Für die tschechische Jugend entstehen immer mehr Freizeitstätten

Der Amoklauf von Erfurt, bei dem 17 Menschen getötet wurden, ist auch in Tschechien mit Entsetzen aufgenommen worden. Dennoch sieht man sich hierzulande nicht ernsthaft gezwungen, ähnlich wie in Deutschland über das hiesigen Schulsystem sowie die Erziehung und Ausbildung neu nachzudenken. Hinsichtlich der Freizeitförderung für Kinder und Jugendlichen wähnt man sich in Tschechien vielmehr auf einem guten Weg. Näheres dazu von Lothar Martin.

Am 24. April, nur zwei Tage vor dem schrecklichen Ereignis in Erfurt, wurde in Prag-Prosek, einem dichtbesiedelten Plattenbauviertel der Moldaustadt, ein neues Sport- und Freizeitareal für die jungen Bewohner der Siedlung eingeweiht. Dem Betrachter bot sich ein tolles, farbenfrohes Bild, war doch auf dem ehemaligen Ascheplatz der angrenzenden Grundschule ein modernes, mit widerstandsfähigen Kunststoffen überzogenes Areal entstanden, dass u.a. ein Mehrzweckspielfeld für Ballsportarten, zwei Tennisplätze nebst einer Trainingswand, drei festinstallierte Tischtennisplatten, ein Laufoval, eine Minigolfanlage, ein alpines Klettergerüst und eine Skateboardrampe vorzuweisen hat. Entsprechend riesig war die Freude bei den Kindern und Jugendlichen bei der feierlichen Einweihung, die von keinem Geringeren als Abgeordnetenchef Václav Klaus vorgenommen wurde.

Noch vor der Einweihung der Anlage hatte ich Gelegenheit mit dem Schöpfer der Sport- und Freizeitstätte, dem Direktor der Firma Sport-Technik-Bohemia Milan Vopicka zu sprechen. Auf meine Frage, welche Bedeutung er dem Areal und dem Sportanlagenbau in Tschechien allgemein beimesse, antwortete Vopicka: "Nun, die Bedeutung dieses Sportareals sehe ich als ehemaliger Eishockey- und Tennisspieler darin, dass wir die Kinder von den Drogen und den anderen unseligen Einflüssen unserer heutigen Zivilisation besser fernhalten können. Sie kommen auf ein Freizeitgelände, wo sie sich von morgens bis abends austoben und mehrere Sportarten betreiben können. Damit verhelfen wir Ihnen zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung, was heutzutage ein weltweites Problem ist. Auf dem Boden des Parlaments setze ich mich schon seit sieben Jahren für solche Freizeitmöglichkeiten ein, und ich kann zufrieden feststellen, dass heute Leute an der Macht sind, die auch bereit sind, Gelder dafür zu bewilligen. Das war im kommunistischen Regime nicht der Fall, da wurde lediglich der Spitzensport großzügig gefördert. Gott sei dank ist das jetzt anders."

Ob die neue Prager Sportstätte ein Einzelfall oder schon eher die Regel sei, wollte ich schließlich wissen. Dazu sagte Vopicka: "Ich kann Ihnen sagen, dass es schon viele solcher Sportanlagen hierzulande gibt. In Prag sind es zum Beispiel mehr als 200 und in der gesamten Republik um einige weitere Hundert mehr. Aber es sind immer noch zu wenig, da die letzten 40 Jahre so gut wie nichts in dieser Hinsicht gebaut wurde. Noch gibt es also viel zu tun."