Nachrichten Sonntag, 02. August, 1998

Ahoj und willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, bei einer neuen halbstündigen Sendung in deutscher Sprache auf den Wellen von Radio Prag. Gute Unterhaltung und einen ungestörten Empfang wünscht Franz- Josef Balkhausen. Vor den üblichen Wochenendrubriken zunächst die Nachrichten.

Zeman verteidigt seine Äusserungen über Sudetendeutsche

Der tschechische Premierminister Milos Zeman hat seine vor einer Woche gemachten Äusserungen über die Sudetendeutsche Landsmannschaft erneut verteidigt. Er habe die Sudetendeutsche Landsmannschaft mit den tschechischen Extremisten zwar verglichen, jedoch nicht gleichgesetzt, sagte Zeman am Sonntagmittag im privaten TV-Sender Nova. Er habe lediglich darauf hinweisen wollen, dass beide Gruppierungen die tschechisch-deutsche Aussöhnungserklärung von 1997 nicht unterstützt hätten. Der tschechische Senatspräsident Petr Pithart warf dem Premier in der gleichen Sendung vor, den tschechisch-deutschen Aussöhnungsprozess beeinträchtigt zu haben. Pithart bemerkte in diesem Zusammenhang, es gäbe innerhalb der sudetendeutschen Gruppierungen auch gemässigte Kräfte. In der besagten TV-Sendung brachte Premier Milos Zeman seine Zweifel darüber zum Ausdruck, dass es bei einem diesjährigen Haushaltsdefizit von 40 Mrd. Kronen möglich sein werde, für das kommende Jahr einen ausgeglichen Staatshaushalt zusammenzustellen. Eine solcher Versuch wäre eine Aufgabe für einen Nobel- Preisträger, sagte Zeman. Nichtsdestotrotz betonte der Premier, dass seine sozialdemokratische Partei langfristig um einen ausgeglichenen Staatshaushalt bemüht sei.

Havel - Gesundheitszustand

Das Ärztekonzilium, das mit der medizinischen Betreuung des tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel betraut ist, hat für Sonntagnachmittag ein erneutes Treffen anberaumt, um den Gesundheitszustand des 61-jährigen Patienten zu bewerten. Teilnehmen soll an dieser Sitzung letzten Meldungen nach auch der am Samstag eigens aus Zürich angereiste österreicheische Anesthesist Walter Hasibeder. Wie der ebnfalls in diesen Tagen in Prag weilende österreichische Chirurg Ernst Bodner, der den Präsidneten zu Ostern in Innsbruck operiert hatte, am Samstag sagte, gleichen die neuesten Röntgenbilder denen vom ersten Operationstag, als vorübergehend Grund zur Beunruhigung bestand. Bei der Abstellung der künstlichen Beatmung waren am Samstag Komplikationen bei der Durchlüftung des rechten Lungenflügels aufgetreten. Durch intensives Absaugen konnten diese Störungen jedoch behoben werden. Der von den ärzten anfangs erwogene Luftröhrenschnitt hat sich bislang als nicht notwendig erwiesen.

Umweltminister - Hochwasserschäden

Umweltminister Milos Kuzwart, der am Samstag die von dem diesjährigen Hochwasser betroffenen Gebiete in Ostböhmen besuchte, fordert von der Regierung statt der bisherigen 250 Mio. Kronen nun eine halbe Milliarde kronen für ein entsprechendes Revitalisierungsprogramm der ostböhmsichen Wasserläufe. Den Menschen in den betroffenen Gebieten müsse - so Kuzwart - so schnell wie möglich geholfen werden.. Es müssten jedoch genaue Kriterien zur Schadensbewertung festgelegt werden, damit es weder zu Benachteiligungen noch zu übervorteilungen kommen könne. In den letzten Tagen waren Stimmen laut geworden, dass die mit knapp anderthalb Milliarden Kronen angegebene Gesamtsumme der durch das Hochwasser entstandenen Schäden zu hoch gegriffen sei. Umweltminister Kuzwart kündigte in diesem Zusammenhang an, dass genauere Zahlen in zwei Wochen zu erwarten seien.

Reepublikaner gründen Meinungsplattform

Rund zwanzig Vertreter der rechtsextremistischen Republikaner- Partei haben am Samstag in Prag eine Meinungsplattform ins Leben gerufen, die sich von der Politik des Parteichefs Miroslav Sladek distanzieren will. Die Parteispitze der Republikaner distanzierte sich ihrerseits noch am selben Tage von dem Treffen der Reformisten, das am Ende, als Sladek-Anhänger den Sitzungssal betraten, fast in eine Schlägerei auszuufern drohte und von der Polizei beendet werden musste.

Usti nad Labem - Gedenkakt

In Usti nad Labem/Aussig an der Elbe wurde am Samstag des sogenannten Aussiger Massakers gedacht, bei dem am 31. Juli 1945 angeblich viele Deutsche von tschechischen Mitbürgern von der Brücke in die Elbe gestürzt worden waren. Im Rahmen des Gedenk- und Aussöhnungsaktes warfen deutsche und tschechische Teilnehmer zwischen dem deutschen Städtchen Schönau und dem tschechischen Hrensko Blumensträusse in die Elbe.

Soweit die Nachrichten von Radio Prag.