Brückenbauer Sankt Gunther wird in Gutwasser gefeiert

Er war eine Persönlichkeit des Mittelalters, die bis heute fasziniert: Der heilige Gunther galt als geschickter Diplomat. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er im Böhmerwaldort Dobrá Voda / Gutwasser. Am vergangenen Wochenende wurde dort mit einer tschechisch-deutschen Konferenz und einem Festgottesdienst an ihn erinnert.

St. Gunther (Foto: Martina Schneibergová)

Tschechisch und Deutsch wurde das Sankt-Gunther-Lied in der Kirche in Dobrá Voda gesungen. Es ist die einzige Kirche, die St. Gunther geweiht ist. Gunther, der auf Tschechisch Vintíř heißt, wurde in eine Adelsfamilie in Thüringen geboren. Als sein Geburtsjahr wird zwar meist 955 genannt, doch Historiker zweifeln daran. Bekannt ist aber, dass sich Gunther 1005 dem weltlichen Leben entsagte und dem Benediktinerorden beitrat. Er wurde im bayerischen Kloster Niederalteich aufgenommen. Später gründete er das kleine Kloster Rinchnach. Von dort aus unternahm er Reisen auch auf das Gebiet des heutigen Tschechien. Wie kam es dazu, dass Gunther nach Dobrá Voda kam? Petr Kubín ist Historiker an der Prager Karlsuniversität:

„Dies hing mit dem Zug von König Heinrich III. im Jahre 1040 nach Böhmen zusammen. Gunther war Heinrichs Diplomat und sein wichtiger Helfer. Im Januar 1040 verließ er Rinchnach, ging in den Böhmerwald und ließ sich in Gutwasser nieder. Das war kein Zufall, denn dort führte damals ein wichtiger Handelsweg durch – der sogenannte ‚Böhmensteig‘. Gerade in Gutwasser befand sich ein Zollhaus. Es war damals ein wichtiger Ort aus wirtschaftlicher sowie strategischer Sicht. Gunther konnte von hier aus Heinrich bei den diplomatischen Verhandlungen mit dem böhmischen Herzog Břetislav helfen. Er war nicht nur ein Mönch, der in der Einsamkeit lebte, sondern auch ein geschickter Diplomat. In dieser Funktion war er ständig unterwegs – in Böhmen oder in Ungarn.“

Marianus Bieber (Mitte). Foto: Martina Schneibergová

Auch wenn Gunther nie offiziell heiliggesprochen wurde, wird er seit dem Mittelalter als Heiliger verehrt. Die Wurzeln der Verehrung sind im Prager Benediktinerkloster Břevnov zu finden, wo er begraben liegt. Abt Marianus Bieber von der Benediktinerabtei in Niederalteich zu Gunthers Vermächtnis:

„Der heilige Gunther war einer der ersten, die damals den Weg zwischen Bayern und Bayern geebnet haben. Das ist gerade für unsere Zeit von Bedeutung. Denn heute gibt es viele Verkehrswege und viele technische Wege, aber wichtig sind die Wege der Menschen zueinander. Er war ja ein großer Friedensstifter. Das ist sicherlich das Vermächtnis für unsere Zeit: die Verständigung, dass die Menschen einander kennenlernen, zueinander kommen und dass vor allem der Friede erhalten bleibt.“

Sankt-Gunther-Kirche (Foto: Martina Schneibergová)

Die Gemeinde Dobrá Voda gehört heutzutage zur Diözese České Budějovice / Budweis, und diese unterhält seit der politischen Wende enge Beziehungen mit der Diözese Passau. Manfred Ertl ist Domkapitular in Passau:

„Die Diözese Passau und die Diözese Budweis haben eine vieljährige Zusammenarbeit. Ich war selber zehn Jahre Chef der Caritas und habe mit dem Caritas-Direktor von Budweis ein Abkommen getroffen, dass wir eng zusammenarbeiten. Ich bin froh, dass ich als Domkapitular wieder an diese alten Verbindungen anknüpfen darf und komme natürlich gern nach Budweis und auch hierher nach Gutwasser – vor allem weil ich ein geborener Lallinger bin. Vor zwei Jahren durfte ich nämlich eine Guntherstatue in Lalling einweihen. Natürlich bin ich von Kindes Beinen an mit dem heiligen Gunther vertraut: Ich war in Niederalteich in der Schule und in Lalling zu Hause. Der heilige Gunther ist von Niederalteich über den Lallinger Winkel dann bis hierher gekommen.“

Die Ausstellung mit dem Titel „Der heilige Gunther – der Brückenbauer“ ist im Šimon-Adler-Museum in Dobrá Voda bis zum 31. Oktober zu sehen.