Energiesicherheit: Premier Nečas eröffnet Erdgaspipeline Gazela
Gazela ist das tschechische Wort für Gazelle. Seit Montag ist sie auch ein Teil des Gaspipeline-Netzes zwischen Europas Hauptlieferanten Russland und Deutschland. Auch wenn die Gazela-Leitung nur eine Transitstrecke durch Tschechien ist, ließ es sich Premier Petr Nečas nicht nehmen, die Pipeline höchstpersönlich zu eröffnen.
„Der Transit von Erdgas, das durch die Nordsee zu uns aus Russland geliefert wird, ist nicht nur für die Tschechische Republik, sondern auch für die gesamte Europäische Union wichtig. Ich möchte darauf hinweisen, dass die neue Transitstrecke die Möglichkeit bietet, diversifizierende Gaslieferungen dank ihrer Verbindungen an das bestehende Netz zu erhalten. Dadurch erhöht die Pipeline Gazela die Versorgungssicherheit unseres Landes mit Erdgas.“
Gazela hat einen Durchmesser von 1,5 Metern und ist insgesamt 166 Kilometer lang. Sie führt von der sächsisch-tschechischen Grenze in Brandov bis nach Přimda beziehungsweise Waidhaus an der bayerisch-tschechischen Grenze. Gebaut wurde sie von der Firma Net4Gas, die Kosten lagen bei 400 Millionen Euro. Auch der stellvertretende russische Energieminister, Anatoli Janowski, strich die Versorgungssicherheit durch die neue Pipeline heraus:
„Auf dem süddeutschen und tschechischen Markt ergibt sich durch die neue Strecke die Möglichkeit, zusätzliche 32 Millionen Kubikmeter Gas anzubieten. Und das bedeutet zweifellos eine Erhöhung der Energieversorgungssicherheit der beteiligten Länder.“Vorrangig geht es dabei um die Ausschaltung von unzuverlässigen Transitländern wie zum Beispiel der Ukraine. Dort hatte man bereits mehrmals die Weiterleitung von Gas aus Russland nach Europa blockiert, um bessere Preise für die eigenen Gaslieferungen auszuhandeln.
Sicherlich bedeutet die neue Strecke auch höhere Einnahmen für die russischen Gaslieferanten. Die Firmen gehen davon aus, dass sich die Kosten für die Pipeline nach etwa zehn Jahren amortisiert haben. Aber auch Tschechien verdient an der neuen Strecke, allerdings nur indirekt, erläutert der Berater für Energiefragen, Milan Kajtman:„Die Transitgebühren wird natürlich die Firma Net4Gas einnehmen. Durch Steuereinnahmen wird sich auch ein Teil der Gelder im tschechischen Staatshaushalt wiederfinden, aber die Strecke auf hiesigem Gebiet ist kurz. Und das bedeutet, dass auch der Erlös ziemlich niedrig sein wird.“
Die Pipeline funktioniert übrigens nicht nur in eine Richtung. Im Fall einer internationalen Krise könnte das Gas auch aus dem Westen nach Osten gepumpt werden, so Kajtman. Wer im Westen dann allerdings das Gas liefern würde, sagte der Experte nicht.