Nachrichten Donnerstag, 16. März, 2000
Präsident Havel spricht Minister Basta Dank für dessen geleistete Arbeit aus
Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel, der derzeit an einer fiebrigen Bronchitis leidet, hat sich am Mittwoch im Prager Militärkrankenhaus mit dem tschechischen Minister ohne Portefeuille, Jaroslav Basta, getroffen und ihm für seine bisherige Arbeit gedankt. Tags zuvor hatte der tschechische Premier Milos Zeman das Staatsoberhaupt schriftlich um die Abberufung des Ministers ersucht. Als Begründung wurden die unbefriedigenden Ergebnisse bei der Aktion "Saubere Hände" und die damit verbundene Arbeit der Geheimdienste und Polizei- Spezialeinheiten, die in Bastas Kompetenzbereich fielen, angegeben. Zeman hatte Präsidenten Havel zudem vorgeschlagen, den bisherigen Leiter der Regierungsbehörde, den 28jährigen Karel Brezina, zum neuen Minister ohne Portefeuille zu ernennen. Wegen seines Krankenhausaufenthaltes wird Präsident Havel die Abberufung von Basta als und die Berufung von Brezina zum Minister voraussichtlich erst nächste Woche vornehmen. Zudem sind die für die nächste Woche geplanten Staatsbesuche von Havel in Rumänien und die Türkei gefährdet.
Tschechisches Außenministerium verurteilt gewaltsame Übergriffe im Iran
Das tschechische Außenministerium hat die jüngsten gewaltsamen Übergriffe im Iran verurteilt, wo dem Ministerium zufolge antidemokratische Kräfte versuchen, "die Situation zu destabilisieren und den beschrittenen positiven Prozess zu bremsen". Diese Erklärung gab die Presseabteilung des Ministeriums am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur CTK bekannt.
Nach den im Februar im Iran durchgeführten Parlamentswahlen, die mit einem überzeugenden Sieg der Reformer um den iranischen Präsidenten Mohammad Chátamí endeten, hatten unbekannte Täter versucht, den Berater des Präsidenten zu ermorden. Das Wahlergebnis hatte neben den Vereinigten Staaten u.a. auch die Tschechische Republik begrüßt. Der stellvertretende tschechische Außenminister Hynek Kmonícek will zudem im April dem Iran einen Besuch abstatten.
Erster Politikerbesuch aus Südafrika in Tschechien auf höchster Staatsebene
Die Vorsitzende des Nationalen Regionen-Rates der Südafrikanischen Republik, Naledi Pandor, ist am Mittwoch in Prag zu einem offiziellen Besuch der Tschechischen Republik eingetroffen. Während ihres dreitägigen Aufenthaltes in der Moldaumetropole wird sie u.a. mit ihrer tschechischen Amtskollegin, Senatspräsidentin Libuse Benesová, sowie mit Abgeordnetenchef Václav Klaus, Premier Milos Zeman und Vizepremier Vladimír Spidla zusammen treffen. Der Besuch von Naledi Pandor ist zugleich das erste Aufeinandertreffen von tschechischen und südafrikanischen Politikern auf höchster Ebene seit der definitiven Aufhebung der Apartheid in Südafrika im Jahr 1993.
Deutsches BKA gewährte tschechischer Polizei 1999 Hilfe von 270.000 Mark
Der deutsche Botschafter in Prag, Hagen Lambsdorff, hat am Mittwoch dem tschechischen Polizeipräsidenten Jirí Kolár die weitere Hilfe des Bundeskriminalamtes angeboten. Die Hilfe umfasse vornehmlich die materielle Ausstattung der Tschechischen Polizei und die Möglichkeit von Schulungen, informierte die Nachrichtenagentur CTK über das Treffen von Lambsdorff mit dem Polizeipräsidenten in der Prager Botschaft.
