Nachrichten Mittwoch, 31. März, 1999

Zunächst die aktuellen Meldungen zum KONFLIKT IN JUGOSLAWIEN, der auch in Tschechien weiterhin die Gemüter bewegt:

Eine Soforthilfe von 60.000 Dollar 'das entspricht über zwei Millionen Kronen) gewährt die Tschechische Republik für die nach Albanien, Mazedonien und Montenegro geflüchtete Zivilbevölkerung der südserbischen Provinz Kosovo. "Aus dem Haushalt des tschechischen Aussenministeriums wird diese Summe auf das Konto des Internationalen Auschusses des Roten Kreuzes und des Hohen Kommissariats für Menschenrechte bei der UNO überwiesen," sagte dazu am Dienstag der Sprecher des Ministeriums Ales Pospisil auf Anfrage der Nachrichtenagentur CTK. Mit eigenen Spenden werden sich zudem die humanitäre Organisation ADRA, die Stiftung des Tschechischen Fernsehens "Menschen in Not" und die Abgeordneten der Freiheitsunion an der humanitären Hilfe für die von Haus und Hof vertriebenen Kosovo-Albaner beteiligen. Die Parlamentsfraktion der Freiheitsunion hatte zuvor die tschechische Regierung aufgerufen, infolge der Situation in der jugoslawischen Provinz Kosovo und in den benachbarten Staaten Albanien und Mazedonien Voraussetzungen zu schaffen für eine aktive Hilfe gegenüber den Flüchtlingen aus dem Kosovo-Gebiet. Gleichzeitig forderte sie das Kabinett auf, Vorbereitungen für das merkliche Anwachsen der Migration in die Tschechische Republik zu treffen. In einem Schreiben an seinen Amtskollegen Vaclav Havel hat US- Präsident Bill Clinton dem tschechischen Staatsoberhaupt für dessen Unterstützung des NATO-Angriffs in Jugoslawien gedankt. "Die Solidarität der Verbündeten nahm eine Schlüsselstellung bei der Unterstützung der diplomatischen Bemühungen für eine friedenliche Lösung der Kosovo-Krise ein. Diese Solidarität ist jedoch ebenso grundsätzlich für die Durchführung der Luftoperationen," schreibt Clinton Havel in dem Brief, dessen Text der Nachrichtenagentur CTK am Dienstag durch die Präsidialkanzlei übermittelt wurde. Nach seiner Audienz bei Präsident Vaclav Havel am Dienstag in Prag sagte der Botschafter Mazedoniens mit Sitz in Wien, Ognen Maleski, gegenüber CTK, dass sein Land beabsichtige, so schnell als möglich der NATO beizutreten. Darüber hinaus verlautbarte Maleski, sein Land verspreche sich vom April- Summit der NATO in Washington, dass Länder wie Mazedonien, Slowenien, Bulgarien und Rumänien die Ankündigung erhalten, "in naher Zukunft" Mitglieder der Allianz werden zu können. Der Mord an einem 39jährigen Kosovo-Albaner am Montag in Prag hat keinen Zusammenhang mit den gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Kosovo-Krise. Wie die Sprecherin der Prager Polizei, Eva Brozová, dazu am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK bekanntgab, sei das Tatmotiv vielmehr ein langanhaltender Streit zwischen der Familie des Opfers und dem Täter gewesen. Der 39jährige wurde nach einer Demonstration für eine Friedenslösung im Kosovo von einem 37jährigen Kosovo-Albaner mit mehreren Schüssen in die Brust getötet. Die Demonstration auf dem Prager Friedensplatz sei aber den Worten tschechischer Abgeordneter zufolge von der Polizei verhältnismäáig gut beherrscht worden. Die Mehrzahl der Gesetzgeber teilte auf Befragen der Nachrichtenagentur CTK am Dienstag mit, dass man der Polizei diesen Zwischenfall nicht ankreiden könne. Weitere Abgeordnete äusserten sich nicht zu dieser Angelegenheit mit der Begründung, sie haben keine ausreichende Information zu diesem Vorfall. Die Demokratische Bürgerallianz 'ODA) ist bereit im Parlament eine mögliche Entsendung von Einheiten der Tschechischen Armee nach Jugoslawien im Rahmen der NATO-Streitkräfte zu unterstützen. Dazu hatte Verteidigungsminister Vladimir Vetchy bereits am Montag vor Journalisten ausgesagt, dass die tschechische Regierung bisher noch nicht über eine mögliche Entsendung von Bodentruppen in das Gebiet der Bundesrepublik Jugoslawien im Rahmen einer möglichen NATO-Operation zu Lande verhandelt hat. Das Kabinett von Milos Zeman beabsichtige sich erst dann mit dieser Frage zu befassen, wenn solch eine Möglichkeit von der Allianz ernsthaft in Erwägung gezogen werde, sagte der Verteidigungsminister weiter. Die katholische Kirche in Tschechien unterstütze den Worten ihres Sprechers Daniel Herman zufolge prinzipiell eine gewaltfreie Lösung des Konfliktes. "Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, ist Gewalt ist die letzte Art und Weise zur Lösung des Konflikts," sagte Herman der CTK im Zusammenhang mit den NATO-Militäroperationen in Jugoslawien. Sein Bedauern über den NATO-Angriff gegen Jugoslawien drückte in einem Gespräch für CTK am Dienstag auch der Bischof der tschechoslowakisch-hussitischen Kirche in Brno, Vratislav Stepanek aus. Seiner Meinung nach ist es nicht eindeutig sicher, ob die Bombardierungen die komplizierte Situation in diesem Teil der Welt lösen werden. Soweit zum Jugoslawien-Konflikt, und nun weitere Meldungen:

