Lebensqualität in Plattenbauten wird sich demnächst vermutlich nicht verbessern
Eine Verbesserung ihrer Wohnsituation können die Bewohner der tschechischen Plattenbauten in naher Zukunft wohl nicht erwarten. Die mehr als eine Million tschechischer Familien, die in solchen Häusern leben, müssen sich wahrscheinlich sogar auf eine langfristige Verschlechterung ihrer Lebensqualität gefasst machen. Der Hauptgrund für diese Misere ist ein erheblicher Geldmangel. Ein Hintergrundbericht von Daniela Kralova.
Ein Abriss kommt nicht in Frage. Für die etwa dreißig Prozent der tschechischen Bevölkerung, die in den älter werdenden Neubauten leben, gibt es nämlich keine andere Wohnmöglichkeit. Der Zustand der Plattenbauten ist aber mehrheitlich trist und wird von Jahr zu Jahr immer schlechter. Um diesen Verfall zu stoppen, braucht es eine komplexe Sanierung. Das sah auch die tschechische Regierung ein und versprach vor etwa zwei Wochen eine finanzielle Unterstützung. Wie es sich aber zeigt, wird diese Hilfe möglicherweise ihr Ziel verfehlen. Drei bis fünf Prozent der Tilgungszinsen wollte der Staat nämlich zahlen, wenn sich ein Hauseigentümer entscheidet, für eine Gesamtmodernisierung ein Kredit aufzunehmen. Die meisten Eigentümer jedoch, von denen die Mehrheit Kommunen oder Genossenschaften sind, haben für die Aufnahme eines derart hohen Kredits kein Geld. Dieses Geld könnten die Eigentümer nur durch eine erhebliche Mieterhöhung bekommen, mit der aber die Mieter einverstanden sein müssten. Das sind sie aber nicht.
Und was bedeutet dies für die Zukunft? Komplexere Sanierungen, die eine Mehrheit der Häuser dringend braucht, bleiben vorerst aus. Langsam, aber sicher fallen die Plattenbauten auseinander. Das ahnen zwar alle, aber eine größere Investition wollen oder können sich die meisten nicht leisten.
Im kleineren als dem gewünschten Rahmen sind manche Kommunen bereit, von der staatlichen Finanzierungshilfe zu profitieren. Sie wollen Kredite für geringere Reparaturen aufnehmen. Dies verfehlt aber die Absicht der Regierung, eine komplexe Gesamtsanierung zu unterstützen.
Wirksam erscheint im Augenblick nur eine direkte Finanzierungshilfe. Für eine komplette Modernisierung der Plattenbauten müsste man nach Meinung von Experten etwa 400 Milliarden Kronen (mehr als 20 Milliarden Mark) investieren. Das ist viel Geld, die Zukunft der Plattenbauten bleibt deshalb auch weiterhin ungewiss.