Flughafen oder Bibliothek? Auf der Suche nach Ehrung für Václav Havel

Václav Havel (Foto: Jiří Jírů)

Nach Václav Havels Tod ist das Bedürfnis groß, den beliebten Staatsmann und Intellektuellen angemessen zu würdigen. Über das Wie ist nun jedoch eine Diskussion ausgebrochen: Der Dokumentarfilmer, Regisseur und Produzent Fero Fenič schlug vor, den Prager Flughafen Ruzyně nach dem verstorbenen Staatspräsidenten zu benennen, und eine Petition dafür wurde bereits von mehreren zehntausend Menschen unterschrieben. Einige Politiker und ehemalige Weggefährten Havels finden die Idee jedoch wenig überzeugend.

Prager Flughafen Ruzyně  (Foto: CzechTourism)
Der John F. Kennedy Airport in New York oder der Charles de Gaulle Aéroport in Paris: Internationale Flughäfen nach bedeutenden Personen zu benennen gehört mittlerweile zum guten Ton. Das soll nun auch in Tschechien passieren, zumindest nach dem Willen von derzeit etwa 72.000 Bürgern, die im Internet eine Petition unterschrieben haben. Zu den ersten Unterzeichnern gehörten Havels Witwe Dagmar Havlová und sein Bruder Ivan Havel. Initiator der Aktion ist der Regisseur Fero Fenič:



Fero Fenič
„Ich denke, Václav Havel hat nicht nur eine formale Ehrung durch den Senat oder das Parlament verdient. Er hat einen konkreten Hinweis auf seinen Kampf für unsere Freiheit verdient, ein Vermächtnis nicht nur an die derzeitigen, sondern auch die zukünftigen Generationen. Ich wüsste von keinem anderen Platz in unserem Land, der besser das charakterisiert, was Havel für uns getan hat.“

Fenič sieht den Flughafen als Symbol für die Freiheit, die Havel den Tschechen gebracht hat – diesen Gedanken können allerdings nicht alle nachvollziehen. Viele Politiker und ehemalige Weggefährten Havels meinen, die Benennung einer Kulturinstitution oder einer Universität passe viel besser zum Lebenswerk des ehemaligen Dissidenten und Dramatikers. Havels ehemaliger Sekretär Vladimír Hanzel fasst die Kritik in Worte:

Vladimír Hanzel  (Foto: Archiv des V. Hanzel,  Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)
„Der Flughafen ist ein rein kommerzielles Unternehmen, und das steht genau im Gegensatz zu dem, was Havel getan hat und erreichen wollte. Darin sehe ich den größten Widerspruch.“

Außerdem habe Havel zwar gerne neue Länder kennengelernt, Fliegen habe er aber nie gemocht, erklärte Hanzel weiter. Regisseur Fenič will Anfang Januar in Verhandlungen mit der Regierung über eine Umbenennung eintreten – denn als Hauptaktionär des Flughafens müsste auch das Kabinett einem neuen Namen den Segen geben. Finanzminister Kalousek äußerte sich gegenüber diesem Zeitplan eher skeptisch:

„Über das Programm der Regierungssitzung entscheidet der Premier und nicht Herr Fenič. Eine solch ernste Sache, die ein Vermächtnis für spätere Generationen darstellen soll, verdient eine mehrmonatige Debatte. In einer übereilten Entscheidung innerhalb von 14 Tagen sehe ich einfach keinen Sinn.“

Zumal auch international die Flughafenbenennungen unterschiedlich lang brauchten: New York benannte seinen Flughafen einen Monat nach Kennedys Tod um, der Pariser Flughafen Charles de Gaulle erhielt seinen Namen erst nach mehreren Jahren Wartezeit. Den Tschechen geht es vor allem um eine angemessene Würdigung Havels. Eine eindeutige Meinung über die Umbenennung haben sich aber wohl noch nicht alle gebildet, wie aus den Worten eines Reisenden auf dem Prager Flughafen zu hören ist:

„Für die Ehrung seiner Person wäre das einerseits sehr gut, aber andererseits, wenn sein ehemaliger Sekretär sagt, dass Havel nicht gerne geflogen ist, dann wohl besser nicht.“