Julia Fischer: die deutsche Star-Geigerin im Interview
Seit Julia Fischer drei Jahre alt ist, spielt sie Geige und Klavier, mit 23 war sie die jüngste Hochschulprofessorin Deutschlands. Am Mittwoch trat die in Deutschland aufgewachsene Tochter einer slowakischen Pianistin im Prager Rudolphinum auf. An einem Ort, zu dem sie eine ganz besondere Beziehung hat, wie Fischer im Gespräch mit Daniel Kortschak erzählt.
Ihre Mutter, Viera Fischer, ist Pianistin. Sie selbst spielen auch Klavier, hin und wieder treten Sie auch am Flügel auf. Aber bekannt sind Sie als Violinistin. Warum ist es bei Ihnen die Geige und nicht das Klavier geworden?
„Die Idee der Geige kam sicher nicht von mir, als Dreijährige. Das war schon mehr eine Idee meiner Mutter, die sich dachte etwas Neues wäre auch ganz nett. Mein Bruder spielte schon Klavier, der ist vier Jahre älter. Meiner Mutter hat als Kind immer gefehlt, dass sie das Instrument mitnehmen konnte. Deswegen wollte sie, dass ihre Kinder auch Instrumente spielen, die man einpacken und in den Urlaub mitnehmen kann. Bei meinem Bruder wurde es die Klarinette, bei mir war es von Anfang an die Geige, die mir große Freude gemacht hat. Von zuhause kannte ich natürlich nur das Klavier, aber meine Mutter hat mich dann einmal zum Geigenunterricht bei einem Lehrer geschleppt und ich habe zugesehen. Das fand ich eigentlich ganz lustig und so fing ich an, Geige zu spielen. Ich weiß jetzt nicht was passiert wäre, wenn sie mich zuerst zum Cello-Unterricht geschleppt hätte oder wenn ich nur Klavier gemacht hätte. Am Ende wäre vom Berufsbild wahrscheinlich das Gleiche herausgekommen. Aber es wurde eben – eigentlich mehr durch Zufall – die Geige.“
Sie haben die Berufswahl gerade angesprochen, die Musik liegt bei Ihnen in der Familie. Ab wann war für Sie klar, dass Sie eine professionelle Musiker-Karriere einschlagen werden?
„Eigentlich von Anfang an. Das wusste ich schon als Dreijährige. Mir war immer völlig klar, dass Musik mein Leben ist und ich damit auch mein Leben verbringen möchte. Mir war mit drei Jahren natürlich nicht klar, was das bedeutet, aber ich habe das auch später nie in Zweifel gezogen. Ich habe dann eben nach und nach begriffen, was das bedeutet.“
Hier in Prag sind Sie mit Bachs Solo-Sonaten für Violine aufgetreten. Wie sind Sie eigentlich zu Bach gekommen? Woher kommt diese große Begeisterung für Johann Sebastian Bach?
„Zunächst denke ich, dass jeder Musiker eine große Begeisterung für Johann Sebastian Bach hegt. Die Frage ist, wie viel man ihn spielt. Ich fing eigentlich auf dem Klavier sehr früh mit Bach an, die Inventionen und das Wohltemperierte Klavier habe ich sehr viel gespielt. Meine Lehrerin, Ana Chumachenco, ist eine Schülerin von Yehudi Menuhin und wahrscheinlich auch deswegen der Meinung, dass Bach zur Grundausbildung eines Geigers gehört. Das heißt, ihre Studenten spielen immer Bach. Ich kam mit neun Jahren zu ihr und bis ich 15 war, habe ich einfach jedes Jahr eine Sonate oder Partita gelernt. Insofern habe ich eigentlich meine ganze Hauptausbildungszeit mit Bach verbracht und daraus wurde dann eben eine große Liebe und Bewunderung.“
Tschechien steht jetzt schon das zweite Jahr im Zeichen eines seiner musikalischen Aushängeschilder. Bohuslav Martinů wäre in diesem Jahr 120 Jahre alt geworden. Neben vielen Orchesterwerken hat Martinů ja auch zahlreiche Sonaten und Solostücke geschrieben. Spielen Sie auch Stücke von Martinů?„Ja, die dritte Sonate habe ich letztes Jahr auf meiner Tournee gehabt und auf der ganzen Welt gespielt. Das ist eine phantastische Sonate und ich plane auch ein Projekt mit Unitel und dem Regisseur Brian Large. Wir wollen einen ganzen Martinů-Film drehen."
Die nächste Gelegenheit, Julia Fischer live zu sehen und zu hören gibt es am 24. Februar in München im Herkules-Saal. Und am 26. und 27. Februar gastiert sie im Wiener Konzerthaus.