ČSA auf Sturzflug – radikale Einschnitte sollen tschechischen Vogel wieder steigen lassen

Die Privatisierung der staatlichen Fluggesellschaft ČSA scheint den Bach runter zu gehen. Von den ursprünglich vier Interessenten ist nur noch einer übrig: das Konsortium Travel Service / Unimex Group. Die Chance für den Staat auf ein gutes Privatisierungsgeschäft wird nun noch geringer, seit bekannt ist, wie tief die ČSA in den roten Zahlen steckt. Helfen sollen radikale Einschnitte in fast allen Bereichen. Wie das Unternehmen den freien Fall zumindest abbremsen will, darüber sprach Daniel Kortschak mit Christian Rühmkorf.

Christian, wie ist die Situation bei ČSA?

„Um zunächst mal die Dimension, die Geschwindigkeit des freien Falls, deutlich zu machen: 1,8 Milliarden Kronen Verlust soll die ČSA allein im ersten Halbjahr 2009 eingeflogen haben. Das sind fast 70 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im gesamten letzten Jahr lag der Verlust bei knapp einem Zehntel des Betrags. Jede ČSA-Maschine, die in den Himmel steigt, macht umgerechnet fast 3.500 Euro Verlust. Experten sprechen also von katastrophalen Geschäftszahlen. Dass so ein Ergebnis sich schlecht macht, wenn man gerade dabei ist die Fluggesellschaft zu privatisieren, das versteht sich von selbst.“

Nun ist die Rede von radikalen Einschnitten beim Unternehmen. Welche Maßnahmen plant die ČSA?

„Die Einsparungsmaßnahmen betreffen wohl alle Bereiche. Die Fluggesellschaft braucht Bares und deshalb sollen fünf Flugzeuge verkauft werden, auf die man künftig auch verzichten kann, denn das Angebot der ČSA soll geschrumpft werden. Einige Linienflüge werden seltener abheben und manche Strecken sogar komplett eingestellt. Ab Ende Oktober fliegt ČSA zum Beispiel nicht mehr nach New York und Manchester. Das hört sich nach Regionalisierung der Fluggesellschaft an. Außerdem sollen noch Dutyfree-Shops verkauft werden. Und Outsourcing soll es auch geben, und zwar für die Wartung der Flugzeuge, die Ausbildung der Piloten und die Gepäckabfertigung. Das alles sind natürlich nur Pläne für den Fall, dass die Privatisierung scheitern sollte. Bis dahin darf nichts verkauft werden.“

Das betrifft ja jetzt alles – sagen wir mal - die gesamte „Hardware“ der Firma. Geht es auch den Angestellten an den Kragen?

„Ja. In den vergangenen zwei Jahren wurden ja schon rund 500 Angestellte entlassen. Jetzt sollen noch einmal 800 von den 4.600 Mitarbeitern auf die Straße gesetzt werden. Und die Glücklichen, die ihren Arbeitsplatz nicht verlieren, die können sich unter anderem auf Gehaltskürzungen und weniger Urlaubstage gefasst machen.“

Verluste fliegen fast alle Fluggesellschaften ein. Wie erklärt man denn bei ČSA diese Katastrophen-Zahlen?

„Hauptsächlich mit der Wirtschaftskrise und der großen Konkurrenz. Das kann aber nicht alles sein. Die Auslastung der Flüge hat in den letzten drei Jahren – also schon vor der Wirtschaftskrise - kontinuierlich abgenommen und liegt derzeit bei knapp über 60 Prozent.“