Filmregisseurin Věra Chytilová ist tot

Věra Chytilová (Foto: ČTK)

Die tschechische Filmregisseurin Věra Chytilová ist am Mittwoch im Alter von 85 Jahren in Prag gestorben. Sie war die bedeutendste tschechische Filmregisseurin überhaupt und in den 1960er Jahren eine Mitbegründerin der so genannten „Tschechoslowakischen Neuen Welle“.

Věra Chytilová  (Foto: ČTK)
Věra Chytilová hat rund 20 Filme gedreht. Typisch für ihre Regie war der Gebrauch satirischer Hyperbeln, um den Zustand der Gesellschaft und der zwischenmenschlichen Beziehungen zu charakterisieren. Sie galt als kritische, philosophierende und provozierende Filmemacherin. Selbst sagte Věra Chytilová :

„Der Film muss eine Bedeutung tragen. Es geht nicht darum, eine Geschichte zur erzählen. Die Geschichten interessieren mich nicht. Sie sind nur ein notwendiges Zugeständnis an die Zuschauer, damit sich auch der größte Dummkopf für das Thema interessiert.“

„Tausendschönchen“
Chytilová wurde 1929 in Ostrava / Ostrau geboren. Zunächst studierte sie Architektur, erst später wechselte sie zum Film. Als einzige Frau studierte sie mit anderen Protagonisten der sogenannten Neuen Welle des tschechoslowakischen Films, wie etwa Miloš Forman und Jiří Menzel, an der Prager Filmhochschule Famu. Von Anfang an provozierte sie mit brisanten Themen. Sie drehte sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme, häufig kombinierte sie die beiden Methoden. Bekannt wurde Chytilová - auch über die Landesgrenzen hinaus – mit ihrem experimentellen Film „Sedmikrásky“ „Tausendschönchen“ von 1966. Der Film wurde später vom kommunistischen Regime verboten, und die Regisseurin erhielt ein mehrjähriges Arbeitsverbot.

„Panelstory“
Die bekanntesten Filme von Chytilová waren meist poetische und satirische Komödien und Tragikomödien und entstanden vor der politischen Wende von 1989. Zu ihnen zählen „Ovoce stromů rajských jíme“ („Früchte des Paradiesbaumes“), „Hra o jablko“ („Ein bisschen schwanger“), „Kalamita“ („Kalamitäten“), „Faunovo velmi pozdní odpoledne“ („Fauns allzu später Nachmittag“), „Panelstory“ und „Kopytem sem, kopytem tam“ (“Einmal hin, einmal her“).

Der Regisseur Fero Fenič charakterisiert Chytilovás Werk folgendermaßen:

Fero Fenič  (Foto: Kristýna Maková)
„Ich finde in den Filmen eine Kampfeslust, eine Ungeduld, eine Spannung. Ich habe darin immer ihren Bedarf gespürt, den Zuschauer zu attackieren, ihn nicht gleichgültig und in Ruhe zu lassen. Ihre eigene Unruhe ist für mich das wichtigste Zeichen ihrer Handschrift.“

Und der Filmhistoriker Michal Bregant:

„Ich habe bei allen Treffen mit ihr neben dem ziemlich drastischen Humor auch einen genauso drastischen Sinn für die Moral erlebt. Sie war sich ihrer Verantwortung auf Erden bewusst. Das war auch die Grundlage für ihre Filme.“

Věra Chytilová wurde mit zahlreichen Preisen für ihr Werk geehrt, unter anderem mit dem französischen Literatur- und Kunstorden, dem Tschechischen Löwen für ihr Lebenswerk im Bereich des Films und der staatlichen Verdienstmedaille.