Filmfestival in Karlsbad vor 49. Auflage – Stargast ist Mel Gibson

Mel Gibson (Foto: Film Servis Festival Karlovy Vary)

Ab diesem Freitag kommen wieder alle Kinofans aus Tschechien und den Nachbarländern voll auf ihre Kosten. Der Grund: Im westböhmischen Karlovy Vary / Karlsbad beginnt das 49. Internationale Filmfestival. Dieses Festival in der berühmten Kurstadt genießt spätestens seit der Nachwendezeit einen sehr guten Ruf und hat sich mittlerweile für die Filmbranche zu einem visuellen Fixpunkt in Mitteleuropa etabliert.

Mel Gibson  (Foto: Film Servis Festival Karlovy Vary)
Das Filmfestival lockt jedes Jahr zu Anfang Juli Tausende Besucher nach Karlsbad. Zudem geben sich internationale Stargäste hier die Klinke in die Hand, und das belegt: Die Filmschau besitzt auch etwas Glanz und Glamour. In diesem Jahr ist der amerikanischen Schauspieler und Filmregisseur Mel Gibson das absolute Zugpferd der Veranstaltung:

Gibson kommt nicht als Schauspieler nach Karlsbad, sondern er wird seinen vorerst letzten Streifen als Regisseur vorstellen, das mystische Drama Apocalyto. Am späten Abend des Eröffnungstags wird zudem der Kultfilm Mad Max gezeigt, in dem Mel Gibson die Hauptrolle spielt“, informiert der Präsident des Festivals, Jiří Bartoška.

Bartoška verrät zudem, dass Gibson nicht zufällig der diesjährige Stargast ist – noch am Freitag wird er mit dem Festival-Hauptpreis, dem Kristallglobus, für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Diese Ehrung wird hierzulande jedoch nicht uneingeschränkt begrüßt. Die Föderation der jüdischen Gemeinden in Tschechien hat in einem Schreiben an die Festivaldirektion ihre Unzufriedenheit über die Preisverleihung an Gibson zum Ausdruck gebracht. Der Grund dafür ist der 2004 von ihm gedrehte Film „Die Passion Christi“. Nach Auffassung der Gemeinde würden die Juden in diesem Film als böse und als blutrünstige Kreaturen dargestellt. Und mit der Überreichung des Kristallglobus an ihn würde Raum für antisemitische Meinungen geschaffen. Von Seiten der Festivalleitung wurde bestätigt, das Schreiben erhalten zu haben. Das Festival vergebe aber „keine Auszeichnung für Moral, sondern für Kunst“, sagte Bartoška. Gibson habe sich als Gewinner von zwei Oscars um die Kinematographie verdient gemacht.

Neben Mel Gibson können sich die Festivalbesucher aber auch auf andere prominente Gäste freuen: zum Beispiel auf den ehemaligen polnischen Staatspräsidenten Lech Wałeşa. Der 70-jährige Friedensnobelpreisträger wird einer weiteren Uraufführung seiner verfilmten Autobiographe beiwohnen, sagt Bartoška:

„Die Weltpremiere besteht darin, dass Regisseur Andrzej Wajda in seinem Film ‚Wałeşa – Mann der Hoffnung‘ für die Vorführung in Karlsbad die von ihm selbst favorisierte Schnittversion als Director´s Cut präsentiert.“

Aber auch die tschechische Kinematografie ist in Karlsbad vertreten, und zwar mit zwei Wettbewerbsfilmen. Einer davon ist der Streifen „Fair play“ der Regisseurin Andrea Sedláčková. Sie erläutert, wie schwer es war, diesen Film über Doping im Sport zu drehen:

„Das Kaff bei Hanušovice“
„Niemand wollte darüber sprechen. Alle haben Angst, und niemand will den Sport in der ehemaligen Tschechoslowakei und die Sportler beschmutzen. Denn schließlich ist Doping keine Sache, auf die man stolz sein könnte.“

Der zweite tschechische Streifen im Hauptwettbewerb ist der Film „Das Kaff bei Hanušovice“ von Miroslav Krobot. Eine Auszeichnung haben die Gastgeber indes schon sicher: Der Preis des Festivalpräsidenten geht an den tschechischen Schauspieler Zdeněk Svěrák. Darüber hinaus ist Festivalchef Bartoška schon jetzt davon überzeugt, dass auch die 49. Auflage der Karlsbader Filmschau ein voller Erfolg wird:

Foto: ČTK
„Die Filmfestivals in Cannes oder Berlin sind viel größer, von daher spielt dort auch das Geld die tragende Rolle. Demgegenüber sind alle stets angenehm überrascht, dass beim Festival in Karlsbad die Filme an sich und die vielen jungen Leute, die hierherkommen, im Vordergrund stehen.“

Autor: Lothar Martin
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