Greta Fischers Hilfe für KZ-Opfer – Ehrung einer ungewöhnlichen Frau

Greta Fischer

Es sind die außergewöhnlichen Menschen, die Geschichte für uns erfahrbar machen. Einer dieser Menschen war Greta Fischer, eine Jüdin aus der kleinen nordmährischen Stadt Budišov nad Budišovkou / Bautsch. Nach dem Zweiten Weltkrieg betreute sie im Kloster Indersdorf bei Dachau für die Vereinten Nationen traumatisierte Waisenkinder aus deutschen KZs. In diesem Jahr erhielt Greta Fischer einen Gedenkstein in Budišov, am Freitag wird in der etwa 3000 Einwohner zählenden Gemeinde die Historikerin Anna Andlauer aus ihrem Buch „Zurück ins Leben“ über das Kinderzentrum und Greta Fischers Leben lesen.

Greta Fischer im Kloster Indersdorf
Die Arbeit im Kloster Indersdorf nach dem Weltkrieg wurde auch in der damaligen Wochenschau gewürdigt. In einem Bericht hieß es:

„In nächster Nähe des früheren Schreckenslagers Dachau, im Kloster Indersdorf, betreut die Unrra, das Hilfs- und Wiederaufbauwerk der Vereinten Nationen, alle Kinder, deren Eltern durch Folter, Strang oder Hunger ermordet wurden.“

Eine dieser Helferinnen in Indersdorf ist Greta Fischer. Sie konnte noch 1939 aus der Tschechoslowakei nach London fliehen. Dort betreute sie bereits in Kinderkrippen von den deutschen Luftangriffen traumatisierte Kinder. Und dort lernte sie auch Anna Freud kennen, die Tochter von Sigmund Freud, die sie in die Kinderpsychoanalyse einwies. Nach dem Krieg ging Fischer dann nach Deutschland, um dort für die Uno zu arbeiten, wie Anna Andlauer erzählt:

Anna Andlauer  (Foto: United States Holocaust Memorial Museum)
„Greta Fischer wollte helfen. Sie hat sich ein paar Tage nach Kriegsende zur Unrra gemeldet, und wurde dann in Frankreich für ihre Aufgabe ausgebildet. Sie hat sich dort für ein spezielles Kinderteam gemeldet, das Unrra-Team 182.“

Grund für die Bildung des Teams waren die vielen Kinder unter den DPs, den so genannten Displaced Persons. Das waren mehrheitlich aus KZs befreite Juden, aber auch versprengte Zwangsarbeiter oder Flüchtlinge ohne Zuhause. Die Historikerin erklärt die Aufgabe des Teams:

„Das Team 182 wurde damit beauftragt, im Bereich der dritten US-Armee in Süddeutschland ganz schnell eine erste beschützende Umgebung zu schaffen, in der diese entwurzelten Kinder untergebracht werden konnten, bevor eine dauerhafte Lösung für sie gefunden werden konnte.“

Dieses Lager entstand dann im Kloster Indersdorf in Bayern. Greta Fischer betreute dort die Kinder, bis sie eine neue Heimat gefunden hatten oder in ihre Ursprungsländer repatriiert wurden. Anna Andlauer hat über diese Zeit das Buch „Zurück ins Leben“ geschrieben, in dem sie vor allem die Rolle von Greta Fischer würdigt. Auf Fischers Heimatort Budišov kam die Historikerin erst später:

„In der Nähe von Budišov gibt es ja den Weg der tschechisch-deutschen Verständigung. Dort können Initiativen von überall aus der Welt Gedenkplatten niederlegen mit den Anliegen, die ihnen wichtig sind und der Völkerverständigung dienen. Das hat uns auf die Idee gebracht, den Gemeinderat von Indersdorf zu überzeugen, zwei Gedenkplatten für Greta Fischer zu stiften, um in Budišov darauf aufmerksam zu machen, welch großartige Frau aus diesem Ort hervorgegangen ist.“

Die Tafeln wurden bereits im Juni auf dem Weg der tschechisch-deutschen Verständigung ausgelegt. Nun will Anna Andlauer den heutigen Bewohnern von Budišov auch die Leistungen von Greta Fischer näherbringen. Unterstützt wird sie dabei von einer jungen Gemeinderätin aus Budišov, Natálie Jaššová:

„Man musste sehr oft erklären, wer Greta Fischer war, was sie getan hat, wie viel Erfolg sie im Ausland hatte, was ihre Arbeit bedeutete usw. Erst danach wurde die Idee angenommen, die Ehrung für Greta Fischer zu unterstützen.“


Greta Fischer mit Kindern
Anna Andlauer wird ihren Vortrag am Freitag, dem 28. September, in Budišov nad Budišovkou im Restaurant Myslivna halten. Natálie Jaššová wird die Ausführungen ins Tschechische dolmetschen. Besucher sind herzlich eingeladen. Die Geschichte von Greta Fischer werden wir in einem unserer nächsten Kapitel aus der tschechischen Geschichte noch näher beleuchten.