Kinderprostitution: Prag will aus Deutschland Beweise anfordern

Nach der Veröffentlichung eines UNICEF-Berichts über Kinderprostitution an der deutsch-böhmischen Grenze will die tschechische Regierung Beweismaterial aus Deutschland anfordern. Prag werde um jene konkreten Fakten bitten, auf die sich die Studie nach Angaben der Organisation Karo stützt, wurde Innenminister Stanislav Gross am Montag von tschechischen Zeitungen zitiert. Falls die Hinweise zu Straftätern führten, werde Tschechien entschlossen gegen diese vorgehen, unterstrich Gross. Sollte sich jedoch herausstellen, dass es keine solchen stichhaltigen Beweise gibt, erwarte er eine Entschuldigung, betonte der tschechische Innenminister. Der innenpolitische Sprecher der oppositionellen Konservativen in Prag, Ivan Langer, forderte Gross zu Gesprächen mit seinem deutschen Amtskollegen Otto Schily auf. Die Spekulationen hätten bereits ein solches Maß erreicht, dass die Innenminister beider Staaten darüber beraten sollten, sagte Langer.

Aus dem Prager Abgeordnetenhaus verlautete am Montag, dass das Thema vermutlich in dieser Woche bei einem Treffen von Schily mit Tschechiens Parlamentspräsident Lubomir Zaoralek in Berlin zur Sprache kommen werde, meldete die Nachrichtenagentur DPA. Unterdessen kündigte Michal Mazel vom tschechischen Innenministerium mögliche rechtliche Schritte gegen Karo an. Falls die Organisation Fälle von Kinderprostitution bemerkt und nicht angezeigt habe, habe sie sich möglicherweise strafbar gemacht, sagte Mazel.