Nachrichten Dienstag, 02. März, 1999

Havel-Interview für Le Monde

Wie der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel in einem Interview für die französische Le Monde u.a. erklärte, sei er für eine Verstärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der Nato und eine gemeinsame Verteidigungspolitik der Europäischen Union. Die europäischen Staaten müssten sich aber zuallererst untereinander einigen könne, was ihnen meistens erst gelingt, wenn der "amerikanische Bruder" ins Spiel komme. Europa hätte sich - so weiter - auch früher für den Kosovo interessieren sollen. Havel räumte ein, dass ein eventuelles Bombardement in Serbien für einen späteren Frieden im Krisengebiet nützlich sein könne.

Havel zum Bericht über die Lage der Nation

Staatspräsident Vaclav Havel will mit einer Einschätzung des von der Regierung vergangenen Mittwoch angenommenen Zustandsberichtes über die Lage der Nation noch auf die bisher fehlenden Kapitel über die Kriminalität durch Innenminister Vaclav Grulich und Minister ohne Portefeuille - Jaroslav Basta - warten. In den ökonomischen Kapiteln heisst es, dass sich die tschechische Gesellschaft ungefähr auf dem Niveau von 1990 befinde.

Humanitäre Hilfe für Kosovo

Ein Lastkraftwagen mit humanitären Hilfsgütern für Menschen im Krisengebiet des Kosovo ist am Montag von Prag aus nach Belgrad gestartet. Er führt vor allem Lebensmittel, Verpackungsmaterial und Textilien im Werte von rund einer Million Kronen mit, die aus öffentlichen Spenden finanziert werden konnnten.

Proteste der Landwirte

Für den 1. März haben die tschechischen Landwirte den Beginn ihrer republiksweiten Protestaktionen gegen die subventionierten Importe von Agrarprodukten aus der Europäischen Union geplant. Bereits im Februar hatten sämtliche Agrarkammern und Schweinefleischproduzenten zur Solidarität aufgerufen. Meldungen aus der vergangenen Woche zufolge wollen sich die Vertreter der Landwirte erst einmal an den Runden Tisch setzten. Sollten die Verhandlungen bis 8. März mit der fleischverarbeitenden Industrie scheitern, will man zu härteren Protestmassnahmen greifen. Auch das Regierungsamt soll nicht vor Blockaden verschont werden.

Letzte Kontrolle der Nato vor Beitritt der Tschechischen Republik

Zehn Tage vor dem tschechischen Nato-Beitritt wird der Chef der Landstreitkräfte der Allianz in Mitteleuropa, Klaus Reinhardt, der Tschechischen Republik einen zweitägigen Besuch abstatten. Gegenstand der Verhandlungen mit tschechischen Ressortkollegen sind die zukünftigen Aufgaben der tschechischen Armee, die sich aus ihrer baldigen Nato-Mitgliedschaft ergeben. Vertreter des Oberkommandos der Nato-Kräfte in Europa hatte vergangene Woche bekräftigt, dass Tschechien die militärischen Mindestanforderungen für den Beitritt erfülle. Staatspräsident Havel unterschrieb vergangenen Freitag das Beitritts-Dokument. Mehr dazu im Beitragsblock.

Geheimdienst kontrolliert Einhaltung des Exportverbots von Radarsystem

Auf Grundlage von Informationen über einen möglichen illegalen Verkauf des Radarsystems Tamara will der militärische Geheimdienst der Tschechischen Republik den Hersteller HTT Tesla Pardubice stärker überwachen. Auch der zivile Geheimdienst ist angeblich an dem Fall interessiert. Darüber informiert die Montagsausgabe der Tageszeitung Pravo. Besonders der Iran, Irak, Afghanistan und ähnliche Staaten haben ein Interesse an diesem Radarsystem, das die sog. unsichtbaren us-Flieger identifizieren soll.

Ziviler Geheimdienst, BIS, ohne Chef

Der Tageszeitung Mlada fronta dnes vom Montag zufolge kommt es bei der Neubesetzung des Chefsessels des zivilen Geheimdienstes BIS zum Schwund von Geheiminformationen. Die Atmosphäre innerhalb des Geheimdienstes sei nach der unerwarteten Entlassung ihres Direktors im Januar ausserdem von Verleumdungen und anonymen Briefen geprägt. Anonyme Briefe erhielten vor allem die möglichen Kandidaten für den Chefposten des BIS. Dem für die Geheimdienste zuständigen Minister ohne Portefeuille - Jaroslav Basta - zufolge handle es sich aber nicht um einen internen Krieg, aber um die Begleichung persönlicher Unstimmigkeiten.

Nato-Auszeichnung

Für ihren "Dienst am Frieden und der Freiheit" erhielten am Freitag vergangener Woche 507 tschechisce Soldaten der SFOR- Einheiten aus Bosnien-Herzegowina eine Medaille der Nato. Die Zeremonie fand im mährischen Kromeríz statt, wo die Soldaten für ihren mehrmonatigen Einsatz ausgebildet worden waren. Im März wird das tschechische Kontingent mit Soldaten aus der 3. mechanisierten Truppe in Karlsbad ausgewechselt.

Von Kommunisten ermordeter General erhält Gedenkplatte

Der 1949 von den Kommunisten zum Tode verurteilte tschechoslowakische General Heliodor Píka wird auf Beschluss der Pilsener Ratsherren endlich eine Gedenkplatte für sein Grab auf dem Zentralfriedhof der Stadt erhalten. Diese wurde von der Konföderation der politischen Häftlinge anlässlich des 50. Jahrestags der Hinrichtung Píkas initiiert.

Zu den Wintersportbedingungen in Tschechien:

Meldungen vom Sonntag zufolge herrschen in allen Gebirgen und Wintersportzentren der Tschechishcen Republik sehr gute Bedingungen. Dabei ist in Anbetracht des Wärmeeinbruchs damit zu rechnen, dass der Schnee schnell abtaut. Im Riesen- und im Altvatergebirge besteht auch weiterhin Lawinengefahr. Allein im Altvatergebirge kam es am Wochenende zu 16 leichten und 18 schweren Verletzungen.

Abschliessend die Wetteraussichten bis Donnerstag:

Am Dienstag kommt es zu einer Ausbreitung verschiedener Frontausläufer aus dem Westen Richtung Osten. Der Himmel ist bewölkt bis bedeckt, örtlich kommt es zu Regen, bzw. Regenschauern. Auf den Kämmen des Riesengebirges, des Altvatergebirges und der Beskiden kommt es zu Regen- und Schneeniederschlägen. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 5 Grad Celsius plus und 1 Grad minus, die Tagestemperaturen um die vier Grad plus in 1000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Dieses Wetter hält bis Donnerstag an, wobei die Tagestemperaturen teilweise bis auf 11 Grad plus ansteigen.