Kardinal Vlk hat sich zu dem Fall Merta und dem Vertrag zwischen der Tschechischen Republik und dem Vatikan geäußert
Innerhalb der tschechischen katholischen Kirche ist zur Zeit viel los. Der tschechische Erzbischof Kardinal Miloslav Vlk hat sich am Donnerstag zu dem Fall sexuellen Missbrauchs, über den wir bereits gestern berichtet haben, geäußert und legte auch die Position der katholischen Kirche zum Entwurf des zwischenstaatlichen Vertrags mit dem Vatikan dar. Lucie Krupickova berichtet:
Die römisch-katholische Kirche habe die Absicht Konsequenzen und Belehrung aus dem Fall Frantisek Merta zu ziehen. Das sagte im Tschechischen Rundfunk Erzbischof Kardinal Miloslav Vlk. Gegen Merta wird ermittelt, da der Verdacht besteht, dass er Ministranten und andere gläubige Jungen sexuell missbrauchte. Zugleich unterstützte Vlk das Vorgehen des Olmützer Erzbischofs Jan Graubner, der verdächtigt wird, von Mertas Handlung gewusst, aber nicht eingegriffen zu haben. Wie Kardinal Vlk sagte, habe die tschechische Kirche nicht viele Erfahrung mit solchen Sachen und deshalb könne es vorkommen, dass man zu zaghaft vorgehe. Der Sprecher der Tschechischen Bischofskonferenz Stanislav Kosik sagte vor Journalisten, Erzbischof Graubner habe sich bei manchen Beschädigten bereits entschuldigt, betonte jedoch, dass die ganze Angelegenheit in Händen des Olmützer Erzbischofsamtes liege und die Tschechische Bischofskonferenz nicht eingreifen dürfte. Wie Kardinal Vlk sagte, dieser Vorfall sei für Bischöfe eine Belehrung und betonte, er wolle, dass alle Handlungen innerhalb der Kirche transparent wie in einem gläsernen Haus seien.
Der tschechische Kardinal hat sich gestern auch zu dem in Vorbereitung stehenden Vertrag zwischen der Tschechischen Republik und dem Vatikan geäussert. Die katholische Kirche besteht darauf, dass in dem Vertrag auch der Eigentumsausgleich erwähnt wird. Laut dem tschechischen Außenministerium wird diese Frage in dem Vertrag zwar eingeschlossen, aber nur am Rande. Der Sprecher des Außenministeriums, Ales Pospisil, sagte zu Kardinals Forderungen, ein zwischenstaatlicher Vertrag könne nicht innerstaatliche Probleme lösen. Laut dem tschechischen Außenministerium solle der Vertrag bis Ende dieses Jahres fertig werden, Erzbischof Kardinal Vlk sieht jedoch eine längere Zeitspanne für die Ausarbeitung vor. Die Tschechische Republik ist eine der letzten postkommunistischen Länder, die einen solchen Vertrag mit dem Vatikan noch nicht abgeschlossen haben.
Das tschechische Ministerium für Kultur ist dagegen bereit, das noch zur Zeit des Kommunismus entstandene Gesetz über Finanzierung der Kirchen zu novellieren. Nach der Meinung der Vorsitzenden der Kirche ist diese Vorgehensweise jedoch unsinnig. Zuerst müsse die Frage des kirchlichen Eigentums und erst dann die finanzielle Frage gelöst werden.