Nachrichten Montag, 10. Januar, 2000
Willkommen bei Radio Prag, heute mit Schauplatz und dem Kulturmagazin. Zu Beginn die Nachrichten mit Andrea Kopelentova.
Grosse Koalition zwischen CSSD und ODS ausgeschlossen
Die Verhandlungen zwischen der Regierungspartei CSSD und der ODS, der stärksten Oppositionspartei, werden auch nach dem Treffen ihrer Spitzenvertreter vom Freitag fortgesetzt. Im Verhandlungsmittelpunkt stehen der dritte Haushaltsentwurf der Sozialdemokraten für 2000 und eine Kabinettsveränderung. Die Parteiführung der Sozialdemokraten hat sich bereits am Samstag mit den Ergebnissen des Freitagstreffens auseinandergesetzt. Wie Regierungs- und Parteivorsitzender Milos Zeman am Samstag erklärte, will die Parteiführung einen eigenen Entwurf für ein Rahmenabkommen mit der ODS vorbereiten. Näheres über die politischen Forderungen der ODS gab Zeman nicht bekannt. Die Erwägungen seien - so Zeman - zur Zeit allgemeiner Art und nicht unakzeptabel. Zeman wiederholte, dass der Inhalt des Regierungsprogramms allerdings eine nicht überschreitbare Grenze für die Kompromissbereitschaft der Sozialdemokraten darstelle. Der sozialdemokratische Fraktionschef Stanislav Gross hatte bereits mehrmals erklärt, dass ein Kompromiss mit der ODS nicht zu Lasten des eigenen Wahlversprechen im sozialen Bereich gehen dürfte. Die ODS wird sich am Dienstag mit dem Inhalt des Freitagtreffens befassen. Sowohl Zeman als auch Vaclav Klaus von der ODS hatten bereits am Freitag erklärt, die Verhandlungen im Interesse des Staates zu führen. Die meisten Parteipolitiker schliessen eine Grosse Koalition von CSSD und ODS aus. Für kommenden Freitag wurde das nächste Treffen für die Delegationen beider Parteien angesetzt.
Differenzen in CSSD
Die Differenzen zwischen dem Chef der Sozialdemokraten Milos Zeman und seiner Vizen, Petra Buzkova, dauern an. Petra Buzkova, auch zuständig für die Medienpolitik der Partei, war von Parteichef Milos Zeman kritisiert worden, unfähig zu sein, die positiven Ergebnisse der Regierungsarbeit öffentlich präsentieren zu können. Buzkova dagegen erarbeitete für die Sitzung der Parteiführung am Samstag einen Bericht, in dem sie eine Reihe selbstverschuldeter Parteiskandale analysierte, wie beispielsweise die Unterstellung von Regierungschef Zeman, Ex-Aussenminister Josef Zieleniec habe staatliche Gelder und Journalisten für die Aufbesserung seines Images missbraucht. Die Partei - so Buzkova - sollte aus ihren Skandalen die richtigen Konsequenzen ziehen. Buzkova verwies ihrerseits darauf, dass der Exekutivrat der Partei ihren Bericht ohne Gegenstimmen angenommen hat.
Initiative "Danke, Ihr könnt gehen" könnte Wahlen gewinnen
Die Bürgerinitiative "Danke, Ihr könnt gehen", die am Samstag von ehemaligen Studentenführern der Samtenen Revolution in Protest gegen die derzeitige Politik von CSSD und ODS gegründet worden war, wird Worten eines ihrer Initiatoren zufolge kommende Woche registriert werden. Einer jüngsten Meinungsumfrage des Instituts Sofres-Factum zufolge, hätte die Initiative Chancen, die nächsten Parlamentswahlen zu gewinnen. Allerdings ginge der Sieg auf Kosten der derzeit jüngsten Parlamentspartei - der Freiheitsunion -, die eine Splitterpartei der ODS ist. Rund zweihunderttausend Bürger hatten sich der Rücktrittsforderung der ehemaligen Studentenführer im November letzten Jahres angeschlossen und damit eine breite öfffentliche Diskussion vor allem über das Tolerierungsabkommen zwischen Regierungspartei und Oppositionspartei ODS entfacht.
Züge Richtung Ungarn enden an der slowakisch-ungarischen Grenze
In Ungarn streiken die Eisenbahner. Deshalb werden alle Züge von Tschechien nach Ungarn an der slowakisch-ungarischen Grenze enden, und zwar ab Sonntag Mitternacht. Dies erklärte der Sprecher der Tschechischen Eisenbahnen , Zdenek Cela, am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagenut ctk. Auch die slowakische Seite wird den Verkehr so organisieren, dass der Grossteil der Internationelen Schnellzüge und Personenzüge nach Ungarn an der Grenze endet und von dort aus wieder zurückfähr. Der Streik der ungarischen Eisenbahner soll bis Mittwoch Mitternacht dauern.
"Rosa Munde" zum Lied des Jahrhunderts gekürt
Das Volkslied "Rosa Munde" aus der Feder von Jaromir Vejvoda gewann die Umfrage zum beliebtesten Lied des Jahrhunderts, die von Familiennachfolgern des Autors in Zusammenarbiet mit dem tschechischen Dirigenten des Rundfunkorchesters Libor Pesek organsiert worden war. "Rosa Munde" oder "Skoda lasky" ist das meistgespielte tschechische Lied auf der Welt und wurde erstmals 1934 registriert. Unter dem Titel "Modranska polka" war es bereits Jahre vorher entstanden.
Sport
Der Titel des Landesmeisters im Cyklokross der Senioren ging erstmals an den vierundzwanzigjährigen Petr Dlask aus dem Team von Author Expandia. Der zwanzigjährige Martin Stepanek wurde am Sonntag Landesmeister im Hallentennis der Herren. Und was die Bedingungen für die Liebhaber des Wintersports angeht, bieten die Gebirge in Mähren mehr Schnee als die in Böhmen.