Nachrichten Mittwoch, 08. März, 2000

Tausende Besucher strömten nach Lany

Tausende Besucher aus der ganzen Republik haben am Dienstag die Gelegenheit genutzt, aus Anlass des Masaryk-Jubiläums das für die Öffentlichkeit geöffnete Schloss Lany bei Prag zu besuchen, in dem der Begründer des tschechoslowakischen Staates seinen Sitz hatte. Eine endlose Menschenschlange bildete sich bei der Besichtigung des Arbeitszimmers, wo Masaryk 1935 seinen Rücktritt erklärt hatte, bzw. vor dem Zimmer, in dem er 1937 gestorben war. Zugänglich für die Besucher war auch das Arbeitszimmer des heutigen Präsidenten Vaclav Havel.

Masaryk-Statue in Brno enthüllt

In Anwesenheit von etwa ein Tausend Zuschauern ist auch in der südmährischen Metropole Brno/Brünn ein Denkmal des ersten tschechoslowakischen Präsidenten enthüllt worden. Der Oberbürgermeister der Stadt, Petr Duchon, unterstrich im Beisein von etwa ein Tausend Zuschauern, dass Masaryk die Durchsetzung der Wahrheit als Mission seines Lebens betrachtet habe und kaum ertragen könnte, wie schwer es heutzutage sei.

Vaclav Havel für "Die Welt"

Unter der Überschrift "Der Mensch, der Staat und Gott" hat am Dienstag die deutsche Tagszeitung "Die Welt" einen Artikel des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel veröffentlicht. Der Autor befasst sich darin mit der weiteren Entwicklung der Welt im kommenden Jahrhundert und gibt seiner Vision Ausdruck, dass in Zukunft mit der Schwächung des Nationalstaats als Institution und damit auch mit der Schwächung des Prinzips der Nichteinmischung zu rechnen sei.

Katholische Kirche ändert ihre Meinung über Masaryk

Die heutige Zeit, die nicht viel Verständnis für wahre Werte habe, habe nach den Worten von Kardinal Miloslav Vlk die katholische Kirche näher an das ideelle Vermächtnis des T.G. Masaryk gebracht als dies zu seinen Lebzeiten der Fall gewesen sei. Im Kontext der Wundenheilung, der laufenden Revision der Beziehung der Kirche zum Reformator Jan Hus bzw. der neuen Reflexion der Geschichte - so Vlk für die tschechische Nachrichtenagentur CTK - sehe die Kirche Masaryk anders als in den 20-er Jahren, als es zwischen Prag und Rom Spannungen gegeben habe.

Kardinal Vlk und Premier Zeman über das Kirche-StaatVerhältnis

Dem Sprecher der tschechischen katholischen Bischofskonferenz, Daniel Hermann, zufolge, würdige die katholische Kirche die Bemühungen der sozialdemokratischen Regierung um die Lösung des Verhältnisses zwischen der Kirche und dem Staat. Über gute Erfahrungen und Erfolge - so Hermann - habe Kardinal Vlk Premier Zeman bei einem informellen Abendessen am Montag informiert. Zeman und Vlk erörterten u.a. die Frage der Registration der Kirchen und deren Zusammnearbeit mit dem Staat. Diesbezüglich bewertete Kardinal Vlk die Arbeit der Expertenkommission beim Kulturministerium sowie die Entstehung einer Arbeitskommission, die sich mit der künftigen Gestaltung der Beziehungen zwischen Kirche und Staat befassen werde, als zufriedenstellend.

Tschechien hat sich als NATO-Mitglied gut bewährt

Die Tschechische Republik, genauso wie auch Polen und Ungarn, erfüllen ihre Aufgaben als NATO-Mitglieder zur vollen Zufriedenheit der Allianz. Das sagte der Generalsekretär der NATO George Robertson der tschechischen Nachrichtenagentur CTK. Alle drei Staaten, die vor knapp einem Jahr der NATO beigetreten sind, mussten sich bereits 10 Tage nach ihrem Beitritt mit dem Kosovo-Konflikt auseinandersetzen. Trotzdem, so Robertson, haben sich die genanntenLänder bei der Erfüllung ihrer neuen Aufgabe gut bewährt.

