwistern in Frage, weshalb die Eltern einen Aufruf in den sozialen Netzwerken gestartet haben.

Lukáš Přibyl und Marie Kuříková | Foto: Anna Rychnovská,  Tschechischer Rundfunk

Der hat große Resonanz, vor allem bei vielen anderen Eltern. Diese Frau aus Prag zeigte sich von Madlenkas Geschichte zu Tränen bewegt:

„Ich habe einen einjährigen Sohn. Darum haben mich die Gedanken daran sehr ergriffen. Ich mache mir allerdings keine große Hoffnung, dass gerade ich die Richtige sein werde…“

Einen passenden Spender außerhalb der Familie zu finden, sei wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, sagt Marie Kuříková. Es brauche Madlenkas genetischen Zwilling. Unter den mehr als 170.000 Freiwilligen, die bisher im Spendenregister stehen, gab es noch keinen Treffer. Trotzdem könne man in Tschechien auf diese potentielle Basis stolz sein, so die Leiterin:

„Der Anteil ist höher als in einigen unserer Nachbarländer. Wir liegen im guten Durchschnitt. Man sagt, dass ein bis zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung registriert werden sollten, damit der grundsätzliche Bedarf gedeckt werden kann. Dies erfüllen wir. Allerdings sind wir ein kleines Land, sodass das nicht ganz ausreicht. Viele unserer Patienten haben darum Spender aus anderen Ländern.“

Die zweijährige Madlenka,  für die ein Knochenmarkspender gesucht wird | Foto: Darujzivot.cz

Auf Knochenmarkspenden sind zum Beispiel auch Leukämie-Patienten angewiesen. Kuříková zufolge warten hierzulande derzeit über zehn Kinder und mehr als 30 Erwachsene auf eine Transplantation.

Madlenkas Vater, Lukáš Přibyl, ist dieser Tage in zahlreichen Medien Tschechiens zu sehen und zu hören. Im Radiožurnál des Tschechischen Rundfunks schilderte er seine Tochter als verspieltes und zufriedenes Kind. Er bedankte sich bei allen Menschen, die sich neu als Spender registrieren lassen, und rief erneut auf:

„Kommen Sie alle, um sich einzutragen. Vielleicht können wir dadurch auch die bisher herrschende Ansicht ändern. So eine Spende sollte nämlich gar nichts Besonderes sein, sondern einfach etwas ganz Alltägliches.“

Autoren: Daniela Honigmann , Marie Veselá , Marek Sedláček | Quelle: Český rozhlas
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