Die Essgewohnheiten in Tschechien ändern sich

Weniger Schweinefleisch mit Knödeln, dafür mehr Gemüse und Joghurt sieht man gegenwärtig in den tschechischen Küchen. Nicht nur die Politik, sondern auch die Esskultur Tschechiens befindet sich in einem Transformationsprozess. Auch letztes Jahr haben die Tschechen, die seit eh und jeh fürs Biertrinken und Knödelessen bekannt sind, diesen Trend fortgesetzt. Mehr zu diesem Wandel von Daniela Králová.

Während für viele tschechische Grossmütter ein Mittagessen ohne ein richtiges Stück Fleisch immer noch keine vollwertige Mahlzeit ist, werden die Jüngeren auch schon von einem Gemüseauflauf oder einem großen Salat satt. Die Essgewohnheiten der tschechischen - vor allem der jüngeren - Bevölkerung haben sich in den letzten zehn Jahren radikal verändert.

Die Ursachen dieses Wandels sind vielfältig: ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein, Achten auf die schlanke Linie, ein neuer Lebensstil, der sich von dem der älteren Generation unterscheiden soll.

Vor allem spielt aber das breitere Angebot in den tschechischen Supermärkten, unterstützt durch die allgegenwärtige Werbung, eine wichtige Rolle: Man lernt, dass Milchprodukte nicht nur etwas für Kinder sind, und bei den mehreren Dutzend Joghurtsorten in jedem Supermarkt finden auch Väter und Grossmütter etwas für sich.

Viele Menschen verzichten neuerdings auf den traditionell ausgiebigen Rind- und Schweinefleischkonsum und essen dafür mehr Geflügel, Obst, Gemüse und Milchprodukte. Für das letzte Jahr ist dies auch auf die niedrigeren Lebensmittelpreise zurückzuführen. Gerade Geflügel wurde viel billiger und auch für den Kauf von Milchprodukten musste eine sozial schwächer gestellte Familie nicht mehr so tief in die Tasche greifen.

So gesund wie im Westen lebt man hierzulande aber immer noch nicht. Jährlich vier Kilo Schweinefleisch essen die Tschechen mehr als Menschen im Westen und vierundreissig Kilo Gemüse weniger. Und Vegetarier sind in der tschechischen Essstuben sogar eine vom Verhungern bedrohte Spezies, wollen sie sich nicht ständig mit panniertem Käse und Pommes zufriedengeben.

Nichtsdestotrotz kann man davon ausgehen, dass sich der gesamteuropäische Trend langfristig durchsetzen wird. Ob die gesünderen Bürger dafür mit dem Verschwinden ihrer traditionellen Küche bezahlen müssen, ist im Augenblick noch unklar.

Autor: Daniela Kralova
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