Glasaltar im der Wallfahrtskirche des hl. Gunter in Dobrá Voda (Gutwasser) im Böhmerwald
Aus dem Dorf Dobra Voda (Gutwasser) im Böhmerwald ist bis heute nur wenig erhalten geblieben. Der einige Jahrzehnte andauernde Aufenthalt tschechischer Grenzsoldaten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hat das seine getan. Doch das, was dort verblieb und auch das, was dort seit einigen Jahren im Entstehen begriffen ist, ist zweifelsohne sehenswert. Gleich zweimal können auch Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, in der Touristensprechstunde von Radio Prag Gutwasser besuchen. Begleitet werden Sie dabei von Markéta Maurová.
"Eigenen Recherchen zufolge - bei Glasherstellern, Galleristen und anderen Ansprechpartnern - gibt es keinen weiteren Glas-Altar dieser Art weltweit. Nur in Südost-Asien werden Buddha-Statuen aus Hüttenglas geschmolzen. Religiöse Thematik, umgesetzt durch Glas existiert somit doch," sagte die Künstlerin.
Bei der feierlichen Übergabe des Altars traf ich u.a. den Historiker und Direktor des Museums in Kasperské Hory (Bergreichenstein), Dr. Vladimír Horpeniak. In Dobra Voda dreht sich alles um den Namen des hl. Gunter, und so lag es auf der Hand, unser Gespräch mit diesem Heiligen zu eröffnen. Der neue Altar, den die Kirche bekommen hat, ist eine Plastik aus Kompositionsglas. Seine Schöpferin ist Vladena Tesarova aus Zbraslav bei Prag, die vor einigen Jahren ihre zweite Heimat in Dobra Voda bei Hartmanice gefunden hatte. Zunächst renovierte sie die dortige alte Schule, die sie heute mit ihrer Familie bewohnt. Die Idee, einen neuen Altar für die Gunter-Kirche zu schaffen, wurde vor etwa 5 Jahren geboren. Die eigentliche Arbeit dauerte jedoch nur sechs Monate, in denen Vladena Tesarova tag und nacht gearbeitet hat: "Zunächst wird alles aus Ton modelliert. Dann haben wir einzelne Figuren zerschnitten und aus jeder wurde eine Gipsform abgenommen. Wenn Gips hart ist, muss der Ton ausgehöhlt und die Statue eigentlich vernichtet werden, es bleibt Ihnen jedoch das Gips-Negativ. Die Form wird ausgebrannt, gereinigt und mit einer genauen Menge Glasmasse gefüllt. Dann wird es im Ofen, bei etwa 840 Grad geschmolzen und dann kommt der Abkühlungszyklus, der 10 bis 14 Tage dauert. Nach zwei Wochen wird die Gipsform abgebrochen und Sie erhalten die eigentliche Glasplastik." Glas scheint ein ideales Material für eine verlassene Bergkirche zu sein. Wegen seines Gewichtes von fast 5 Tonnen droht somit kein Diebstahl des Altares und darüber hinaus wird das Glas durch große Temperaturschwankungen nicht beschädigt. Und wo hat Vladena Tesarova Inspiration für ihr Werk gefunden?"Ich habe den ursprünglichen Altar nicht gesehen, nur auf Photos. Es handelte sich um ein typisches Landesaltärchen - Marmorimitationen, Wendelsäulen, ein Paar Statuen usw. Ich habe dabei aber die Heiligen vermisst. Ich wollte sie dort haben und erfand daher dieses Konzept, mit dem ich beim Bischofsamt um Billigung bitten musste. Man kann den dargestellten Heiligen nicht selbst, nach seinem eigenen Willen wählen - ich musste mich nach den Forderungen des Bischofsamtes richten."
Der mittlere und größte Teil des Triptycoons stellt das Hauptthema des Christentums dar - die Kreuzigung Christi. In der Mitte über der Darstellung steht ein lateinischer Text aus dem Evangelium des Hl. Johann: "Niemand hat mehr Liebe als der, der für seine Freunde sein Leben opfert." Auf beiden Seitenflügeln sind dann verschiedene Heilige dargestellt. "Auf der linken und rechten Seite des Triptycoons sind Heilige, vor allem Böhmische und Deutsche. Hier ist der hl. Gunter. Er war ein Freund des hl. deutschen Kaisers Heinrich, der ist hier oben in der Mitte. Seine Schwester, die hl. Gisela ist da. Alle drei waren Freunde in ihrer Kinderjahren und wurden von Bischof Wolfgang erzogen. Die hl. Gisela heiratete dann Stephan von Ungarn. Dann gibt es hier den übernationalen Heiligen, Johann von Nepomuk, der auch in Bayern verehrt wird, und die böhmische hl. Agnes. Hier ist der übernationale Heilige Johannes der Täufer mit dem Lamm, daneben der hl. Wenzel, die Glaubensboten Cyril und Method, und darüber der deutsche heilige Gotthard. Und ganz links die hl. Ludmila, die Großmutter des hl. Wenzel." Der Altar, dem Vladena Tesarova künftig auch einen Passionsweg aus Glas anschließen möchte, konnte Dank der Unterstützung des Tschechisch-Deutschen Zukunftsfonds sowie dem EU-Programm Phare CBC zustande kommen. Im kommenden Frühling bei der Sankt-Gunter-Wallfahrt wird der Altar gesegnet. Über die wiederaufgenommene Tradition dieser Wallfahrten, über tschechisch-deutsche Begegnungen in Dobra Voda und auch über das dortige Simon-Adler-Museum wird in der Touristensprechstunde in einem Monat die Rede sein. Für heute verabschiedet sich von Ihnen Markéta Maurová.