Nachrichten Donnerstag, 26. August, 1999

ERSTE KABINETTSSITZUNG

Mit wichtigen Programmpunkten befasst sich am Mittwoch das tschechische Kabinett auf seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause. Zu den Hauptthemen der Regierungsdebatte gehören u..a.der aktuelle Stand des im Bau befindlichen Kernkraftwerks Temelin und die Integration Tschechiens in die EU. Hierzu berichteten die Vizepremiers Lansky und Rychetsky über den erreichten Grad der Vorbereitungen Tschechiens auf den EU-Beitritt. Auf der Tagesordnung standen auch konkrete Gesetzesentwürfe wie z.B. Gesetzesnovellen über die Tschechische Handelsinspektion, die Tschechische Landwirtschatliche - und Nahrungsmittelinspektion, sowie ein neues Konzept der Visapolitik u.a.

PROTESTE VON BERGLEUTEN

Vor dem Schloss in Kolodeje bei Prag, dem Tagungsort der Regierung, haben gleich am Mittwoch Morgen etwa 170 Bergleute der Braunkohlengrube Kohinoor auf die Minister gewartet, um gegen den kürzlichen Verkauf des Staatsanteils in der Kohlegesellschaft Most/Brüx an eine schweizerische Firma zu protestieren. Wie sich diesbezüglich der Gewerkschaftschef der Grube, Vladimir Perlik, äusserte, seien die Bergleute der Meinung, dass die Regierung mit ihrer Entscheidung über den Anteilsverkauf gegen das Gesetz verstossen habe. Arbeitsminister Vladimir Spidla versprach bei einem Treffen mit Perlik, Verhandlungen über die Situation in der privatisierten Kohlegesellschaft Most mit dem zuständigen Industrie- und Handelsminister Miroslav Gregr zu initieren.

PRÄSIDENT HAVEL BESUCHT NORDMÄHREN

Staatspräsident Vaclav Havel ist zu einem zweitägigen Besuch der Region der nordmährischen Stadt Novy Jicin abgereist, um sich mit der dortigen Bevölkerung und ihren Problemen bekanntzumachen.. Zu diesen gehört vor allem die hohe Arbeitslosigkeit. Nach einer Besichtigung des Unternehmens Vagonka Studenka, des grössten Eisenbahnwagenherstellers im Lande, reist der Präsident nach Senov, den Standort des Reparaturwerkes Vojenske a opravarenske zavody. Hier werden Panzer vom Typ T-72 modernisert. Vorgesehen ist auch Havels Treffen mit Mitgliedern der Bürgerinitiativen in der historischen Stadt Stramberk.

HAVEL KRITISIERT TÜRKEI _ HILFE

Als "zögerlich und zumindest ungeschickt" hat am Mittwoch Vaclav Havel das Vorgehen der tschechischen Regierung bei der Gewährleistung der humanitären Hilfe für die Türkei bezeichnet. In einem Interview für den Tschechischen Rundfunk stellte er u.a. fest, dass nichtstaatliche Institutionen diese Bewährungsprobe besser bestanden hätten, da der staatliche Sektor zu kompliziert und schwerfällig sei.

GEPLANTER TÜRKEIBESUCH HAVELS VERSCHOBEN

Nach einer Information des Präsidentensprechers, Ladislav Spacek, hat Vaclav Havel seinen für Ende September geplanten offiziellen Besuch in der Türkei auf einen späteren Termin verschoben. Ursprünglich wollte Havel in die Türkei reisen, um sich vor Ort ein Bild von der Kurdenproblematik zu machen.

HUMANITÄRE HILFE FÜR DIE TÜRKEI

Zwei Maschinen der Tschechischen Armee mit humanitärer Hilfe für die Türkei an Bord haben heute Prag verlassen. Nach Mitteilung des Sprechers des Aussenministeriums, Ales Pospisil, handle es sich u.a um medizinisches Hilfsmaterial im Wert von 1,8 Mio Kronen. In einer der beiden Maschinen befanden sich auch Vorräte für einen Teil des 6. Feldlazaretts der Tschechischen Armee, das am vergangenen Montag aus Albanien in die türkische Stadt Gölcük verlegt wurde. 31 Mitglieder des medizinischen Personals, davon 17 Ärzte, stehen etwa 5 000 Stadtbewohnern wie auch anderen Menschen zur Verfügung, die in der Umgebung in Zelten wohnen

BEGINN DES NEUEN SCHULJAHRS

Einer Meldung der tschechischen Nachrichtenagentur CTK zufolge werden ab dem neuen Schuljahr insgesamt 30 tschechische Schüler in zwei Klassen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums im sächsischen Pirna am Unterricht teilnehmen. Die Tschechen lernen hier gemeinsam mit deutschen Mitschülern, die Unterrichtssprachen sind für alle Beteiligten deutsch und tschechisch. Nach Informationen von Jiri Holubec, Leiter des tschechischen Partnergymnasiums in Decin/Teschen, soll in Pirna in jedem kommenden Schuljahr eine neue bilinguale Klasse errichtet werden. Für das Jahr 2004 ist somit ein komplettes 6-jähriges Gymnasium vorgesehen.

ERZABT ANASTAZ OPASEK VERSTORBEN

Am Dienstag dieser Woche ist im bayrischen Kloster Rohr der Erzabt des Benediktiner Klosters in Prag-Brevnov, Anastas Opasek, im Alter von 86 Jahren gestorben. Das Begräbnis des 60. Abtes dieses Klosters findet am Freitag, dem 3.September , in der Erzabtei des hl.Adalbert und der hl. Margarethe in Prag statt. Sein Portrait bringen wir in unserem Beitragsblock im Anschluss an die Nachrichten.

ARCHÄOLOGEN ENTDECKEN EINZIGARTIGE SCHMUCKSTÜCKE

Einzigartige keramische Spielsachen für Kinder und Schmuckstücke aus dem 13.Jahrhundert haben dieser Tage Archäologen auf einer Baustelle in Netolice beim südböhmischen Prachatice/Prachatitz gefunden. Die Fundstücke wie z.B. eine mit brauner Glasur beschichtete keramische Reiterplastik, eine in Gestalt des Katzenkopfes angefertigte Rassel u.a. werden bald im Südböhmischen Museum in Ceské Budejovice/Budweis ausgestellt werden.