Kontroversen um Bauarbeiten auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs
Die Tschechische Versicherungsanstalt baut in Prag auf einem Grundstück, wo sich ein ehemaliger jüdischer Friedhof aus dem 13. Jahrhundert befand - in seiner Art einmalig in Mitteleuropa. Im März diesen Jahres einigten sich die Ceska Pojistovna, die Regierung sowie die jüdische Gemeinden Prags, die Gebeine durch einen Betonsarkophag zu konservieren, um das Kulturdenkmal zu erhalten. Mehr von Marcela Pozarek.
Am Donnerstag gab die "Organisation zum Erhalt jüdischer Friedhöfe in Europa" in Prag vor der Presse bekannt, dass man mit einer Klage beim europäischen Gerichtshof für Menschenrechte die Bauarbeiten auf dem ältesten jüdischen Friedhof in Tschechien stoppen will. Die Organisation verlangt, dass man die Bauarbeiten unterbricht, die Pläne revidiert und dafür sorgt dass Gebeine, die bereits ausgegraben wurden, zurück verlegt werden. Herschel Glück sagte, dass durch Bauarbeiten der Friedhof entweiht würde und der Bau von Tiefgaragen einer Aushebung des Grabes von William Shakespeare gleich käme. Abraham Ginsberg, Vorsitzender der Organisation merkte zudem an, dass die tschechischen Behörden versichert hätten, die Arbeiten einzustellen und weder unter noch über den Gräber zu arbeiten. Die Anwältin Simona Maskova erwägt zudem gegen die Behörden rechtlich vorzugehen, da Teile des jüdischen Friedhof nicht als Kulturdenkmal deklariert sind, sondern nur als archäologischer Fund, was es erlaubt bei den Grabstätten Bauarbeiten durchzuführen. Der stellvertretende Ministerpräsident Pavel Rychetsky gab im Zusammenhang mit der Klage bekannt, sie sei ungerechtfertigt und es bestünde absolut kein Risiko, dass die Bauarbeiten eingestellt würden, da sie voll und ganz der tschechischen Rechtsprechung entsprechen. Dem Kulturministerium zufolge, handelt es sich bei der Baustelle jedoch nicht um einen Friedhof, aber um eine ehemalige Grabstätte die 1478 aufgehoben wurde. "Die Klage müsste sich auf alle bisher auf diesem Grundstück realisierten Gebäude beziehen" gab die Sprecherin des Kulturministeriums bekannt.
Das Tauziehen über die Art und Weise wie man in Tschechien mit diesem einzigartigen jüdischen Kulturdenkmal umgehen will, hat vorerst noch kein ende genommen. Erst vergangene Woche intervenierte der amerikanische Botschafter bei Kulturminister Dostal, mit dem Hinweis, dass es dem Ruf der Tschechisch Republik schaden würde, wenn man zu keiner für alle Seite befriedigenden Lösung der Friedhofsfrage komme. Der Kulturminister selbst ist kürzlich mit einer unmissverständlich unrühmlichen Kolumne an die Öffentlichkeit getreten, in der er sich über die internationale orthodoxe Judengemeinschaft mokierte, was wiederrum die israelische Botschafterin veranlasste, von Dostal zu fordern, dass er sich für seinen Artikel mit dem Titel " Als es noch keinen Juden gab", der an Rassismus grenze, zu entschuldigen.