Trebon

Ich begrüße Sie sehr herzlich zu einer weiteren Ausgabe von Regionaljournal. Diesmal, da wir wieder den ersten Samstag im Monat haben, setzt Dagmar Keberlova ihre Quizreihe fort, in der sie mit ihr die schönsten Städte der Tschechischen Republik, die Städte der Tschechischen Inspiration besuchen und noch ein kleines Geschenk bekommen können. Und wohin geht es diesmal? Die siebte und gleichzeitig vorletzte Stadt heißt Trebon, die sie nicht zufällig zu dieser Jahreszeit ausgewählt hat. Warum, dies erfahren Sie nun aber schon von meiner Kollegin, der ich das Wort übergebe.

Trebon
Das erste, was mich an Trebon überrascht hat, war schon bei der Anfahrt bemerkbar. Unser Fahrer musste gleich bei der Einfahrt in die Stadt plötzlich bremsen, wobei er gar nicht schnell fuhr. Grund dazu war einer der vielen Militärbrücken, die etwas schwieriger zu überqueren sind als die normalen. Ist doch kein Krieg hier und auch keine militärischer Übungsplatz in Trebon, nein, das stimmt. Diese Brücken sind noch Reste von den starken Überschwemmungen, von denen Trebon, auch wenn nur indirekt, auch betroffen war. Aber lassen wir unsere Begleiterin vom Informationszentrum Trebon, Frau Marcela Kolarova zu Wort kommen, die uns als Augenzeuge Näheres zum Thema erzählen wird:

"Ich könnte Ihnen viele Geschichten im Zusammenhang mit den Überschwemmungen erzählen, weil diese Zeit uns wie aus den Aktionsfilmen vorgekommen ist, die niemand von uns glaubte zu erleben. Aber Trebon blieb am Ende doch unbeschädigt. Sowohl historische Denkmäler als auch Güter blieben vom Hochwasser weg, und auch keine Opfer an Menschenleben sind bei uns passiert. Es war dank der städtischen Verwaltung und auch dank der Fischer, die sich als ehrenvolle Erben des Fischer Jakub Krcin aus Jelcany sowie weiterer Fischer, die das ganze Teichsystem hier bei Trebon erbaut haben."

So sicher war es am Anfang doch wieder nicht, gibt Frau Kolarova zu. Ganze drei Tage hätte man gezittert, ob der Damm des Teichs Svet und Rozmberk nicht durchbricht. Das Wasser stieg schnell und der Durchbruch war sehr wahrscheinlich. Jeder Teich hat eine Sicherheitswasserableitung, doch Svet hatte sie nicht. Warum? Weil schon vor 100 Jahren alles gleich funktionierte wie heute, sagt Frau Kolarova. Diese Sicherheitsableitung hätte damals, wo sie im Jahre 1890 nach einem starken Hochwasser geplant war, gebaut werden. Wurde am Ende nicht, weil diese durch die Gärten der damaligen Stadträte geführt hätte. Dann wurde doch eine Lösung gefunden, erzählt Marcela Kolarova weiter:

"Die Sicherheitsableitung wurde innerhalb von einer Nacht erbaut. Das Projekt wurde sehr schnell gemacht. Der Ingenieur, Herr Sedivy, wurde direkt aus dem Krankenhaus aus Tabor, wo er gerade stationiert war, mit einem Polizeiwagen mit Blaulicht innerhalb von nicht einmal einer Stunde geholt, da die Zeit wirklich knapp war. Schon einige Kilometer nach dem Polizeiwagen war das Wasser dahinter. Bald wurde der Kanal gemacht und so wurde Trebon gerettet."

Das Hochwasser ist lange vorbei, nicht aber für alle. So sammelt der örtliche Dichter und Herausgeber Miroslav Hule Geschichten von Menschen, die er publizieren will:

"Das Hochwasser erlebe ich noch intensiv. Erst jetzt kommen die Menschen zu mir mit verschiedenen Geschichten. Ich sagte den Menschen, sie sollen ihre Erlebnisse in jeder möglichen literarischen Art beschreiben und ich sammle sie und werde sie publizieren." Miroslav Hule schreibt, Geschichten aus der Natur und Gedichte:

Eines seiner Gedichte hörten Sie soeben. Er spricht von einer Frau, Liebe und einem Spiegel, dass sich tatsächlich auf dem Hauptplatz von Trebon befindet. Seine Gedichte sind aber weniger mit Trebon verbunden, dass ist mehr der Fall seiner Prosa. Und was Miroslav Hule am meisten in seinem Verlag publiziert? Die Antwort mag etwas eingebildet zu klingen:

"Am meisten veröffentliche ich mich selbst, weil ich mich am besten verkaufe. Und ich muss nicht hohe Rabat den Prager Verlagen geben. Und ich bin praktisch ausverkauft, bis aufs letzte Buch, die vergangenen 11 sind weg. Sonst lege ich Dinge aus unserer Region auf, es gibt hier sehr viel Material, interessante Chroniken von Gemeinden um Trebon etc. Letztes Buch, was ich in der dokumentarischen Reihe publizierte, ist über Straz nad Nezarkou, wo die berühmte Sängerin Emma Destin lebte, über die ich auch ein Buch geschrieben haben."

