Masaryks Museum in Lany

T. G. Masaryk in Lany 1937
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Das mittelböhmische Städtchen Lany ist untrennbar mit dem ersten tschechoslowakischen Präsidenten, Tomas Garrigue Masaryk, verbunden. Denn dieser nutzte das örtliche Schloss regelmäßig als Sommersitz. Vor einigen Jahren hat man dann in der rund 1.600 Einwohner zählenden Gemeinde ein eigenes Museum über den Staatsgründer Masaryk eingerichtet, das in einem restaurierten ehemaligen Kornspeicher untergebracht ist. Andreas Wiedemann hat sich dort umgeschaut.

"Das Museum wurde am 7. März 2003 eröffnet. Die Besucher können hier zur Zeit eine Ausstellung sehen, die mit einem Teil der Familiengeschichte Masaryks beginnt und dann mit seiner Professurzeit fortschreitet, die hier durch die Hilsner-Affäre charakterisiert wird. Über den Ersten Weltkrieg führt sie dann in die Zeit der Gründung der Ersten Republik und widmet sich dann vor allem den Aufenthalten Masaryks in Lany", erläutert die Stellvertretende Direktorin, Magdalena Mikeskova, die Konzeption des Museums.

Über drei offene Ebenen wird der Besucher durch die genannten Lebensstationen des Staatsgründers geleitet. Fotografien zeigen Masaryk und seine Familie. Auf Texttafeln wird unter anderem die Liebes- und Lebensgeschichte von Tomas Masaryk und seiner späteren Frau Charlotte Garrigue erzählt. Einige Exponate veranschaulichen das Alltagsleben, wie der große hölzerne Esstisch der Masaryk-Familie, der mit Namensschildern der einzelnen Familienmitglieder versehen ist, oder die Reituniform des Präsidenten.

"Zu den wertvollen Exponaten gehört sicherlich die Totenmaske T.G. Masaryks und die seiner Frau Charlotte. Dann gibt es noch einige persönliche Familiengegenstände wie den Hut von Alice Masaryk oder den Tischkalender Jan Masaryks", sagt Mikeskova.

Zeitungsartikel, Karikaturen und Schlagzeilen aus damaligen Tagesblättern erinnern an ein Ereignis, das um die Jahrhundertwende in Österreich-Ungarn für großes Aufsehen gesorgt hatte: Der Mord an einer Frau in Mähren trat so etwas wie die tschechische Dreyfus-Affäre los.

"Die Hilsner-Affäre begann im Jahr 1899 in der Stadt Polna. Dort wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Für diese Tat wurde der jüdische Bürger Leopold Hilsner beschuldigt. Das Besondere war, dass diese Tat als Ritualmord bezeichnet wurde. Und plötzlich kam der Glauben an Ritualmorde wieder an die Oberfläche, der in der Bevölkerung Österreich-Ungarns tief verankert war. Eine antisemitische Welle kam ins Rollen. Masaryk entschied sich, erneut gegen den Aberglauben an Ritualmorden zu kämpfen."

Der Philosophieprofessor Masaryk machte sich mit allen Details des Prozesses gegen Hilsner vertraut und gab eine Broschüre heraus, in der er die Stichhaltigkeit der Beweise widerlegte. Hilsners Verurteilung zum Tode konnte er jedoch nicht verhindern. Kaiser Karl I. milderte die Strafe aber zu lebenslanger Haft ab. Masaryk war wegen seines Eintretens gegen den Ritualmord-Aberglauben harten antisemitischen Attacken von Seiten der Presse ausgesetzt gewesen, wie auf den verschiedenen Tafeln mit Presseausschnitten zu sehen ist.

Nach dem Rundgang kann der Besucher bei einem Kaffee entspannen und eine Spezialität ganz besonderer Art genießen: Die Lieblingskekse des Präsidenten, die auf gar keinen Fall auf seinem Weihnachtstisch fehlen durften. Es waren Vanillekipferl.