Nachrichten Montag, 03. Juli, 2000
Zeman/Kühnl: Absage an Forderungen Österreichs und Haiders Aussagen
Der tschechische Premier Milos Zeman und der Vorsitzende der oppositionellen Freiheitsunion Karel Kühnl haben am Sonntag klar und deutlich die Forderung Österreichs abgelehnt, nach der die Alpenrepublik in das abschließende Genehmigungsverfahren zur Inbetriebnahme des südböhmischen Kernkraftwerks Temelin eingegliedert werden wollte. Wie Zeman in einer Sendung des privaten Fernsehkanals Nova betonte, werde der Atommeiler jenen Sicherheitsstandards unterliegen, wie sie im westlichen Europa gelten.
Karel Kühnl wiederum hob hervor, es sei völlig ausgeschlossen, dass ein fremder Staat über die Inbetriebnahme oder Nichtinbetriebnahme eines Kernkraftwerks mitzuentscheiden habe. Kühnl lehnte es zudem ab, dass die Fertigstellung von Temelin mit dem Beitritt der Tschechischen Republik in die Europäische Union in Verbindung gebracht werde.
Beide Politiker verwahrten sich des weiteren gegenüber den jüngsten Äußerungen des ehemaligen Vorsitzenden der Freiheitspartei Österreichs Jörg Haider, der in einem Interview für die österreichische Boulevardzeitung "Täglich Alles" damit gedroht hatte, dass er die institutionellen Reformen und die Erweiterung der EU nach Osten hin blockieren werde. Wie Zeman vor Journalisten sagte, diskreditieren Haiders Äußerungen nicht nur ihn, sondern auch die FPÖ, mit der sich Haider identifiziere, und sie seien ein indirekter Beweis dessen, dass die Sanktionen der Europäischen Union gegenüber Österreich ihre Berechtigung haben.
Umzug bildete Höhepunkt des XIII. Sokol-Turnfest in Prag
Der Umzug von rund 20.000 Sokol-Turnern aus Tschechien und aus dem Ausland durch die Prager Innenstadt bildete am Sonntag Vormittag den Höhepunkt des XIII. Großen Turnfestes der Tschechischen Sokolgemeinde. Mit einer abschließenden Turnparde im Evzen-Rosicky-Stadion ging die Veranstaltung des ältesten tschechischen Turnvereins am späten Sonntag Nachmittag zu Ende.
Landwirte sollen 7 Milliarden Kronen für Ernteschäden erhalten
Ersten gesamtstaatlichen Schätzungen zufolge wird die landwirtschaftliche Ernte in der Tschechischen Republik in diesem Jahr bei allen Pflanzenarten schlechter als in den zurückliegenden Jahren ausfallen. Die Ursache dafür sind die langanhaltende Dürre und die schweißtreibenden Temperaturen in den Frühlingsmonaten. Aus diesem Grund wird Landwirtschaftsminister Jan Fencl bei der Regierungssitzung am 12. Juli auch die Bereitstellung von sieben Milliarden Kronen (ca. 400 Millionen Mark) zur Schadensregulierung für die tschechischen Landwirte beantragen, meldete die Nachrichtenagentur CTK am Samstag.
Minimallohn seit 1. Juli höher als soziales Lebensminimum
Mit Wirkung vom 1. Juli wurde der für einen erwachsenen Arbeitnehmer in Tschechien monatlich zu zahlende Minimallohn um 500 Kronen auf nunmehr 4.500 Kronen (ca. 240 Mark) angehoben. Nach Abzug der steuerlichen und sozialen Beiträge verbleiben einem entsprechenden Arbeitnehmer 3783 Kronen (ca. 200 Mark) netto, womit er noch um 13 Kronen über dem als Sozialhilfefall eingestuften Lebensminimum von 3770 Kronen liegt. Die tschechische Regierung, die die Erhöhung im Mai d.J. bewilligte, will damit erreichen, dass Arbeitslose sich wieder vermehrt um eine Erwerbstätigkeit bemühen und sich nicht nur auf den Erhalt der Sozialhilfe beschränken.
Akzeptanz für Gays und Lesben in Tschechien rapid gestiegen
Innerhalb der zehnjährigen Tätigkeit der Vereinigung organisierter homosexueller Bürger (SOHO) ist die Akzeptanz gegenüber Gays und Lesben von zehn Prozent auf inzwischen 70 Prozent in der tschechischen Bevölkerung gestiegen. Diese Entwicklung stellt das wichtigste Ergebnis der Arbeit der Vereinigung dar, sagte SOHO-Präsident Jiri Hromada während der 40. Tagung des SOHO-Parlaments am Samstag in Prag vor Journalisten. Die Tagung war ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum der Gay- Bewegung in der Tschechischen Republik.
Shakespeare-Sommerfestspiele feierlich auf der Prager Burg eröffnet
Mit der Aufführung der Komödie "Die gezähmte böse Frau" unter der Regie von Vladimir Strnisk wurden am Samstag Abend die diesjährigen Shakespeare- Sommerfestspiele auf der Prager Burg eröffnet. Bis zum Ende des Festivals am 9. September stehen insgesamt fünf Shakesperare-Dramen auf dem Spielplan.
Ebenfalls am Samstag ist das Prager Philharmonie-Orchester unter der Leitung von Jaroslav Brych zu einer 30-tägigen Konzertreise nach Deutschland und Israel aufgebrochen. Hierbei wird es in 14 gemeinsamen Konzerten mit der Israelischen Philharmonie u.a. das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach und das Deutsche Requium von Brahms aufführen.
Das waren die Meldungen. Hören Sie nun wieder neue, interessante Beiträge aus unseren Rubriken Schauplatz und Kultur.