Magistrat der Stadt Pilsen verbietet Neonazi-Marsch – Gewalt befürchtet

Im westböhmischen Plzen / Pilsen ist ein für Samstag angemeldeter Aufmarsch von Neonazis kurzfristig durch den Magistrat der Stadt verboten worden. Als Grund nannte Pilsens Bürgermeister Pavel Rödl am Donnerstag „Bedenken für Sicherheit, Gesundheit und Eigentum der Einwohner“. Die tschechische und die deutsche Polizei befürchtete die Teilnahme gewaltbereiter Neonazis aus beiden Ländern an der ursprünglich genehmigten Kundgebung. „Ich will nicht Bürgermeister einer Stadt sein, in der Extreme öffentlich ´Sieg Heil´ brüllen können“, sagte Rödl. Er berief sich darauf, dass deutlich mehr als die angemeldeten 150 Demonstranten zu erwarten seien und kündigte massive Polizeipräsenz an.

Tschechische Neonazis wollten am 19. Januar in Pilsen offiziell für die Meinungsfreiheit auf die Straße gehen. Vor 66 Jahren begann allerdings an diesem Tag auch der Transport einheimischer Juden in das Konzentrationslager Theresienstadt. Die Route des Marschs sollte an der Großen Synagoge vorbeiführen. Die Polizei befürchtete Zusammenstöße zwischen den Rechtsextremen und Gegendemonstranten. Da die provokante Aktion der Neonazis zunächst nicht untersagt wurde, hatte es von Bürgervereinigungen, Vertretern der jüdischen Minderheit sowie von Politikern mehrerer Parlamentsparteien massive Kritik am Magistrat der Stadt gegeben.

Autor: Lothar Martin