Nachrichten Mittwoch, 25. August, 1999

ENTSENDUNG DES 6. FELDLAZARETTS IN DIE TÜRKEI

Ein Ärzteteam des 6. Feldlazaretts der tschechischen Armee, das bisher im Rahmen der AFOR-Mission in Albanien eingesetzt war, ist seit Montag in der Türkei im Einsatz. Ein Teil des Lazaretts wurde in die türkische Stadt Gölcük verlegt, die von der Erdbebenkatastrofe schwer betroffen wurde. Am Dienstag wurden im tschechischen Lazarett die ersten Patienten behandelt, informierte der tschechische Botschafter in Ankara, Jozef Braun. Das tschechische Ärzteteam sorgt für etwa 5000 Leute aus der Umgebung. Am Montag schlossen sich den Ärzten auch Mitglieder der tschechischen Rettungseinheiten an, die in der Türkei bei Rettungs- und Bergungsarbeiten geholfen haben.

TSCHECHISCHES RETTUNGSTEAM KEHRT AUS DER TÜRKEI ZURÜCK

Ein Teil des tschechischen Rettungsteams einschließlich Spürhunden ist am Dienstag aus der Türkei in die Tschechische Republik zurückgekehrt. Das tschechische Rettungsteam beteiligte sich gemeinsam mit französischen Feuerwehrleuten vom Freitag bis Sonntag an den Bergungsarbeiten in den betroffenen Gebieten und hat dabei zwei lebende Menschen aus den Ruinen befreit. Am Sonntag Abend wurden die Rettungsarbeiten offiziell beendet.

NEUER VORSCHLAG DER UMWELTAKTIVISTEN IM BÖHMERWALD

Die Umweltaktivisten, die seit dem 27. Juli die Abholzung der vom Borkenkäfer angegriffenen Bäume im Böhmerwald verhindern, weichen von ihrer ursprünglichen Forderung ab, das Holzfällen im ganzen Kernbereich Trojmezna zu stoppen. Sie führen dies in einem Vorschlag an, der am Montag Abend der Verwaltung des Nationalparks Sumava zugestellt wurde. Die beiden Seiten sollen sich am Freitag zu Verhandlungen über diesen Vorschlag treffen. "Wir schlagen die minimal ertragbare Variante vor - d.h. das Regime ohne Eingriffe mindestens in den wertvollsten Waldbeständen zu erhalten, konkret auf dem Gebiet des früheren Naturschutzgebietes Trojmezna hora, was etwa die Hälfte des Kernbereichs Trojmezna darstellt," steht im Dokument der Umweltaktivisten.

PROTEST DER BERGLEUTE AUS MOST

Etwa 150 Bergleute der Kohlegesellschaft Most/Brüx wollen am Mittwoch vor dem Schloß Kolodeje, wo eine Kabinettssitzung stattfinden wird, ihren Protest gegen den Verkauf des Staatsanteils in der Gesellschaft äußern. "Wir haben den Verdacht, dass die Regierung durch diese Entscheidung gegen das Gesetz verstoßen hat," sagte dazu der Gewerkschaftsleiter der Bergrube, Vladimir Perlik. Er fügte hinzu, dass der Verkauf ohne Auswahlverfahren verlief und die Berggrube einem vorher bestimmten Besitzer für einen zu niedrigen Preis verkauft worden sei.

VACLAV KLAUS KRITISIERT DIE PRESSE

Der Vorsitzende der Demokratischen Bürgerpartei (ODS), Václav Klaus, hat die Tageszeitungen Mlada fronta Dnes und Lidove noviny beschuldigt, die Veröffentlichung einer Anzeige seiner Partei vor der bevorstehenden Ergänzungswahl zum Senat abgelehnt zu haben. Die ODS sei dadurch geschädigt worden, sagte Klaus. Er halte dies für eine politische Entscheidung und eine Form der Zensur, fügte er hinzu. Der Chefredakteur der Mlada fronta Dnes und der stellvertretende Chefredakteur der Lidove noviny wiesen die Beschuldigung zurück. Die Lidove noviny wird die Anzeige am Mittwoch abdrucken, in der Mlada fronta Dnes sei sie nicht aus politischen Gründen abgelehnt worden, sondern weil sie nicht korrekt sei und einen Gegenkandidaten verunglimpfe, sagte der Chefredakteur des Blattes.

