Kein Platz für Roma-Kunst in der Prager Nationalgalerie
Milan Knizak, Direktor der Prager Nationalgalerie und Mitglied des Fernsehrates des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens, ist in die Kritik geraten. In einem Gespräch für die auflagenstärkste Tageszeitung Mlada fronta dnes hatte er im Januar u.a. gesagt, für die Werke zeitgenössischer Roma-Künstler sei in seiner Galerie kein Platz. In einem offenen Brief haben jetzt Vertreter von Roma- und jüdischen Organisationen sowie einige Künstler das Abgeordnetenhaus aufgefordert, Knizak aus dem Fernsehrat abzuberufen. Silja Schultheis berichtet.
Die Roma würden wenig an ihrer Bildung arbeiten, davon habe er sich während seiner langjährigen Tätigkeit an der Akademie der Bildenden Künste ausreichend überzeugen können, sagte der Leiter der Prager Nationalgalerie am Dienstag der Nachrichtenagentur CTK. Während der 12 Jahre, die er an der Akademie gearbeitet habe, hätte sich nicht ein einziger Roma beworben, so Knizak weiter. Trotz der Kritik, in die er im Januar aufgrund dieser und ähnlicher Äußerungen geraten war, und die ihm versteckten Rassismus vorwirft, beharrte Knizak auch Radio Prag gegenüber auf seinem Standpunkt.
"Natürlich stehe ich hinter meinen Worten. Ich bin kein Rassist und war auch nie einer. Ich halte das für eine gezielte Kampagne mit politischem, und nicht nur politischem Hintergrund."
Den Inhalt des offenen Briefes, mit dem sich jetzt Kritiker Knizaks an das tschechische Abgeordnetenhaus gewandt haben, sowie die Namen seiner Unterzeichner kennt Knizak freilich bislang nur aus der Presse. Solange er das Schreiben nicht gelesen habe, erübrige sich für ihn jeglicher Kommentar, so der Leiter der Nationalgalerie. Die Hauptforderung des offenen Briefes ist die Abberufung Knizaks aus dem Fernsehrat. Dies kommentierte der Beschuldigte gegenüber Radio Prag wie folgt:
"Wenn mich das Parlament abberufen will, soll es mich abberufen. Ich werde das natürlich respektieren. Aber auf keinen Fall werde ich diesen Prozess erleichtern und zurücktreten. Ich denke, ich bin im Fernsehrat ein vollwertiges Mitglied und sehe daher keinen Grund zurückzutreten. Das ist Sache des Parlamentes, das muss es selbst entscheiden."
Nach Informationen der Nachrichtenagentur CTK vom Dienstagabend droht Knizak bislang nicht die Abberufung auf dem Fernsehrat, da ein solcher Schritt unter den Abgeordneten nicht mehrheitsfähig wäre.
Unterdessen zeigte sich auch Präsident Vaclav Havel besorgt über Knizaks Äußerungen und teilte dies Kulturminister Pavel Dostal in einem Brief mit. Dostal will nun mit Knizak verhandeln, hat jedoch laut CTK nicht vor, den Urheber der umstrittenen Äußerungen von seiner Funktion im Fernsehrat abzuberufen.