Havel im tschechischen Parlament
Vielleicht zum letzten Mal in seiner Amtszeit besuchte Präsident Vaclav Havel am Mittwoch eine Sitzung des tschechischen Parlaments, um dort vor den Abgeordneten zu sprechen. Der Auftritt Havels vor den Volksvertretern war mit einiger Spannung erwartet worden. Warum dies so war, und wie die Parlamentssitzung schließlich verlaufen ist, das erfahren Sie im folgenden Bericht von Gerald Schubert:
In seiner Rede war Havel zuvor hauptsächlich auf die angepeilte Mitgliedschaft Tschechiens in der Europäischen Union eingegangen. Bezüglich der Abhaltung eines Referendums zum EU-Beitritt, das ja erst am Dienstag vom Parlament in erster Lesung abgesegnet worden war, sprach sich der Präsident für eine Koordinierung des Termins mit den anderen Beitrittskandidaten aus. Warum erscheint ihm gerade dieser Punkt besonders wichtig?
"Keineswegs deshalb, weil ein Referendum das andere beeinflussen sollte, sondern vor allem deshalb, weil wir dadurch signalisieren würden, dass wir kommunikationsfähig sind. Dass wir als Staat dazu in der Lage sind, uns mit anderen Staaten zu koordinieren. Dies ist für die Europäische Union eine ungeheuer wichtige Botschaft."
Und grundsätzlich meinte der Präsident zur EU-Mitgliedschaft seines Landes:
"Ich teile die Befürchtungen mancher Leute nicht, denen zufolge die Mitgliedschaft in der Europäischen Union eine bedenkliche Bedrohung der nationalen Interessen in Form von teilweisen Verlusten der staatlichen Souveränität bedeutet. Ich glaube, dass wir souverän genug sind, und dass wir das auch als Mitglieder der Europäischen Union sein werden."