Nachrichten Montag, 04. Oktober, 1999
Havel: Tschechien muss kommunistische Vergangenheit analysieren
Tschechien hat sich nach Ansicht von Staatspräsident Vaclav Havel noch nicht genügend mit seiner kommunistischen Vergangenheit befasst. Er halte es für wichtig, die Geschehnisse vor der sogenannten Samtenen Revolution 1989 aufrichtig zu analysieren und kommunistische Straftaten zu ahnden, sagte Havel am Sonntag in einer Sendung des tschechischen Privatsenders "Prima". Dabei ginge es nicht um eine politische Hexenjagd, sondern um einen Akt historischer Hygiene, betonte der 62jährige.
Weitaus mehr störe ihn aber, dass in Tschechien eine Zukunftsvision fehle. Der Gesellschaft werde keine klare Vorstellung angeboten, in welche Richtung sich das Land entwickeln solle, sagte Havel. Seit 1989 habe er daher zahlreiche Regierungsentscheidungen als zufällig empfunden.
Anzahl bei der Untersuchung kommunistischer Verbrechen erhöht sich
Das tschechische Amt zur Dokumentation und Untersuchung kommunistischer Verbrechen (UDV) hat bis einschließlich Sonntag Strafverfolgung gegen 94 Personen eingeleitet, die sich vermutlich derartiger Straftaten schuldig gemacht haben. Das sind um acht Personen mehr als bis zum Ende des letzten Jahres. Gegen 78 der beschuldigten Personen haben die Ermittler des Amtes Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft erhoben, wobei gegen 41 von ihnen ein entsprechender Strafantrag bereits ausgearbeitet wurde.
Wie der Sprecher des UDV Jan Srb gegenüber der Nachrichtenagentur CTK mitteilte, prüfen die Ermittler derzeit 153 weitere Fälle, bei denen mit der Einleitung einer Strafverfolgung zu rechnen sei. Das ist mehr als die doppelte Anzahl im Vergleich zum Jahresende 1998, wo in 71 solcher Fälle Ermittlungen angestellt wurden.
Necas: Kündigung des Oppositionsvertrages nicht ausgeschlossen
Der Vizevorsitzende der ODS-Fraktion im Abgeordnetenhaus Petr Necas hat die Möglichkeit der Kündigung des sogenannten Oppositionsvertrages nicht ausgeschlossen. Dieser Vertrag war nach den letztjährigen Parlamentswahlen zwischen den siegreichen Sozialdemokraten und der stärksten Oppositionspartei, der ODS, geschlossen worden, um einer sozialdemokratischen Minderheitsregierung die Kabinettsbildung zu ermöglichen. "Die gegenwärtige Regierungsweise der Sozialdemokraten hat eher einen destabilisierenden Charakter und steht somit im Widerspruch zum Geist des Oppositionsvertrages, der geschlossen wurde mit dem Ziel, die politische Situation in der Tschechischen Republik zu stabilisieren," sagte Necas auf einer Pressekonferenz in Brno/Brünn.
Diesen Argumenten widersprach der Chef der sozialdemokratischen Senatoren Zdenek Vojir, indem er auf die Aussage von Petr Necas mit den Worten reagierte, dass der Oppositionsvertrag noch immer den in seinem Namen verankerten Gedanken zur Bildung eines stabilen politischen Umfeldes voll und ganz Rechnung trage.
4. Treffen der neuen NATO-Mitglieder Tschechien, Polen und Ungarn
Nach halbjähriger Mitgliedschaft in der NATO treffen sich am Montag in Budapest die jeweiligen Parlamentsausschüsse für Außen- und Verteidigungspolitik der Tschischen Republik, Polens und Ungarns zum bereits vierten Male, um Erfahrungen auszutauschen und um ihre gegenwärtige Stellung im Nordatlantischen Bündnis zu erörtern. Zu dem zweitägigen Treffen in der ungarischen Metropole sind zudem verteidigungs- und außenpolitische Experten aus der Slowakei geladen.
Prager Liga gegen Krebs nimmt erstmals an Anti-Krebs-Woche teil
Die Europäische Anti-Krebs-Woche, die am Sonntag eröffnet wurde, ist in diesem Jahr auf eine Kampagne gegen das Rauchen unter den Jugendlichen ausgerichtet. Zum ersten Mal hat sich auch die Prager Liga gegen Krebs dieser Aktion angeschlossen. Sie will dabei mit zwei Präventivprogrammen zur Aufklärung unter den Jugendlichen beitragen. Die Anti-Krebs-Woche findet bis Samstag, den 9. Oktober statt.
"PanTau"-Kameramann Emil Sirotek in Prag gestorben
Der Kameramann tschechoslowakischer Fernsehserien wie "Die Märchenbraut" und "Die Tintenfische aus dem zweiten Stock", Emil Sirotek, ist tot. Der populäre Künstler starb am Freitag im Alter von 62 Jahren in Prag, berichteten Prager Rundfunksender am Sonntag.
Sirotek hatte mit seiner kreativen Kameraführung in den 70er Jahren wesentlichen Anteil daran, dass Fernsehserien aus der CSSR in Zusammenarbeit mit dem Ersten Deutschen Fernsehen (ARD) international ein künstlerischer und finanzieller Erfolg wurden. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere drehte er 1988 einen vielbeachteten Spielfilm über die legendäre Kinderfigur "Pan Tau".
Und abschließend die Wetteraussichten:
Am Montag wird es in der Tschechischen Republik zunehmend bewölkt sein. Es ist mit Niederschlägen zu rechnen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch Werte zwischen 13 und 17 Grad Celsius.
Die weiteren Aussichten:
Am Dienstag und Mittwoch setzt sich die Abkühlung fort. Die Nachttemperaturen liegen dabei zwischen 12 und 5 Grad, als Tageshöchstwerte werden lediglich 10 bis 14 Grad Celsius erwartet.