PRAGER SOZIALDEMOKRATEN UNTERSTÜTZEN IHREN KANDIDAT

Der Prager regionale Ausschuß der Tschechischen Sozialdemokratischen Partei sprach Montag Abend dem sozialdemokratischen Kandidaten für die Senatswahlen, Karel Srp, sein Vertrauen aus. Srp stehe im Verdacht, bei der kommunistischen Staatspolizei mitgearbeitet zu haben. Srp informierte daraufhin die Medien, dass er Anklage gegen das Innenministerium bezüglich seiner Lustration erhoben hat. Er erklärte, seine Arbeit war gegen das totalitäre kommunistische Regime gerichtet, er habe das Regime nicht unterstützt und er sei für seine Tätigkeit seinerzeit verurteilt worden. Dies wäre nicht möglich, wenn er ein Agent der Staatspolizei gewesen wäre.

PRÄSIDENT HAVEL HAT NEUE GESETZE UNTERZEICHNET

Präsident Vaclav Havel hat am Montag eine Serie der Gesetze unterzeichnet, die im Sommer vom Senat verabschiedet worden sind. Darunter war auch das Gesetz über die Staatsbürgerschaft, das den im Ausland lebenden Landsleuten ermöglicht, die tschechische Staatsbürgerschaft zurückzugewinnen. Havel verstehe dieses Gesetz als einen Schritt zur Verbesserung der Beziehung der Tschechischen Republik zu ihren Landsleuten, informierte am Montag sein Pressesprecher.

NATO-REPRÄSENTANT IN PRAG ERWARTET

Zu einem Besuch in der Tschechischen Republik wird der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Guido Venturoni, am Mittwoch in Prag erwartet. Der italienische Admiral, der im Frühjahr den deutschen General in der Funktion des Ausschussvorsitzenden ablöste, wird als führender NATO- Repräsentant erstmals offiziell mit hochrangigen tschechischen Militärs und Politikern zusammentreffen. Venturoni wird dabei u.a. Gespräche mit dem tschechischen Verteidigungsminister Vladimir Vetchy und dem Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus führen.

HOLOCOUST-KONFERENZ IN PRAG

Die Juden, die als Kinder den Holocoust überlebt haben, treffen sich am 2. September in Prag zu einer Konferenz mit den Namen "Die Brücken zum Morgen". Es handelt sich um die erste Konferenz dieser Art in einem postkommunistischen Land. Die Teilnehmer haben Gelegenheit, sich mit ihren Erfahrungen, Traumatas und Erlebnissen gegenseitig zu konfrontieren. Die Organisatoren rechnen mit mehr als 600 Gästen aus 20 Ländern der Welt.

ERZABT DER ABTEI BREVNOV GESTORBEN

Der Erzabt der Abtei Brevnov in Prag, Anastaz Opasek, ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren im niederbayerischen Rohr gestorben. Das teilte die Benediktinerabtei in Rohr mit. Opasek war während der sozialistischen Ära in der Tschechoslowakei politisch verfolgt und 1950 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. 1969 emigrierte er nach Deutschland, kehrte jedoch nach der politischen Wende 1990 in seine Heimat zurück. Der 1913 in Wien geborene Opasek galt als moralische Institution Tschechiens.

WETTER

Zum Schluß noch ein Blick auf das Wetter. Am Mittwoch wird eine Hochdruckfront das Wetter in Tschechien beeinflussen. Es wird heiter sein, in den Morgenstunden können vereinzelt Nebel auftreten. Die Nachttemperaturen liegen zwischen 11 und 7 Grad. Die Tageshöchstwerte erreichen 23 bis 27 Grad Celsius.