Auch potenzielle Kunden aufklären - Evangelische Kirchen gegen Sex-Tourismus

Wie können Frauenhandel und Sextourismus im tschechisch-deutschen Grenzraum eingedämmt werden? Damit beschäftigen sich auch die Kirchen. Eine tschechisch-deutsche Kirchen-Kommission hat dazu sogar einen Bericht ausgearbeitet. Ein Ziel ist auch, auf die potenziellen Klienten von Prostitution Einfluss zu nehmen.

Den Bericht erstellt haben von tschechischer Seite Vertreter der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder und auf deutscher der Evangelischen Kirche. Die Brüdergemeinde will mit dem Dokument innerhalb der Kirche überhaupt erstmals auf das Problem aufmerksam machen. In Deutschland ist man weiter. Die Evangelische Kirche verfügt dort bereits über ein Netz von Beratungsstellen, die auf die Hilfe für Opfer von Zwangsprostitution spezialisiert sind. Nun versuche man aber auch auf die potenziellen Klienten Einfluss zu nehmen, sagt Martin Rosowski, der Leiter des deutschen Teils der Kommission:

„Ich finde, dass es auf der einen Seite sehr wichtig ist, dass wir dieses Thema sowohl in Deutschland, als auch in Tschechien aus dem Tabu holen und es gesellschaftlich thematisieren. Für uns bleibt die Frage, wie wir die Männer dafür sensibilisieren können, dass die Inanspruchnahme von Prostitution gerade im Grenzgebiet mit sehr vielen Problemen sowie mit sehr viel Leid für die Frauen und teilweise auch Kinder verbunden ist. Dieses versuchen wir in Deutschland seit geraumer Zeit zu thematisieren, indem wir Männer als potenzielle Kunden von Prostitution insgesamt ansprechen. Wir haben gute Erfahrungen gemacht, dass in den Bereichen, in denen sich Männer als Kunden von Prostitution ansprechen lassen, diese auch sensibel sind für die schwierige Situation von Frauen, die in die Prostitution gezwungen wurden.“

Martin Rosowski,  links  (Foto: Autorin)
Wie groß sind die Möglichkeiten der Evangelischen Kirche, die Haltung der Männer zu beeinflussen?

„In Deutschland haben wir als evangelische Frauen und evangelische Männer beispielsweise während des Jahres 2006 während der Fußball-WM eine große Kampagne gestartet: Mit großen Plakatwänden haben wir Männer, die aus aller Welt zur WM gekommen sind, auf das Problem der Zwangsprostitution aufmerksam gemacht. Und damit sind wir eigentlich ganz gut angekommen. Wir sind mit den Fachleuten in Tschechien im Gespräch und diskutieren darüber, ob eine solche Kampagne hier auch Sinn machen würde. Denn wir glauben, dass die Kunden, die nach Tschechien kommen, noch eine andere Klientel sind, als diejenigen, über die ich gesprochen habe. Hier kann es sehr schwierig sein, mit einer Kampagne zu agieren. Ich meine, dass wir in Deutschland sehr deutlich sagen müssen, dass diese Form des Sextourismus unwürdig und nicht akzeptabel ist.“