Weitere Spekulationen über die Regierungsänderung

Der tschechische Premier Milos Zeman ist am Montag mit dem Verkehrsminister Antonin Peltram, dem Minister für regionale Entwicklung Jaromir Cisar und dem Minister ohne Portefeuille Jaroslav Basta zusammengekommen. Über das Scheiden dieser Minister aus der tschechischen Regierung wird seit mehreren Wochen spekuliert. Die erstgenannten zwei Minister bestätigten anschließend vor Fernsehkameras, dass dies auch beim Gespräch mit dem Regierungsschef Zeman erörtert worden sei. Ein ähnliches Treffen mit Innenminister Grulich fand bereits vorige Woche statt.

Vaclav Klaus zu Besuch in den USA

Der Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus hat einen Vortrag über die politische und wirtschaftliche Entwicklung an der Columbia-University in New York gehalten. Außerdem diskutierte er mit bedeutenden Unternehmern und Bankiers über Investitionsmöglichkeiten in der Tschechischen Republik. Am Dienstag war Klaus in Michigan zu Gast.

Die (Un)Zufriedenheit der Tschechen mit der innenpolitischen Lage

78 Prozent der tschechischen Bürger sind mit der gegenwärtigen politischen Situation unzufrieden. Zufriedenheit hat nur ein Fünftel der Tschechen geäußert. Das ergab die Februar-Umfrage des Prager Meinungsforschungsinstituts IVVM. Am zufriedensten sind die Anhänger der Demokratischen Bürgerpartei (ODS), Jugendliche und Geschäftsleute. Kritisch dagegen beurteilen das gegenwärtige politische Geschehen in Tschechien ältere Leute, Menschen mit niedrigem Lebensniveau und Anhänger der Kommunistischen Partei(KSCM).

Die Gewerkschaften rufen zum Warnsstreik auf

Kurz vor 9.00 Uhr morgens hat in Prag ein 15-Minuten-Warnstreik stattgefunden, veranstaltet von der Vereinigung der Selbstsständigen Gewerkschaften aus Protest gegen die sozialen Probleme. Dem Vorsitzenden der Vereinigung Bohumir Dufek zufolge waren die Hauptgründe für den Streik, an dem nach Angaben der tschechischen Nachrichtenagentur CTK etwa 200 Menschen teilnahmen, die wachsende Arbeitslosigkeit, ausgebliebene Gehaltszahlungen in vielen Betrieben und die Angst vor der bevorstehenden Renten- und Sozialreform. Die Demonstranten blockierten während des Warnstreiks die Prager Magistrale, die direkt durch die Stadtmitte oberhalb des Wenzelsplatzes führt.

Gesetzesentwurf über die Unterstützung des iranischen Atomkraftwerkes

Das tschechische Abgeordnetenhaus wird am Mittwoch Nachmittag über einen Gesetzesentwurf abstimmen, mit dem die geplanten Lieferungen von Klimatechnik der ZVVZ A.G. für das iranische Atomkraftwerk in Busehr verhindert werden sollen. Die amerikanische Aussenministerin Madeleine Albright bedankte sich während ihres Aufenthaltes in Prag bei ihrem tschechischen Amtskollegen Jan Kavan für den von der Regierung bekundeten Willen, diese Lieferungen um jeden Preis zu stoppen. Die tschechische Firma verliert durch die Nichtrealisierung des gesamten Handelskontraktes etwa 500 Millionen Kronen.

Zum Schluss noch einen kurzen Blick auf das Wetter:

Am Mittwoch wird es vor allem in den nördlichen Regionen Tschechiens bewölkt bis bedeckt sein, zu rechnen ist auch mit Regenschauern bzw. Regen. In der Nacht sinken die Temperaturen auf 5 bis +1 Grad, tagsüber steigt das Quecksilber auf 7 bis 11 Grad Celsius.