Die besten tschechischen Rockalben: „Straka v hrsti“ (1982)
Nun zum vierten Teil unserer Miniserie über die fünf besten tschechischen Rockalben. In den ersten drei Teilen sind wir tief in die Zeit kurz vor und kurz nach dem Prager Frühling von 1968 eingetaucht. Nun machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1982. Denn in diesem Jahr erschien die Platte, die Ihnen Patrick Gschwend in unserem heutigen MusikCzech vorstellt: „Straka v hrsti“ von der Band Pražský výběr.
Das Album „Straka v hrsti“ - auf Deutsch "Die Elster in der Hand" - der Band Pražský výběr wurde 1982 aufgenommen. Bereits ein Jahr später wurde es verboten und die Band mit einem Auftrittsverbot belegt. Aleš Opekar, der Leiter des Popmuseums in Prag, hält Straka v hrsti für eine der besten tschechischen Rockplatten aller Zeiten.
„Das Album war sowohl auf der Ebene der Komposition als auch auf der Ebene der Interpretation von sehr hoher Qualität. Die Musiker von Pražský výběr, waren zum Teil geschulte Jazzmusiker, die schon länger in der tschechischen Jazzszene aktiv waren.“
„Trotz seiner professionellen Ausbildung in klassischer Musik hatte Michael Kocáb, der die meisten der Stücke schrieb, ein Gespür für einfache Songs. Pražský výběr beherrschten den Einsatz von sich wiederholenden, minimalistischen Motiven, die sich zum Ende hin steigern, sehr gut. Dazu kamen raffinierte Harmoniewechsel.“
Die unbändige Energie, die Pražský výběr auch auf Live-Konzerten vermittelten, stellte für viele Fans einen Weg dar, mit der man dem real existierenden Sozialismus die Stirn bieten konnte. Die Entfremdung von den gesellschaftlichen Zuständen in der Tschechoslowakei zu Beginn der 80er Jahre fand auf der Platte Straka v hrsti nicht nur ihren musikalischen Ausdruck. Auch die Liedtexte waren dem kommunistischen Regime ein Dorn im Auge. Aleš Opekar fasst die politische Bedeutung der Platte zusammen.
„Die Texte des Albums, die alle František ‚Ringo’ Čech schrieb, trafen trotz oder gerade wegen ihrer Knappheit und Sloganhaftigkeit den Nerv der Zeit. Als eine verbotene Sache, spielte das Album dann auch in politischen Zusammenhang eine gewisse moralische Rolle. Es brachte die Haltung zum Ausdruck: ‚Lieber verboten werden als sich dem kommunistischem Regime zu unterwerfen’.“
Trotz des Verbots erfuhren illegale Kopien des Albums Straka v hrsti aus dem Jahr 1982 große Verbreitung. 1987 durfte die Band wieder auftreten. Nach der Samtenen Revolution im Jahr 1989 erschienen noch weitere Alben von Pražský výběr, zum Teil Zusammenstellung alter Lieder aus der Zeit des Verbots. Einige Stücke der Band zählen bis heute zu den beliebtesten Hits der tschechischen Rockgeschichte.