Nachrichten Montag, 15. März, 1999

Albright zum tschechischen Nato-Beitritt

Die amerikanische Aussenministerin Madeleine Albright hat den Bürgern der Tschechischen Republik zur Mitgliedschaft des Landes in der nordatlantischen Allianz gratuliert. In gutem Tschechisch sagte die tschechischstämmige US-Ministerin am Samstag im Tschechischen Fernsehen, es sei von grösster Wichtigkeit, dass nun auch die Tschechen in der Allianz seien. Auf die Frage, ob die USA es gegebenenfalls nicht bedauern würden, wenn die Tschechische Republik sich als neues Nato-Mitglied auf die Seite Frankreichs stelle, das sich für einen stärkeren europäischen Pfeiler der Nato einsetze, antwortete Madeleine Albright, die USA seien für eine europäische Identität, allerdings innerhalb der Nato und nicht ausserhalb von ihr.

Der Vorsitzende des parlamentarischen Verteidigungs- und Sicherheitsausschusses, Petr Necas, hat im Hinblick auf den am Freitag vollzogenen Nato-Beitritt der Tschechischen Republik vor einer billigen Euphorie gewarnt. Im TV-Sender Prima sagte Necas am Sonntag, der Nato-Beitritt bedeute in allererster Linie eine Menge Arbeit. Es werde noch mindestens zehn Jahre dauern, bis die tschechische Armee sich den Standards der Allianz angepasst habe. Necas plädierte des weiteren für eine weitere Nato-Erweiterung in Richtung Osten.

Die offiziellen Feierlichkeiten zum Nato-Beitritt der Tschechischen Republik fanden am Samstag abend ihren Höhepunkt, als der Generalstabschef der tschechischen Armee, Jiri Sedivy, im Spanischen Saal der Prager Burg den Armeeball eröffnete, zu dem 1000 Gätse aus dem In- und Ausland geladen waren. Der Festabend stand unter der Schirmherrschaft des tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel. Viele der Ballgäste mussten auf dem Weg zur Burg eine Gruppe zumeist junger Demonratnen passieren, die mit einem Pfeiffkonzert und Parolen wie "Genug mit Krieg" und "Genug mit Havel" gegen den Nato-Beitritt des Landes protestierten. Bereits am Samstag nachmittag hatten Mitglieder und Sympathisanten der kommunsitischen Jugendbundes im Prager Zentrum gegen die Nato- Mitgliedschaft demonstriert.

Klaus beendet Indien-Besuch

Eine Delegation tschechischer Abgeodneter unter der Leitung von Parlamentspräsident Vaclav Klaus ist am Samstag zum Abschluss ihres einwöchigen Indienbesuchs in Bombay mit dem Gouverneur des indischen Bundesstaats Maharashtra, P.C. Alexander, zusammnegtroffen. Gesprächsthemen waren die politische Entwicklung in der Tschechischen Republik sowie die bei der Teilung der Tschechoslowakei gewonnenen Erfahrungen. Die tschechische Abgeordnetendelegation war im Laufe ihres Indien-Besuchs mit einer Reihe wichtiger Vertreter aus Regierung und Parlament zusammengetroffen.

Republikaner - 60. Jarestag der deutschen Okkupation

Rund 200 Repräsentanten und Sympathisanten der rechtsradikalen Republikanerpartei haben am Samstag im Rahmen einer Demonstration auf dem Prager Wenzelsplatz des 60. Jahrestags der Okkupation Böhmens und Mährens durch das nationalszialistische Deutschland gedacht. Während der einstündigen Ansprache des Republikaner-Chefs Miroslav Sladek versammelte sich unweit dieser Kundgebung eine rund 50-köpfige Anarchistengruppe, die gegen die Ansichten der Republikaner agitierte. In einem jedoch herrschte auf beiden Seiten Übereinstimmung: Sowohl Republikaner als auch Anarchisten lehnten den Nato-Beitritt der Tschechischen Republik lautstark ab. Dank eines Grossaufgebots der Polizei kam es zu keinen nenenswerten Auschreitungen.

Prerov - Explosion

Noch immer unklar ist, wie es am Freitag abend in der Polizeiwache im nordmährischen Prerov zur Explosion einer Spremgladung kommen konnte, bei der sechs Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Ein Polizist schwebt zur Stunde noch in Lebensgefahr. Die Polizeibeamten hatten den Sprengkörper im Keller eines Privathauses gefunden und anschliessend in die Polizeiwache gebracht. Bei der anschliessenden Explosion wurden nicht nur die Räumlichkeiten der Polizeiwache, sondern auch Teile des anliegenden Supermarktes zerstört.

Sie hörten die Nachrichten von Radio Prag.