Jakub Macek

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zur neuen Ausgabe von Heute am Mikrophon. Unser heutiger Gast, Jakub Macek, ist eine Person aus den Medien. Aber er schreibt nicht nur selbst, sondern steht als PR-Berater auch oft auf der anderen Seite. Mehr erfahren Sie bei uns in den folgenden Minuten, durch die Sendung führt Sie Dagmar Keberlova.

Einleitend habe ich Jakub Macek gebeten, sich selbst vorzustellen:

"Jetzt studiere ich vor allem, vor kurzer Zeit habe ich die Arbeit bei Forum 2000 beendet, gleich darauf war ich für die Präsentierung der Bürgerwachen in den Medien zuständig. In diesen Tagen bereite ich die Internetversion der literarischen Zeitung "Literarni noviny" vor, publiziere noch eine andere Internetzeitung, schreibe Erzählungen und befasse mich mit den digitalen Medien, worin ich einmal bestimmt ein angesehener Wissenschaftler sein werde."

Die aktuellste Veranstaltung, die erst vor kurzem abgelaufen ist, war der Einsatz der sogenannten Bürgerwachen, deren Tätigkeit mit dem NATO-Gipfel verbunden war. Wie ist aus der Sicht der Bürgerwachen der diesjährige Gipfel im Unterschied zur Tagung des Internationalen Währungsfonds vor zwei Jahren verlaufen?

"Dieses Jahr ist alles anders verlaufen als vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren ist alles chaotisch entstanden. Man wusste nur, dass es die Bürgerwachen geben wird und man wusste auch, dass die Tagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank stattfinden wird. Was man nicht gewusst hat war, wie die Situation genau aussehen wird. Und man wusste auch nicht, dass man eine Presseabteilung benötigen werde. Ich wurde mit meinem Kollegen Vladyka im letzten Moment dazu einberufen. Wir haben damals unsere Arbeit unterbrochen und sind sofort nach Prag gefahren. Innerhalb von 24 Stunden haben wir das Pressezentrum der damals unbekannten Bürgerwachen aufgebaut. Es sah eher nach einer Tragikomödie aus, es war sehr viel los damals in den Strassen, inmitten des Chaos ist dann letztendlich alles gut gegangen. Nichtsdestotrotz war es sehr anstrengend, da wir in einer sehr konfliktgeladenen Umgebung gearbeitet haben, bei Polizeieinsätzen etc. Dieses Jahr bei dem NATO Gipfel war es ganz anders. Vorher hat man zwar sehr intensiv über Demonstrationen informiert, das Innenministerium hat das absichtlich im voraus aufgeblasen. Die Bürgerwachen hatten dieses Jahr viel leichtere Arbeit. Dafür waren sie aber für die Medien nicht interessant, weil niemand geschlagen wurde, den sie verteidigen hätten sollen."

Waren die Bürgerwachen vor zwei Jahren nur für Jakub Macek unbekannt, oder überhaupt in Tschechien?

"Unbekannt für mich und unbekannt in Tschechien. Als ich vor zwei Jahren nach Prag fuhr, hatte ich keine Ahnung, was Bürgerwachen sind. Beim Parken in der von den Demonstranten überfüllten Stadt haben wir die Unterlagen gelesen, was das eigentlich sei, und wir überlegten, wie wir das ganze machen werden. Wir sind uns damals wie Kriegskorrespondenten vorgekommen, weil es für uns die erste Veranstaltung dieser Art war."

Auch bei einer anderen großen Veranstaltung war Jakub Macek Pressesprecher, und zwar beim sechsten Jahrgang der Konferenz Forum 2000, die im Oktober stattfand. Wie war diese Arbeit für ihn?

"Die Arbeit beim Forum ist ein langfristiger Job, was ein Vorteil ist. Erstens kann man davon leben, zweitens ist es eine Arbeit in einer elitären Umgebung, wo man sich - wenn man daran nicht gewöhnt ist - erst einleben muss. Ich persönlich habe damit große Schwierigkeiten gehabt, weil ich es nicht gewohnt war. Sich damit abzufinden, dass vieles unter dem Protokoll des Präsidenten abläuft, der Kontakt mit den Journalisten und den Partnern anders ist als sonst, verlangt sehr viel."

