Konföderation politischer Gefangener verlieh Ehrenmedaillen an deutsche, österreichische und schweizerische Städte
Nach dem kommunistischen Putsch von 1948 emigrierten viele Tschechoslowaken in die deutschsprachigen Länder. Die tschechische Konföderation politischer Gefangener bedankte sich daher am Donnerstag mit der Verleihung von Ehrenmedaillen bei Vertretern einiger deutscher, österreichischer und schweizerischer Städte für ihre Hilfe. Martina Schneibergova berichtet.
"Wenn ich nun stellvertretend für meine Landsleute zu ihrem Treffen erschienen bin, dann einzig und allein um Ihnen den hohen Respekt aller meiner Freunde und Mitbürger zu bezeugen, dass sie sich unter dem Einsatz Ihrer Freiheit und des Lebens für die Souveränität Ihres Landes und für die Freiheit Ihres Volkes eingesetzt haben. Die Geschichte ist doch brutal, sie verzeichnet meist nur Leistungen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, während diejenigen, die diese Leistungen erst möglich machten, nur am Rande erscheinen... "
Mit diesen Worten wandte sich Ernst Bohrer vom Verein Menschenrechte Schweiz am Donnerstag an tschechische politische Gefangene. Seine Worte schildern übrigens treffend die Stellung der politischen Gefangenen in der Gesellschaft. Bohrer wurde zu deren Versammlung auf der Prager Sofieninsel gemeinsam mit anderen ausländischen Gästen aus einem besonderen Anlass eingeladen. Die Konföderation der politischen Gefangenen - eine bereits 1968 gegründete Organisation der Häftlinge des kommunistischen Regimes - entschied sich, symbolisch ihre Dankbarkeit gegenüber einigen Städten zum Ausdruck zu bringen, die die häufigste erste Anlaufstelle tschechischer Flüchtlinge waren. Der Präsident der Konföderation, Stanislav Drobny, dankte in seiner Ansprache allen westlichen Verbündeten und den einzelnen Städten für ihre Solidarität mit den Tschechoslowaken beider Emigrationswellen sowohl der von 1948 - nach dem kommunistischen Putsch in der Tschechoslowakei - als auch der von 1968 - nach dem Einmarsch der Warschauer Pakttruppen in der Tschechoslowakei. Ehrenmedaillen wurden den Stadtvertretern von Nürnberg, Wien, Traiskirchen und dem bereits erwähnten Vertreter der Schweiz verliehen.
Hartmut Frommer übernahm die Auszeichnung für die Stadt Nürnberg, er bemerkte bei dieser Gelegenheit:
"Für uns ist es ein ganz wichtiges Zeichen, dass unsere Arbeit für Frieden und Menschenrechte, die wir als von den Nationalsozialisten so gebrandmarkte Stadt aller Welt zeigen, dass das anerkannt wird. Es war für uns wirklich eine große Freude, hier den tschechischen Widerstand so an unserer Seite zu sehen.
Frage: Z.B. das Flüchtlingslager Valka war für viele Flüchtlinge so zu sagen das Tor in die freie Welt...
"Ja, das ist eine ganz merkwürdige Geschichte, weil das Valka-Lager seinerseits auf Zwangsarbeiterlagern beruht, die wiederum ganz viel zu tun haben mit dem Reichsparteitagsgelände der Nationalsozialisten...Und dieser historische Zusammenhang, der vielleicht sogar noch weiter zurück zu führen wäre - auf die vielen Sozialdemokraten, die vor der Nazi-Verfolgung Exil in Prag gefunden haben, das alles gibt ganz wichtige Zusammenhänge und es ist ganz großartig, dass wir hier auf diese Art und Weise auch miteinander an unserem neuen Europa, unserem friedlichen gesamten Europa aller europäischen Völker arbeiten können."
Am Mikrofon war Hartmut Frommer, der für die Stadt Nürnberg die Ehrenmedaille von der Konföderation politischer Gefangener entgegennahm.