Wenn Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, dieser Schriftsteller interessiert, sollten Sie Herr Hula zufolge auch die Chance haben, ihn auf Deutsch zu lesen, er wisse nur nicht, bei welchem Verlag seine Dinge erscheinen wären.

Trebon zu besuchen ohne bei einem einzigen gewesen zu sein wäre sehr traurig und gerade zu dieser wunderschönen Jahreszeit, wo die spannenedsten Dinge vor sich gehen. Und zwar werden Teiche abgefischt. So eins haben wir auch besucht, den Vlkov-Teich. Es war schon spät am Nachmittag und wir hatten nicht viel Hoffnung, dass wir dort noch jemanden erreichen werden. Doch ein kleiner Bursche hat uns erklärt, wir müssen einfach dem Damm entlang weiter fahren und da würden wir schon einen Fischer finden, der die Wache hält. Und so war es auch. Dort, wo das Wasser aus dem Teich abgelassen wird, stand ein grüner Wohnwagen, aus dem in den kalten Nachmittag der Rauch zum Himmel stieg. Miroslav Binder war nicht nur ein geläufiger Fischer, sondern ein Teichwächter. Was seine Aufgabe am Teich ist, hierzu mehr vom Miroslav Binder selbst:

"Das ist eigentlich ein Techniker, der sich um den Teich von allen Seiten kümmert. Er füttert die Fische und besorgt den Teich selbst. Und beim Abfischen bereitet er den Teich zu abfischen. Also er lässt das Wasser aus und bereitet es auf die Stunde genau vor, so dass wenn die Fischer dann in der Früh kommen, dass sie gleich anfangen, zu fischen." Wie sieht dann so ein Tag aus?

"Es beginnt mit dem treiben der Fische von oben nach unten. Dann werden Zäune oder Netze aufgestellt und dann gehen die Fischer durch, nehmen die Fische hinaus, sortieren die Fische und führen sie dann weg."

Dieser Teich hat alle seine Fische behalten, denn bei einigen sind bei den Überschwemmungen weggeschwommen. Gezüchtet wurden hier an die 17 000 Karpfen und weniger dann von weiteren Fischarten. Er muss unter anderem in der Nacht vor dem Abfischen aufpassen, damit keine Fische gestohlen werden. Isst man dann selbst noch Fische, wenn man sie zum Arbeitsinhalt hat? Doch, klingt die Antwort:

"Sehr gern habe ich Fische. Und wenn ich sie eine Woche lang nicht mehr esse, fehlen sie mir."

Er könne sie selber auch sehr gut zubereitet, auf verschiedene Arten, meint der Teichwächter Binder.

Und so wird das Wasser aus dem Teich abgelassen, bis teilweise trockene Flecken zu sehen sind. Die Fische würden aber nicht ersticken, beantwortet Herr Binder meine etwas naive Frage, sie würden immer dem schwundenden Wasser nachschwimmen. Der Nachmittagnebel und die bunten Bäume in allen Farben stimmen den Teich herbstlich und die Möwen sind genauso hungrig wie die am Mittelmeer. Dort werden sie "ratas del mar" genannt, also "Meeresratten", die immer oberhalb der rückehrenden Fischerboote zu sehen sind, wie sie auf den Fischabfall warten. Die am Süßwasser sind genauso, können den Morgen nicht mehr abwarten, ob für sie auch was übrig bleibt, bestätigt mir der Teichwächter, von dem wir uns verabschieden und noch einen guten Fang wünschen.

Die heutige Quizfrage lautet: Wie wird Trebon auf Deutsch genannt?

Soweit vom heutigen Regionaljournal. Die letzte Stadt, mit der wir die Quizreihe der Tschechischen Inspiration schließen werden, ist Cesky Krumlov / Krumau, in das wir Sie am ersten Dezembersamstag einladen werden. Am Mikrophon waren mit Ihnen Gerald Schubert und Dagmar Keberlova.