Frontmann Ivo Batoušek: Mit „Jumping Drums“ hat sich sein Kindheitstraum erfüllt
Große Trommel, kleine Trommel, Handtrommel, Rahmen-, Kessel- und Röhrentrommel, oder auch Batá-, Conga- und Djembé-Trommel – wer weiß es schon, wie viele Trommelarten in die Kategorie „Schlagzeug“ gehören. Fest steht allerdings, dass Trommeln weltweit zu den beliebtesten Musikinstrumenten gehören. Übrigens, wer von uns Männern hat es nicht geliebt, schon im frühen Kindesalter mit Kochlöffeln auf alles Mögliche zu trommeln. Und was wäre heute die Musik ohne das Schlagzeug? Wir stellen einen Drummer vor, den das faszinierende Musikinstrument von den Kinderschuhen ins Erwachsenenalter begleitet.
Hier aber zunächst einiges über seinen Werdegang: Mit zwölf Jahren habe er Karel Gott im Fernsehen singen gesehen, erinnerte sich Batoušek in einem Presseinterview. Gott habe ihn aber nicht interessiert, sondern der Schlagzeuger hinter ihm. Von da an träumte er davon, auf diesem Musikinstrument in einer Band zu spielen. Die Spielkunst musste er sich aber vor allem selbst durch fleißiges Üben beibringen. Nach der Berufsschule für Landwirtschaftsmaschinen verdiente er sein Brot als Traktorist und später als Kranführer. In seiner Freizeit übte er hartnäckig und zielbewusst am Schlagzeug.
„Man hat mir zunächst gesagt, dass ich Schlagzeug spielen darf. Als ich aber eingezogen werden sollte, bekam ich eine Uniform und erfuhr, dass ich ein Jahr nicht trommeln werde. Und so habe ich die Uniform wieder abgegeben und eine Erklärung unterscrhieben, dass ich religiös bin und Zivildienst leisten will. Ich war zwar religiös, aber keineswegs orthodox religiös. Ohne Trommeln konnte ich mir den Militärdiest nicht vorstellen.“
Im Jahr 2000 ist Batoušeks Traum in Erfüllung gegangen. Er gründete die Band „Jumping Drums“ und mit ihr ist er ständig auf Achse - auf Tourneen im In- und Ausland. Im Jahr gibt das achtköpfige Ensemble, das auf ungefähr 60 Trommeln spielt, 100 bis 150 Konzerte – bei exklusiven gesellschaftlichen Veranstaltungen, Festivals, Konferenzen, aber auch in Schulen, Kinderheimen oder bei musiktherapeutischen Treffen mit geistig und körperlich behinderten Kindern. Die Jumping Drums und ihr Frontmann gelten inzwischen als Spitzenmusiker, die sich Inspirationen aus Japan, Brasilien, Afrika oder aus der Rock- und Tanzmusik holen.„Meine Füße bedienen acht Pedale, wobei jedes Pedal für einen Ton zuständig ist. Meine Hände trommeln auf 15 bis 20 Percussion-Instrumenten ringsherum. Anders gesagt, meine Hände und Füße müssen in der Lage sein, sich koordiniert zu bewegen und auf insgesamt etwa 25 Musikinstrumenten zu spielen. Das sind für mich also 25 Möglichkeiten, auf etwas draufzuhauen. Körperlich ist das sehr anspruchsvoll.“Die Betätigung von Ivo Batoušek und seiner Band hat nach und nach auch eine wohltätige Dimension bekommen. Ein Teil der Honorare für die Auftritte werden sozusagen beiseite gelegt, um für wenig zahlungskräftige Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Kinderheime Musikproduktionen finanzieren zu können. Für Batoušek war es sehr wichtig, den Weg zu hilfsbedürftigen Menschen zu finden. Auch er selbst war eine Zeitlang schwer krank und hatte mit psychischen Problemen zu kämpfen. Mit der Zeit hat er sich aber selbst sogar als Musiktherapeut etabliert. Die Bitten um Hilfe wurden immer häufiger:
„Ursprünglich waren es Kinder, die nur geistig leicht behindert waren. Später bat man mich auch dorthin zu kommen, wo Kinder schwere geistige Behinderungen hatten, oder Kinder unter schweren Verbrennungen litten. Ich hab zudem mit krebskranken Menschen gesprochen, die auf den Tod warteten. Da habe ich plötzlich begriffen, dass ich selbst noch längst nicht am Boden war.“„Die Trommeltöne - das sind die Wurzeln in uns. Sie lassen eine verborgene Saite in uns klingen und finden das Kind in uns. Ich nenne es das Grudprinzip der philosophischen Therapie, bei der ich versuche, die Schale oder - wenn Sie so wollen – die Ablagerungen auf der Seele des Erwachsenen zu durchdringen. Auch in einem 60- oder 70-jährigen Menschen steckt ein Kind, das seinerzeit auf irgendetwas draufschlug, etwas hingeknallt hat. Damals hat man ihm gesagt, ´Hör auf, mach das nicht.´ Und da steht jetzt der Mensch mit 70 und ich sage ihm: ´Schlag nur kräftig drauf!´ Und ich lobe ihn auch noch dafür.“
Batoušek betrachtet sein Musikinstrument als ein autotherapeutisches Element, das vor allem Freude auslösen soll. Das Wichtigste ist für ihn dabei die Entspannung. Der Nebeneffekt sei eben therapeutisch, sagt er. Und so hört sich die therapeutisch wirkende Musik in der Darbietung der Jumping Drums an:„Eigentlich bekommt der Mensch schon im pränatalen Entwicklungsstadium, also im Mutterleib, so eine Rhythmusreihe mit 72 bis 74 Pulsschlägen pro Minute in den Kopf gespeichert. Das wirkt beruhigend wie langsame Musik. Wenn der Rhytmus auf 120 bis 130 Pulsschläge pro Minute steigt, evoziert die Musik in uns Bewegung, wir kehren zu unseren Wurzeln zurück.“
Die Jumping Drums spielen zwar eigentlich auf über 60 Musikinstrumenten. Bei Konzerten, insbesondere bei Festivals, müsse man aber aktionsfähig sein und nehme für diese Gelegenheiten nur rund 40 Trommeln mit, sagt Batoušek. Das Trommeln sei eine Art nonverbale Kommunikation, die den Teamgeist fördere, Stress abbaue und das Potenzial einer Gruppe zum Ausdruck bringen könne. So sieht es Batoušek.Fotos: Archiv von RSTICK
Dieser Beitrag wurde am 2. Mai 2010 gesendet. Heute konnten Sie seine Wiederholung hören.