Menschenrechtsorganisationen in Tschechien begehen am 10. Dezember den internationalen Tag der Menschenrechte
Die Grauen des 2. Weltkriegs und des Holocausts sollen sich nie mehr wiederholen. Das hat die Weltgemeinschaft vor mehr als fünfzig Jahren gedacht und nahm deshalb am 10. Dezember 1948 die Allgemeine Deklaration der Menschenrechte an, in der die grundsätzlichen und universalen Menschenrechte festgelegt wurden. Dieses Datum wurde später zum internationalen Tag der Menschenrechte, der jährlich in vielen Ländern der Welt begangen wird. Welche Bedeutung dieser Tag in Tschechien hat, berichtet Daniela Kralova.
Zu den Zeiten des Kommunismus hat die politische Führung den internationalen Tag der Menschenrechte stillschweigend übergangen. Erst 1988, also ein Jahr, bevor die samtene Revolution hierzulande die gesellschaftliche Wende brachte, duldeten die Machthaber zum ersten Mal eine Kundgebung, die zum vierzigjährigen Jubiläum der Annahme der Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte stattfand. Ihre Veranstalter waren Dissidenten und Vertreter unoffizieller Menschenrechtsorganisationen, unter ihnen auch Vaclav Havel. Obwohl auf der Kundgebung Menschen auftraten, die aus dem offiziellen kulturellen und politischen Leben verbannt waren, und die sich öffentlich für die Freilassung politischer Gefangener aussprachen, griff die Polizei die Veranstaltung nicht an. Eine Lockerung der politischen Verhältnisse bedeutete diese Duldung dennoch nicht, wie es sich damals manche der Dissidenten versprochen hatten. Einen Grund zur Passivität seitens der staatlichen Organe gab vielmehr der frühere französische Präsident Francois Mitterrand, der sich gerade auf seinem ersten Staatsbesuch in der früheren Tschechoslowakei befand. Da der Präsident vorher in den Räumen der französischen Botschaft ein Frühstück für die politischen Dissidenten organisierte und jene somit als Gesprächspartner anerkannte, wollte die kommunistische Führung einfach keine Unannehmlichkeiten mit den westlichen Ländern bekommen.
Heute sind die Verhältnisse bekanntlich anders. Eine Reihe von Menschenrechts-organisationen ist hierzulande offiziell tätig, unter ihnen ist auch Amnesty International. Über die Arbeit dieser Organisation in Tschechien informierte uns eine Mitarbeiterin Lenka Adamova:
"In Tschechien ist Amnesty seit 1990 vertreten. In unserem Land gibt es zwei Büros, eins in Prag und seit Anfang dieses Jahres gibt es auch eins in Brno/Brünn. Die Schwierigkeiten, die wir bei der Arbeit haben, sind ähnlich wie bei anderen Nichtregierungsorganisationen. Erstens ist es ein Geldmangel, der auch daran liegt, dass wir hier zu wenig Mitglieder haben. Außerdem ist es schwierig, genug Freiwillige zu finden, die uns unterstützen möchten. Ich glaube, das liegt daran, dass die Tschechen nicht gewöhnt sind, in ihrer Freizeit für Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten."
Die Situation der Menschenrechte hat sich in Tschechien in den letzten zehn Jahren verbessert. Ob es inzwischen zu keinen Verletzungen mehr kommt? Lenka Adamova:
"In ihrem letzten Jahresbericht für das Jahr 1999 führte Amnesty International einige Fälle von Menschenrechtsverletzungen in der Tschechischen Republik an. Unter anderem war es der Bau eines Zauns in Maticni ulice in Usti nad Labem/Aussig, der die Roma-Bewohner von den weißen Bewohnern abtrennen sollte. Außerdem bemängelt Amnesty weiterhin eine geringe Teilnahme der Roma-Minderheit an Entscheidungsprozessen in der tschechischen Gesellschaft. Außerdem gab es einige Fälle von Menschenrechtsverletzungen seitens der Polizei gegenüber den Demonstranten auf der Global Street Party, die im Sommer 1999 stattfand."
Den internationalen Tag der Menschenrechte begeht die Organisation mit einem Benefizkonzert. Vom Gewinn möchte sie die diesjährige Kampagne gegen Folter unterstützen, ein Teil des Gewinns soll der Kampagne für die Freilassung des chinesischen Menschenrechtskämpfers Xu Wenli zukommen.