Laut Angaben der deutschen Botschaft hat das deutsche BKA den tschechischen Polizeibehörden sechs Fahrzeuge, Funkgeräte und kleine Sendestationen sowie Spezialeinrichtungen für Eliteeinheiten in Höhe von 270.000 Mark übergeben. Die Hilfe schloss zudem die Gewährleistung von Deutschkursen für 90 Beamte am Prager Goethe-Institut ein. Im Zeitraum von 1992 bis 1998 hat das BKA der Tschechischen Republik mittels Ausrüstungen und Schulungen bereits eine Hilfe von knapp 1,2 Millionen Mark entgegen gebracht. Das deutsche Innenministerium wiederum gewährte Tschechien eine Ergänzungshilfe in Form von Ausrüstungen in Höhe von rund 4 Millionen Mark.
Prager Gericht fällt hartes Urteil gegen einen Briten wegen Kindesmissbrauch
Nach mehr als einjähriger Verhandlung ist am Mittwoch einer der eigentümlichsten Prozesse in Tschechien zu Ende gegangen. Ein Prager Gericht verurteilte den 58jährigen Briten Chris Denning wegen Geschlechtsverkehrs mit Minderjährigen zu vier Jahren und sechs Monaten Haft. Der Prozess hatte international für Aufsehen gesorgt, da der Mann mit seiner Verteidigungsrede wochenlang die Geduld der Justiz strapaziert hatte. Insgesamt dauerte der Monolog des Engländers mehr als 50 Stunden, meldete die Nachrichtenagentur CTK. Mit dem ehemaligen Disc-Jockey wurden ein Amerikaner und zwei Franzosen für das gleiche Delikt verurteilt. Sie erhielten Haftstrafen zwischen drei und dreieinhalb Jahren.
Tschechische NS-Zwangsarbeiter warnten vor dem Vergessen der NS-Zeit
Zahlreiche ehemalige NS-Zwangsarbeiter aus Tschechien haben sich am Dienstag in der mährischen Stadt Brno/Brünn bei einer Gedenkveranstaltung gegen das Vergessen gewandt. Die Einzelheiten des Zweiten Weltkriegs dürften nie aus dem historischen Gedächtnis der Völker verschwinden, betonten Redner. Während der Veranstaltung wurden besonders die internationalen Verhandlungen über die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter kritisiert.
Der Sprecher eines Opferverbandes bezeichnete die Verhandlungen als "konfrontativ und wenig erfolgreich". An diesem Mittwoch vor 61 Jahren, am 15. März 1939, hatte Nazi-Deutschland zwangsweise aus der sogenannten "Rest- Tschechei" das "Protektorat Böhmen und Mähren" gebildet. Nach offiziellen Schätzungen mussten etwa 640.000 Menschen aus diesem Gebiet Zwangsarbeit leisten. Davon sollen noch 80.000 Menschen leben.
Auktion von Kinderzeichnungen erbrachten Erlös von 50.800 Kronen
Ein Erlös von 50.800 Kronen, hervorgegangen aus der von Radio Prag und dem Sender Prag durchgeführten Auktion von Kinderzeichnungen, ist am Dienstag in Prag an das Kinderhaus NADEJE im mährischen Otrokovice übergeben worden. Die rund 100 versteigerten Kinderzeichnungen waren das Ergebnis der letzten, von beiden Sendern alljährlich durchgeführten Kinderzeichenwettbewerbe "Dort, wo ich Zuhause bin" und "Wir malen mit Hajaja". Dem Kinderhaus in Otrokovice, das während des Hochwassers 1997 stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, sind bei der gleichen Auktion im Vorjahr bereits 35.000 Kronen übergeben worden.
Und hier die aktuelle Wettervorhersage:
Am Donnerstag zieht eine Schlechtwetterfront über die Tschechische Republik. Tagsüber wird es vorwiegend bewölkt sein, örtlich ist mit Regenschauern zu rechnen, die ab mittleren Höhenlagen in Schneefall übergehen. Die Nachttemperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 2 und 6 Grad Celsius. Die weiteren Aussichten: Am Freitag und Samstag bleibt es unbeständig und kühl. Es wird überwiegend bewölkt bis bedeckt sein, örtlich ist mit Regen oder Schauern zu rechnen. Die Nachttemperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, die Tageshöchstwerte liegen an beiden Tagen zwischen 2 und 6 Grad Celsius.