Internationale Medienmesse 2003 in Budapest

Zur diesjährigen Internationalen Medienmesse in Budapest hören Sie nun den folgenden Beitrag von Silja Schultheis, die am vergangenen Wochenende in die ungarische Hauptstadt gereist ist:

Aus 16 Ländern kamen Vertreter deutschsprachiger Auslandsmedien, denen die Messe gewidmet war, nach Budapest - in eine Stadt, in der deutschsprachige Auslandsmedien lange Zeit eine herausragende Stellung einnahmen. Gotthard Schicker, Herausgeber und Chefredakteur des traditionsreichen Pester Lloyd:

"Die deutsche Sprache spielte hier immer eine große Rolle. Bis 1867 war das Land sogar zweisprachig. Die zweite Amtssprache war hier Deutsch. Es gab zur Hochzeit etwa 900 Publikationen, die in deutscher Sprache erschienen sind. Den Pester Lloyd gibt es mittlerweile 150 Jahre und er war damals eine der herausragenden Meinungs bildenden Blätter, weit über Ungarn hinaus."

Weltweit 3000 deutschsprachige Medien außerhalb des deutschen Sprachraums zählt der Messe-Veranstalter, die Internationale Medienhilfe (IMH). Sie hat sich 1996 als nicht-kommerzielle Selbsthilfeorganisation für diese Medien gegründet, die vielfach mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, betont der Gründer und Geschäftsführer der IMH, Björn Akstinat:

"Es ist so, dass alle auf der Suche sind nach neuen Zielgruppen, um Auflagen zu steigern, alle müssen neue Geldquellen erschließen, und das sind so gemeinsame Probleme. Die Internationale Medienhilfe ist natürlich froh, hier ihre neuen Dienstleistungen für die deutschsprachigen Medien vorzustellen, wie etwa Personal-und Anzeigenvermittlungen, Zeitungsvertrieb etc."

Von der Bundesregierung werden die deutschsprachigen Medien nur sehr stiefmütterlich behandelt, kritisiert Guido Mathes von der Internationalen Medienhilfe:

"Insgesamt werden diese Medien extrem vernachlässigt - wenn man sich vergegenwärtigt, dass diese Medien Bindeglieder sind für kulturelle, wirtschafliche, politische Verbindungen zwischen Deutschland und anderen deutschsprachigen Ländern und dem Rest der Welt. Und ich sage immer, man müsste von den Franzosen und den Polen lernen, die sich viel engagierter mit ihren Medien und Landsleuten im Ausland befassen."

Das Hauptverdienst der Messe, so waren sich die Teilnehmer einig, war das gegenseitige Kennenlernen, die Teilnehmer hatten vielfach von den jeweils anderen Medien noch nichts gehört, geschweige denn persönlichen Kontakt aufgenommen:

Teilnehmer 1:"Ich denke, der wichtigste Punkt hier ist wirklich das Knüpfen von Kontakten, dass man andere Redakteure und Redakteurinnen trifft. Ich würde eigentlich sagen: Die Pausen sind hier das Wichtige."

Teilnehmer 2:"Also die Sinnhaftigkeit einer solchen Veranstaltung besteht sicher auch darin, Leute, die sich bislang nur von der E-mail-Adresse her kannten, zusammenzuführen. In Österreich sagen wir: Durchs Reden kommen d'Leut z'samm' - und genau das wurde hier auch erfüllt."