Eishockeylegende Vladimir Ruzicka beendete seine erfolgreiche Karriere

Wenn schon das Wetter nicht mitspielt und die Sonne kaum scheint in diesem allzu verregneten Sommer, dann probieren wir es halt einmal mit einer kurzen Eiszeit. Solche Gedanken waren jedoch nicht ausschlaggebend dafür, dass sich am zurückliegenden Wochenende so manche Schlagzeile um den hierzulande äußerst populären Eishockeysport drehte. Wem die Schlagzeilen gehörten, darüber informiert Sie Lothar Martin.

Am Freitag schaute die tschechische Sportöffentlichkeit gebannt nach Karlovy Vary/Karlsbad, wo im städtischen Theater die Ergebnisse der zum 32. Male durchgeführten Umfrage "Zlata hokejka" nach dem besten tschechischen Eishockeyspieler der abgelaufenen Saison verkündet wurden. Trotz der Präsenz von sechs Akteuren, die im russischen St. Petersburg erneut den WM-Titel nach Tschechien holten, setzte sich am Ende - wie erwartet - derjenige Spieler durch, der zu Recht als der gegenwärtig weltbeste Eishockeycrack angesehen wird: der 28-jährige Stürmer der Pittsburgh Penguins Jaromir Jagr. Jagr gewann die Trophäe zum vierten Mal und schloss damit zum einstigen Torjäger und heutigen Co-Nationaltrainer Vladimir Martinec auf. Vor beiden rangiert lediglich noch der Weltklassekeeper Dominik Hasek mit fünf Pokalgewinnen.

Die geballte Klasse und Atrraktivität des tschechischen Eishockeys konnten tags darauf rund dreieinhalb Tausend Zuschauer live in der Prager Slavia-Halle erleben. Sie waren gekommen, um sich von einem ganz Großen unter den Kufencracks der Welt zu verabschieden: von Vladimir Ruzicka, dem Weltmeister von 1985 und Kapitän der glorreichen tschechischen Auswahl, die beim Turnier der Superlative, der Olympiade in Nagano, die Goldmedaille gewann. Und von ihrem einstigen Käpt´n, Mit- oder auch Gegenspieler wollten sich nicht weniger als weitere zwölf Olympiasieger und 21 Weltmeister verabschieden, die sich beim Abschiedsspiel des 37-jährigen ein Stelldichein gaben. Ruzicka, bereits heute zur Legende geworden, brachte es in 23 Spielzeiten auf 1147 Spiele in einem Erstliga-, NHL-Klub- und Auswahldress, bei denen er insgesamt 629 Tore erzielte.

Ruzicka´s Klasse wussten aber auch andere Sportler, wie Speerwurf-Olympiasieger und Weltrekordler Jan Zelezny, der unter den Zuschauern weilte, zu würdigen: "Ein ausgezeichneter Angreifer, der vor allem ein tolles Gefühl für den torvorbereitenden Pass hatte. Er hatte eigentlich alles, was einen Weltklassespieler auszeichnet."

Das Spiel zwischen einer von Ruzicka mit ehemaligen Mitspielern gebildeten Mannschaft und dem ausnahmslos aus NHL-Cracks bestehenden Jagr-Team endete - sehr zur Freude der Zuschauer - 12:12 unentschieden. Dabei trug sich auch Ruzickas elfjähriger Filius Vladimir als zweifacher Torschütze in die Annalen ein. Doch nicht nur deshalb war Vladimir Ruzicka sen. mit seinem Abschiedsspiel zufrieden: "So werden Schaukämpfe halt gespielt, sie sind für die Zuschauer gedacht. Man spielt technisches Eishockey, dass man in der Form heutzutage kaum noch bewundern kann. Denn im Wettkampf wird hart und körperbetont gespielt. Ich denke, für die Zuschauer war es schön zu sehen, wie der Puck zwischen den Spielern hin- und herwandert und ich meine, dass ist gerade das typisch tschechische Eishockey, welches trotz aller Zweikampfhärte in der Lage ist, den Puck in den eigenen Reihen zu halten bzw. mit Übersicht weiter zu leiten. Daher rühren auch unsere letzten großartigen Erfolge."

Mehr zu Vladimir Ruzickas Karriere und seiner jetzigen Tätigkeit erfahren Sie in unserem Sportreport am Freitag bzw. Samstag in einer Woche.