Das Forum hängt auch mit unserem Präsidenten sehr eng zusammen. Hat dies für Sie auch eine Bedeutung gehabt?

"Bestimmt. Man hört vonseiten der Journalisten immer ironisch, dass diese Veranstaltung nur dazu gut ist, dass ein Haufen von Intellektuellen zusammenkommt, die ihre verrückten Ideen präsentieren, sich die Hände schütteln, essen und wieder verschwinden. Wir sehen das natürlich ganz anders. Der Koordinator der Konferenz, Ivo Belohoubek hat das Thema "Globalisierung" so ausgedacht, dass zwei unterschiedlich eingestellte sich Lager begegnen. Und für mich war dies auch sehr interessant, weil ich das als eines der wichtigsten Themen betrachte."

Arbeit mit der Elite. Wie fühlt sich ein 23jähriger Student, wenn er sich dann beispielsweise dem ehemaligen Präsidenten der Republik Südafrika de Klerk oder dem berühmten Ökonomen Geoffrey Sachs die Hand schüttelt?

"Forrest Gump. Das fasst es bestens zusammen. In dem Moment nimmt man es gar nicht wahr. Vielleicht mit einer Verspätung von 14 Tagen wird einem klar, was passiert ist. Wenn ich in dem Moment daran denken würde, fange ich zu zittern an und mache gar nichts. Es ist ein komisches Gefühl. Ich habe meine Arbeit die ganze Zeit lang gemacht, indem ich mit den Assistenten dieser Persönlichkeiten kommuniziert habe. Erst am Ende kommen die Zelebritäten, die nur die Spitze des Eisbergs sind. Einerseits ist es eine gute Belohnung, andererseits glaubt man, dass man absolut fehl am Platz ist. Man baut eine virtuelle Veranstaltung, die - wenn sie in die Wirklichkeit umgesetzt wird -dann diesen Persönlichkeit gehört. Man hat damit ein halbes Jahr verbracht, und dann ist man plötzlich nicht mehr wichtig. Ich finde das etwas ungerecht, aber so ist unser Job."

Auch wenn es Jakub Macek ungerecht findet, wie er sagt: wird er nächstes Jahr weitermachen? Und wird das Forum 2000 ohne den tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, dessen Amtszeit im kommenden Januar abläuft, überhaupt überleben?

"Das Forum wird bestimmt überleben. Herr Sasakawa, der das Forum finanziert, hat seine Unterstützung für die nächsten zwei Jahre zugesagt. Herr Sasakawa war bei der Konferenz anwesend und war sehr begeistert. Dieses Jahr war es ganz anders als in den vergangenen 5 Jahren, in denen erst ein Ruf gebildet, eine Tradition etabliert werde musste. Nun, da sich die Arbeit des Forums konkretisiert hat, ist es aber für die Medien, und überhaupt allgemein weniger interessant, weil es fachspezifisch geworden ist."

Jakub Macek würde gern wieder mitmachen. Er sollte aber auch seine Diplomarbeit schreiben, meint er unentschlossen. Abschließend fragte ich ihn, wie es ist, als Journalist dann beim Forum auf der anderen Seite zu stehen und u.a. auch mit den Journalisten zu verhandeln?

"Es ist verwirrend und ungewohnt für jemanden, der sich sonst unter Journalisten bewegt. Ich bin weder der Chef der Journalisten noch ihr Kollege. Und es ist schwierig, denn nach jedem beendeten PR-Job schließe ich Tür und gehe wieder zu den Journalisten. Enttäuschend für mich ist, dass zwei Drittel der Journalisten nicht wirklich kompetent sind. Sie verwechseln Namen, wissen nicht was sie bei Pressekonferenzen fragen sollen. Dies betrifft die tschechischen Journalisten, die ausländischen sind Profis, die kommen, kennen sich aus, machen keine Probleme. Die tschechische journalistische Kultur ist da noch nicht wirklich erwachsen."