HAVEL BEGRÜSST NOCH MEHR INVESTITIONEN FÜR TSCHECHIEN

Ausländische Investitionen in die Tschechische Republik könnte es den Worten von Präsident Vaclav Havel zufolge bedeutend mehr geben als bisher. "Die Tschechische Republik hat gro3es Interesse an ausländischen Investitionen schon aus mehr als verständlichen Gründen und gleichzeitig wäre sie erfreut, wenn die Richtungen, aus denen die Investitionen kommen, verschiedene und die Kontakte sehr weitläufige wären," sagte der Präsident anlässlich seines Treffens mit mehr als zwanzig Vertretern der schwedischen Wirtschaft am Dienstag auf der Prager Burg. Der Chef der schwedischen Delegation und Vorsitzende der Investitionsgruppe AB Peter Wallenberg hatte sich in einem am Dienstag von der Tageszeitung "Hospodarske noviny" veröffentlichenten Artikel dahingehend ausgesprochen, dass das Rechtssystem der Tschechischen Republik für westeuropäische Investoren undurchsichtig sei und die Gerichtsbarkeit sowie die staatlichen Organe auf einem unzureichenden Niveau stünden. Seit seinem letzten Besuch vor zwei Jahren lie3e sich jedoch ein deutlicher Fortschritt in Tschechien erkennen, äusserte Wallenberg weiter. Die Delegation schwedischer Wirtschaftsbosse hält sich derzeit zu einem dreitägigen Informationsbesuch in Tschechien auf.

BÄNKER PROGNOSTIZIEREN INFLATION VON BIS ZU 3,6 PROZENT

Die Tschechische Nationalbank prognostiziert für dieses Jahr ein Anwachsen der Inflation in einem Ausmaá von 2,7 bis 5,2 Prozent und somit eine durchschnittliche Inflation für 1999 von 2,7 bis 3,6 Prozent. Gleichzeitig werde sich die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes im Intervall von -1,5 bis 1,0 Prozent bewegen und die Arbeitslosigkeit werde sich zu Jahresende um die zehn Prozent bewegen. Dies teilten Vertreter des Bankenrats der Nationalbank auf ihrem Treffen mit Analytikern am Dienstag in Prag mit.

SIEBEN VERLETZTE BEI HAVARIE AN TSCHECHISCH-DEUTSCHER GRENZE

Sieben Personen sind am Dienstagvormittag auf der sächsischen Seite der tschechisch-deutschen Grenze verletzt worden, als das Au