Tschechien nach dem Hochwasser: Anwohner und Feuerwehr räumen auf, ehrenamtliche Helfer unterstützen

Kobylá nad Vidnavkou

Nach dem schweren Hochwasser in Tschechien sind die Flusspegel wieder zurückgegangen und die Aufräumarbeiten angelaufen. Wasser wird abgepumpt, Trockengeräte in den Innenräumen von Gebäuden aufgestellt, die Strom- und Warmwasserversorgung wiederhergestellt. Mancherorts müssen aber auch Häuser abgerissen werden, die unwiederbringlich durch die Fluten zerstört wurden. Neben den Feuerwehrleuten und Soldaten sind ebenso NGOs und Freiwillige im Einsatz.

Im kleinen Ort Lužnice / Luschnitz in Südböhmen wurden durch das Hochwasser in der vergangenen Woche zehn Wohnhäuser und 15 Datschen überschwemmt. Nun laufen die Aufräumarbeiten an.

Plav | Foto: Matěj Vodička,  Tschechischer Rundfunk

„Wir machen gerade Ordnung, die Pumpen laufen. Überall war Wasser, aber viele Leute haben uns geholfen“, sagt Stanislava, die in Lužnice das Haus ihrer Mutter aufräumt, dem Reporter des Tschechischen Rundfunks. Laut der Bürgermeisterin des Ortes, Tereza Širhalová (parteilos), werden die Arbeiten noch mehrere Tage andauern:

„Der Flusspegel ist soweit zurückgegangen, dass die Feuerwehrleute damit beginnen konnten, das Wasser aus den meisten Häusern herauszupumpen. Den Bewohnern der überschwemmten Immobilien haben wir materielle Hilfe zur Verfügung gestellt: Werkzeug, Schaufeln, Eimer und Besen. Wir haben aber auch Gummihandschuhe, Desinfektionsmittel sowie Trinkwasser verteilt.“

Während des Hochwassers wurden laut dem Innenministerium 1200 Feuerwehrleute eingesetzt. Bei den Aufräumarbeiten helfen die Kräfte etwa auch in Nová Ves / Neudorf, einem Stadtteil von Ostrava / Ostrau. Dort verwenden die Feuerwehrleute sieben Hochleistungspumpen, um das Wasser aus den Häusern zu bekommen.

Ostrava | Foto: Marta Pilařová,  Tschechischer Rundfunk

„Im Schnitt pumpen wir pro Tag 40 Zentimeter Wasser über den Deich, was eine beachtliche Menge ist“, schildert Ortsbürgermeister Tomáš Lefner (parteilos). Dennoch können einige Gebäude bisher immer noch nicht betreten werden.

Einer der Orte, der am schlimmsten vom Hochwasser betroffen war, ist Jeseník / Freiwaldau im Altvatergebirge. Zum Großteil gibt es in der Stadt immer noch keinen Strom und kein Trinkwasser. Am vergangenen Wochenende halfen mehrere Hundert Freiwillige bei den Aufräumarbeiten. Wie aber die Bürgermeisterin von Jeseník, Zdeňka Blišťanová (Top 09) ausführt, reisen viele der ehrenamtlichen Helfer nun wieder ab:

„Einige sind bereits am Samstag losgefahren, am Sonntag waren hier also schon etwa 100 Freiwillige weniger. Viele von ihnen werden aber wiederkommen. Denn wir haben nicht nur jetzt in der ersten Woche Hilfe gebraucht, wir werden sie auch weiterhin benötigen.“

Jeseník | Foto: Jana Karasová,  Tschechischer Rundfunk

In den letzten Tagen wurde immer wieder dazu aufgefordert, dass Freiwillige nicht auf eigene Faust in die Katastrophengebiete reisen, sondern sich vorab bei einer der Hilfsorganisationen melden sollen. In den Kreisen Olomouc / Olmütz und Mährisch-Schlesien koordiniert etwa das Tschechische Rote Kreuz die Hilfe oder die Organisation Adra, bei der sich zweieinhalbtausend Ehrenamtliche registriert haben. Unterstützung kommt auch von der Studentenschaft der Palacký-Universität in Olmütz. Wie Vladimíra Sedláčková vom Freiwilligenzentrum der Universität in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks schilderte, werden die Studenten nicht nur eingesetzt, um Trümmer beiseitezuräumen und Schlamm wegzuschippen:

„Am Anfang ging es darum, überhaupt erst einmal die Bedürfnisse der betroffenen Haushalte festzustellen und aufzuschreiben. Das haben Studenten des Faches Soziale Arbeit übernommen. Wir haben aber auch Dolmetscher ins Polnische gesucht. Zudem halfen Psychologiestudenten, die bereits den Kurs zur Krisenintervention absolviert haben.“

Laut Sedláčková haben sich ebenso die Studenten weiterer Hochschulen angeschlossen, darunter der Masaryk-Universität in Brno / Brünn sowie der Technischen Universität (ČVUT) und der Karlsuniversität in Prag.

Um in der aktuellen Lage zu helfen, veranstaltet der Tschechische Rundfunk an diesem Samstag von 11 bis 13 Uhr ein Benefizkonzert in der Prager Staatsoper, das auch live auf mehreren Sendern übertragen wird. Für die Veranstaltung gibt es noch Restkarten, gespendet werden kann genauso online. Der Erlös kommt überschwemmten Altersheimen in Nordmähren zugute.

Autoren: Ferdinand Hauser , Jan Kopřiva , František Kuča , Luděk Březina
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