Nachrichten Donnerstag, 04. Februar, 1999

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Treffen Havel/Vlk

Im Restitutionsstreit der tschechischen Regierung mit den Kirchen des Landes bahnt sich offenbar eine Einigung an. Staatspräsident Vaclav Havel und Kardinal Miloslav Vlk sagten am Mittwoch nach einem Treffen in Prag, man habe einen Ausweg aus der gegenwärtig lähmenden Situation gefunden. Einzelheiten wolle man jedoch - wie Kardinal Vlk sagte - erst nach einer vorherigen Konsultation mit der Regierung mitteilen. Der jüngste Konflikt zwischen Staat und Kirche hatte sich an einer Expertise entzündet, die unabhängige Experten der Prager Karlsuniversität verfasst hatten. Aus dem Papier geht hervor, dass die katholische Kirche angeblich keinen Anspruch auf Rückgabe ihres ehemaligen Eigentums hat. In einem Standpunktpapier, das der tschchische Präsident Vaclav Havel am Mittwoch der Nachrichtenagentur CTK zukommen liess, ermahnt er die sozialdemokratische Regierung, dass eine neugewählte Regierung das Problem der Kirchenrestitution nicht jedesmal wieder von neuem versuchen sollte zu lösen. Das Zeman- Kabinett solle - so Havel - an das Konzeptionsmodell der früheren Regierung anknüpfen, da dieses Modell einen - wie Havel sagte - sehr guten Ausgangspunkt biete.

Klaus - Zeman

Der frühere tschechische Premier und jetzige Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Vaclav Klaus, hat der sozialdemokratischen Regierung vorgeworfen, jedwede unternehmerischen Aktivitäten mit einem Nimbus der Kriminalität zu umgeben. Wie Klaus am Mittwoch im Tschechischen Rundfunk sagte, sei die Beseitigung dieser Atmosphäre der Kriminalisierung sowie die Wiederherstellung des Vertrauens der in- und ausländischen Investoren eine grundsätzliche Bedingung für die Wiederbelebung der tschechischen Wirtschaft. Werde man künftig auch weiterhin jeden wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg auf kriminelle Aktivitäten der jeweiligen Unternehmer zurückführen, so werde sich die tschechische Wirtschaft ungleich ungünstiger entwickeln als prognostiziert. Das Tschechische Statistische Amt hatte am Dienstag einen Rückgang des diesjährigen Bruttoinlandsprodukts um 0,8% vorausgesagt.

Kabinettssitzung

Das tschechische Abgeodnetenhaus hat auf seiner Mittwochssitzung die Novelle des Lotteriegesetzes in zweiter Lesung gebilligt. Die Novelle sieht vor, dass künftig auch ausländische Firmen im tschechischen Lotteriegeschäft unternehmerisch tätig sein können. Die Tschechische Republik hatte sich wegen ihrer auch nach Ansicht der USA diskriminierenden Legislative im Lotteriegesektor des öfteren Vorwürfe seitens der Europäischen Union gefallen lassen müssen.

Französischer Generalstabschef in CR

Die baldige Nato-Mitgliedschaft der Tschechischen Republik sowie die miltärische Zusammenarbeit Tschechiens mit Frankreich - dies sind die Hauptthemen der Gespräche, die der Generalstabschef der französischen Streitkräfte, Jean-Pierre Kelch, bis Freitag in Prag führen wird. Kelch trifft dabei u. a. mit seinem tschechischen Amtskollegen Jiri Sedivy sowie mit Verteidigunsminsiter Vladimir Vetchy zusammen.

Busunglück

Die Zahl der Todesopfer bei dem Busunglück in der Nähe von Prag hat sich auf neun erhöht. Ein weiterer Passagier erlag seinen schweren Verletzungen am Mittwoch in einem Prager Krankenhaus. Bei dem schwersten Busunglück in der Tschechischen Republik in den vergangenen zehn Jahren waren am Dienstag acht Menschen getötet und 28 Personen zum Teil schwer verletzt worden. Der mit 57 Pasagieren besetzte Bus war auf dem Weg von Kladno nach Prag auf einen auf dem Seitenstreifen stehenden Lastwagen geprallt. Sieben Menschen starben unmittelbar am Unfallort. Die Schnellstrasse war mehrere Stunden halbseitig gesperrt. Es ist dies das zweite schwere Busunglück innerhalb weniger Tage. Erst Ende Januar war ein mit 36 Menschen besetzter Bus - von Ceska Lipa kommend - auf der Fahrt zu einer Theatervorstellung nach Prag von der Strasse abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Dabei starben ein 36-jähriger Grundschullehrer und ein 77-jähriger Passagier. 26 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Grippewelle fordert zwei Menschenleben

Zwei Tote hat bislang auch die derzeit in der Tschechischen Republik grassierende Grippewelle gefordert. In Pilsen erlagen zwei chronisch lungenkranke Patienten dem Grippevirus. Wegen der Grippewelle mussten bereits zahlreiche Schulen im ganzen Land geschlossen werden. Für Seniorenheime, Kränkenhäuser und sogar Gefängnisse besteht Besuchsverbot. In Prag mussten viele Theatervorstellungen wegen Erkrankung von Schauspielern abgesagt werden.

Wetter

Abschliessend ein Blick auf die Wetterkarte: Für Donnersatg melden die Wetterstationen für das Gebiet der Tschechischen Republik einen Zustroms warmer Luft, der für einen weiteren Temperaturanstieg auf bis zu 7 Grad sorgt. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag fällt die Quecksilbersäule auf null Grad. Am Wochenende soll es dann wieder leicht abkühlen.